Lampertheim. Noch bis 2026 bekommt Lampertheim Geld aus dem Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ des Landes Hessen für diverse Projekte, die 2016 unter dem Stichwort Stadtumbau festgelegt worden waren. Im November hatte das Land mitgeteilt, dass Lampertheim im Jahr 2024 800 000 Euro aus dem Fördertopf erhalten hat.
Bis kurz vor Jahreswechsel waren laut Bürgermeister Gottfried Störmer insgesamt rund 1,9 Millionen Euro für den Stadtumbau bei der Stadt eingegangen. In dieser Summe sind bereits Mittel enthalten, die die Verwaltung im Vorgriff auf 2025 beantragt und bereits bekommen hat.
„Das sind jedoch weniger als wir beantragt hatten“, stellt Störmer fest. Die Verwaltung bemühe sich aber weiter mit dem Land, eine ausreichende Finanzierung der laufenden Projekte zu gewährleisten. „Wir sind aber nicht sicher, ob wir tatsächlich am Ende mit den geplanten Mitteln seitens des Landes rechnen dürfen. Nach dem Prinzip des vorsichtigen Kaufmanns rechnen wir eher mit weniger Fördermitteln als wir benötigen. Wir müssen abwarten, wie die Entwicklung sein wird“, so Störmer weiter.
Zugesagte Gelder wurden vom Land oft nicht rasch ausgezahlt
2024 war die Stadt Lampertheim nach eigenen Angaben grundsätzlich mit ausreichend bewilligten Fördermitteln ausgestattet. Die Auszahlung der abgerufenen Fördermittel habe sich jedoch mitunter „sehr zäh“ gestaltet, wie es in den Ausführungen zum Haushaltsplanentwurf für 2025 heißt.
Info: Der Stadtumbau
- 2016 wurde Lampertheim in das Städtebauförderprogamm des Landes aufgenommen, das inzwischen unter dem Namen „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ firmiert. Es ist auf zehn Jahre angelegt.
- Das 2018 anerkannte Integrierte Handlungskonzept (ISEK) dient auch als Handlungsleitfaden.
- Hauptziele sind die „Minimierung vorhandener demografischer, sozialer, wirtschaftlicher und klimatischer Probleme“. Außerdem soll die Funktion als Mittelzentrum gestärkt werden.
- Aktuell laufende Projekte des Stadtumbaus sind die Sanierung der Zehntscheune und die des Alten Rathauses. Die Sanierung des Heimatmuseums und die Neugestaltung des Alfred-Delp-Platzes wurden im vergangenen Jahr abgeschlossen.
- Aber auch das Strategiekonzept für den innerstädtischen Einzelhandel, das Klimakonzept, die Umgestaltung des Bahnhofsumfelds und die Sanierung der Alten Viernheimer Straße sind Bestandteile des Programms, die vom Land bezuschusst werden. swa
Im kommenden Jahr werden die Sanierung der Zehntscheune und des Alten Rathauses fortgesetzt. An der Zehntscheune sind die Arbeiten für den Rohbau des neuen Treppenhauses inzwischen abgeschlossen. In Kürze sollen laut Stadtverwaltung die Treppen eingebaut werden und die Einhausung mit Glas erfolgen. Später soll auch noch ein Aufzug eingebaut werden, der bis ins Dachgeschoss führt. Am Ende der Sanierung soll die Zehntscheune weitgehend barrierefrei sein.
Im Inneren der Zehntscheune wurden die Deckenbalken im großen Saal mit einer feuerhemmenden Substanz versehen, in den Obergeschossen sind inzwischen mit Trockenbaumaßnahmen die zukünftigen Räume für die Jugendförderung errichtet worden. Das neue Dach soll in Kürze fertig werden. Aktuell werden noch die Bleche für die Gauben gefertigt.
Auch wenn mit dem Abschluss dieser Arbeiten die Baustellenampel an der Römerstraße abgebaut werden konnte, kann es aber auch im neuen Jahr immer wieder zu kurzfristigen Verkehrsbehinderungen kommen. Vor allem dann, wenn Baumaterialien angeliefert und Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden müssen.
Unerwartete Überraschungen sind bei der Sanierung des Alten Rathauses aufgetreten. Wie berichtet, gab es einen Wasser- beziehungsweise Heizungsschaden, bei dessen Begutachtung weitere Problemfelder entdeckt wurden. „Aktuell werden vom zuständigen Fachbereich die Daten erhoben und eine Bewertung vorgenommen, die zunkünftig dem Magistrat und den politischen Gremien vorgelegt werden soll“, teilt die Verwaltung mit.
„Es wird dann darüber zu beraten sein, wie wir mit dem Alten Rathaus weiter umgehen werden. Es dient mit seinem hervorragenden Standort für viele Veranstaltungen und Besprechungsrunden zahlreicher Organisationen. Es in seinem beschädigten Zustand zu belassen, kann nach meiner Auffassung keine Option sein. Allerdings sprechen die finanziellen Möglichkeiten aktuell nicht für eine kurzfristige Reparatur“, erklärt Bürgermeister Gottfried Störmer.
Ein drittes Stadtumbau-Projekt, das 2025 umgesetzt werden soll, ist der Jugendtreffplatz am Altrheindamm hinter dem Gelände der Biedensand-Bäder. Wie berichtet, hat die Stadt in einem langwierigen Verfahren gemeinsam mit rund 200 Jugendlichen herausgearbeitet, dass eine Fläche benötigt wird, die noch mit der bebauten Stadt in Verbindung steht, eine nötige Infrastruktur (zum Beispiel Strom für Licht) aufweist, aber weit genug weg ist, um eine weitgehend selbstbestimmte Nutzung durch die Jugendlichen ohne überbordende Aufsicht durch Erwachsene zu ermöglichen. Eine solche Fläche wurde am Ende der Rheinstraße gefunden. Diese gelte es auszubauen und mit den benachbarten Vereinen eine Vereinbarung zu schließen, die die Bedürfnisse aller möglichst berücksichtigt. Hierzu stehen noch Gespräche an, wie die Verwaltung mitteilt.
Einen großen Haken konnten die Verantwortlichen im vergangenen Jahr an das Stadtumbau-Projekt Alfred-Delp-Platz machen. Dessen Neugestaltung - unter Einbeziehung von Teilen der Neuen Schulstraße und der Jakobstraße - war im Frühjahr weitgehend abgeschlossen. Im Mai wurde Einweihung gefeiert - im Beisein des hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori. Das Land hatte immerhin 850 000 Euro beigesteuert, insgesamt hat der Umbau 2,2 Millionen Euro gekostet.
„Der Platz hat nun alle Accessoires erhalten, die vorgesehen waren, Bäume und Bänke konnten erst etwas später eingebaut werden. Entgegen dem anfangs gezeigten hohen Widerstand aus Teilen der Bevölkerung zum Standort einer öffentlichen Toilette - ich erinnere: geschürt von einem einzigen Anwohner - sind alle mit dem Platz insgesamt sehr zufrieden“, weiß Bürgermeister Störmer zu berichten.
Andere wichtige Bauprojekte belasten die Stadtkasse zusätzlich
Wie es mit dem Stadtumbau weitergehen wird, wird die Zukunft zeigen. „Gerade das Thema mit den Fördermitteln und das Alte Rathaus bereiten mir Sorgen. Das sind bei der aktuellen Finanzsituation Problemstellungen, die uns schwer treffen“, sagt Störmer mit Blick auf weitere städtische Bauprojekte, die finanziell gestemmt werden müssen. So bekommt der Bauhof einen Neubau im Industriegebiet Wormser Straße und auch die Sanierung der Turnhalle in Hofheim ist noch nicht beendet.
„Ganz abgesehen davon müssen wir täglich mit irgendwelchen Störungen und Schäden an der Substanz unserer Infrastruktur rechnen, die möglicherweise sofort zu beheben sind und finanziert werden müssen“, sagt Störmer und macht deutlich, dass Stadtentwicklung in Zeiten knapper Kassen ein beschwerliches Unterfangen ist. Darüber werden auch die Fraktionen diskutieren, die sich demnächst zu ihren Haushaltsberatungen treffen.
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