Lampertheim. Bislang ist die schwierige finanzielle Situation in der Stadt vor allem ein Thema in den politischen Gremien. In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, dass der Haushalt für 2026 nicht ohne weitere Einsparungen beziehungsweise Gebühren- oder Steuererhöhungen aufgestellt werden kann. Mit anderen Worten, Politik und Verwaltung müssen kreativ werden und nach Möglichkeiten suchen, die Ausgabenlast zu verringern.
Mit einer aktuellen Online-Petition rückt die Diskussion um Einsparungen nun stärker in die Öffentlichkeit. Unter dem Titel „Für den Erhalt einer professionell geführten Stadtbücherei in Lampertheim“ ruft die Initiatorin Sandra Martens seit wenigen Tagen dazu auf, die Petition zu unterschreiben. Vor allem richtet sich ihr Engagement gegen zwei Vorschläge, die von der FDP-Fraktion erstmals im Februar vorgelegt wurden.
Die Liberalen werben unter anderem dafür, die Stadtbücherei nur noch mit einer hauptamtlichen Leitung und ansonsten mit ehrenamtlichen Kräften zu führen. Der zweite Vorschlag sieht vor, die städtische Volkshochschule (vhs) aufzugeben und das Angebot in die Kreisvolkshochschule zu integrieren (wir haben berichtet).
Mehrere hundert Menschen haben die Petition mittlerweile unterzeichnet
In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung betonte Gernot Diehlmann, Fraktionschef der FDP, die Bedeutung der Stadtbücherei. Diese müsse erhalten bleiben, vor allem weil sie einen Bildungszugang für alle gesellschaftlichen Gruppe biete. Trotzdem ist aus Sicht der FDP eine Neuorganisation nötig. Daher soll der Magistrat die Zukunftssicherheit der Bücherei inhaltlich, organisatorisch und personell prüfen und mögliche Synergien mit Schulen und Kitas einbeziehen. Ein entsprechender Prüfantrag wurde mit den Stimmen von FDP, CDU und Grünen angenommen.
Ebenso wurde ein Antrag zur Prüfung der Übergabe der städtischen Volkshochschule an den Kreis Bergstraße angenommen. Trotz geplanter Veränderungen soll es keine Einschränkungen im Bildungsangebot oder höhere Kosten für Bürger geben. Die Online-Petition, die sich zunächst gegen die Vorschläge der FDP zur Stadtbücherei richtet, hatten bis Freitagmittag etwas mehr als 450 Menschen unterzeichnet.
Schwierige Kassenlage
- Politik und Verwaltung stehen vor schwierigen Beratungen zum Haushalt. Zwar wurde der Etat für 2025 nun von der Kommunalaufsicht genehmigt. Weil aber weiterhin ein Defizit besteht, hat der Magistrat eine Haushaltssperre angeordnet.
- Daher darf die Stadtverwaltung nur noch finanzielle Leistungen erbringen, zu denen sie rechtlich verpflichtet ist oder die für die Weiterführung notwendiger Aufgaben unaufschiebbar sind. wol
In der Petition heißt es dazu, noch sei in der Angelegenheit zwar nichts entschieden, „doch die Richtung ist besorgniserregend“. Bereits mit der Anpassung der Öffnungszeiten und Gebühren der Lampertheimer Kitas sei das Signal gesendet worden, Familien und Kinder müssten eine Last der Sparmaßnahmen tragen.
Droht ein massiver Rückschritt für Bildung und Teilhabe?
„Die Reduzierung auf ein Ehrenamtsmodell in der Stadtbücherei wäre ein weiterer massiver Rückschritt für Bildung, Teilhabe und die Lebensrealität von Familien in Lampertheim. Damit muss Schluss sein“, heißt es. Konkret fordert die Initiatorin der Petition „den Erhalt eines verlässlichen, professionell betriebenen Büchereibetriebs mit qualifiziertem Personal – als Investition in die Bildung und das demokratische Fundament unserer Stadtgesellschaft“. Als Orte gelebter Bildungsgerechtigkeit sei es erforderlich, dass qualifizierte Mitarbeiter den Besuchern der Stadtbücherei beratend zur Seite stehen. Gleichwohl stehe und falle ein so wichtiges Angebot mit der Verlässlichkeit.
„Ehrenamtliche Arbeit ist wertvoll, aber sie basiert auf freiwilligem Engagement – nicht auf planbarer Verfügbarkeit.“ Die Initiatoren der Petition fürchten, Öffnungszeiten könnten nicht mehr regelmäßig gewährleistet werden, Veranstaltungen kurzfristig ausfallen und die bisherige Unterstützung bei der Recherche oder Ausleihe werde künftig womöglich nicht mehr zuverlässig geleistet. „Wenn Bildungseinrichtungen unzuverlässig werden, verlieren besonders die, die am meisten auf sie angewiesen sind.“
Stadtbücherei als Ort demokratischer Bildung
Ein weiteres Argument lautet, die Stadtbücherei sei auch ein Ort demokratischer Bildung. Gerade in Zeiten gezielter Desinformation und zunehmender gesellschaftlicher Spaltung sei Medienkompetenz bedeutsam. Diese werde in der Stadtbücherei von Mitarbeitern vermittelt. Daher lauten die Forderungen an die Fraktionen, von den Plänen der FDP Abstand zu nehmen und die Stellen der Fachkräfte in der Bücherei zu sichern. Geboten sei zudem eine transparente und öffentliche Diskussion über die Zukunft der Stadtbücherei. „Entscheidungen dürfen nicht im Stillen vorbereitet oder getroffen werden.“
Auf Anfrage betonte Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos), aktuell handle es sich um einen Prüfantrag, daher gebe es dazu auch noch keine Entscheidungen. Gleichwohl gab der Rathauschef zu erkennen, dass er die Besetzung der Stadtbücherei mit mehrheitlich ehrenamtlichen Mitarbeitern kritisch betrachtet. Auch Störmer führte das Argument ins Feld, ein regelmäßiger und zuverlässiger Betrieb könnte darunter leiden, wenn keine festangestellten Mitarbeiter bereitstehen.
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