Lampertheim. „Ich werde wohl dicke Socken anziehen und mich auf lange Fahrzeiten einstellen“, sagt Ekkehard Rein, nachdem er sich am Mittwochabend am Infomobil der Deutschen Bahn über die Sperrung der Riedbahnstrecke im kommenden Jahr und das Ersatzangebot informiert hat. Der Lampertheimer pendelt mit dem Zug zu seiner Arbeitsstelle in der Frankfurter Innenstadt. Das ist nicht möglich, wenn die Bahn vom 1. bis 22. Januar die Strecke für vorbereitende Arbeiten und dann zwischen 15. Juli und 14. Dezember für die Generalsanierung komplett sperrt. Dann bietet die Bahn zwischen Mannheim-Luzenberg und Frankfurt-Hauptbahnhof einen sogenannten Schienenersatzverkehr mit Bussen an. „Ich werde das ausprobieren, denn das Auto ist für mich keine Alternative. Es gibt ja in der Frankfurter City keine preiswerten Parkplätze“, sagt Rein.
Schienenersatzverkehr zwischen Mannheim und Frankfurt: „ein Witz“
Auch Thomas Kopp pendelt nach Frankfurt. Er arbeitet am Flughafen in der Passagierabfertigung - Homeoffice kommt für ihn also nicht in Frage. Den geplanten Schienenersatzverkehr nennt er einen „Witz“, weil er damit nur zum Hauptbahnhof käme und dann in die S-Bahn zum Flughafen umsteigen müsste. Doch Kopp hat schon einen Plan. Da er in Ludwigshafen wohnt, will er während der Sperrung ab Frankenthal mit dem Zug über Mainz zum Flughafen fahren. Zurzeit macht er das nicht, weil das Parken in Frankenthal Gebühren kostet. „Ich fahre immer nach Lampertheim, weil ich das Auto hier kostenlos abstellen kann.“
In der Nähe des Mannheimer Hauptbahnhofs ist die Arbeitsstelle von Manuela Martinez. „Ich werde einen Plan B brauchen, denn für mich ist Zeit Geld. Ich kann nicht stundenlang unterwegs sein“, sagt die Lampertheimerin. Sie überlege, ob sie mit dem Auto zur Endhaltestelle in Mannheim-Schönau fahre und dann mit der Straßenbahn weiter zum Hauptbahnhof. „Dann muss ich zumindest nicht noch einmal umsteigen“, so ihre Idee. Patricia Semanco arbeitet in Neckarau und wird wohl den Schienenersatzverkehr nutzen und in Luzenberg in die Straßenbahn umsteigen. Ihre Sorge: dass zu den Hauptverkehrszeiten zu viel los ist und der Bus nicht zügig vorankommt. Doch ein Auto, auf das sie umsteigen könnte, hat sie nicht.
„Noch etwas ratlos“ ist Elmar Olbrich. Seine Arbeit ist in Luzenberg, da kommt er mit dem Ersatzbus theoretisch gut hin. Doch er hat Zweifel, ob das alles so klappt wie geplant. Fahrrad oder Auto sind für den Mann aus Neuschloß allerdings auch keine Alternative. „Ich werde versuchen, vermehrt Homeoffice zu machen.“ Auch Gerlinde Schweighofer hat noch keine Idee, wie sie dann am besten zur Arbeit nach Mannheim-Käfertal kommt. Zurzeit nimmt sie immer ihr Fahrrad mit, weil sie vom Bahnhof in Mannheim noch weiter muss. Eine Fahrradmitnahme ist in den Ersatzbussen allerdings nicht möglich.
Großer Informationsbedarf bei Lampertheimer Bürgern
Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn haben offene Ohren für die Fragen und Sorgen der Bahnkunden. Sie sind gut vorbereitet, haben Heizstrahler, heiße Getränke und reichlich Informationsmaterial mitgebracht. Johannes Neufeld von der DB Netze erklärt den Besuchern, was an der Strecke und den Bahnhöfen passieren wird. In Lampertheim werden beispielsweise im Januar an mehreren Stellen Fundamente für neue Lärmschutzwände errichtet. Außerdem werden während dieser drei Wochen sechs Weichen erneuert.
Während der mehrmonatigen Sperrung wird der Bahnsteig 1 komplett neu gebaut, der Vorplatz neu gestaltet, die Unterführung optisch aufgewertet, und der Bahnhof bekommt ein modernes Fahrgastinformationssystem. Die Lücken in den Lärmschutzwänden entlang der Gleise werden geschlossen, Oberleitungen und Signale sowie Weichen erneuert. Wo genau was gemacht wird, zeigt eine interaktive Karte, die im Info-Mobil auf einem Bildschirm zu sehen ist. Sie ist auch im Internet zu finden. Hier hat die Bahn alle Informationen zur Generalsanierung zusammengestellt.
Es habe durchaus Diskussionen mit den Besuchern gegeben, aber keine Beschimpfungen, sagt Cornelia Rohr, Sprecherin von DB Regio. Kritik sei beispielsweise daran geäußert worden, dass in Lampertheim die Ersatzbusse nicht den Bahnhof ansteuern sollen. „Doch diese Haltestellen sind alternativlos“, erklärt Patrick Becker. Der DB-Mitarbeiter wohnt selbst in Lampertheim und kennt die Örtlichkeiten. „Wir würden zu viel Zeit verlieren“, sagt er, und der Zustand der Straßen im Stadtkern sei ohnehin schon schlecht - auch ohne den dichten Taktverkehr, wie er dann geplant sei.
Weitere Infos unter: www.riedbahn.de
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