Inklusion

Lampertheimer mit und ohne Einschränkung tanzen zusammen

Lampertheim bringt ein neues Projekt auf den Weg: Ab dem 5. September gibt es einen inklusiven Tanzkreis. So sollen die Treffen ablaufen.

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Dirk Timmermann
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Projektkoordinatorin Michelle Okumus (2. l.) und Lebenshilfe-Vorstandsmitglied Günther Baus (3. l.) laden ab September zum „inklusiven Tanzkreis“ in Lampertheim ein. © Dirk Timmermann

Lampertheim. Gemeinsam das Tanzbein schwingen – egal ob mit oder ohne körperliche Einschränkungen. Das ist ab 5. September in Lampertheim möglich im „inklusiven Tanzkreis“. Fünf weitere Termine folgen bis Anfang Dezember.

„Wir bringen eine völlig neue Farbe in den Aktionsplan Inklusion“, erklärte Marius Schmidt, Lampertheims Erster Stadtrat, bei der Vorstellung des Projekts in der Frühförderstelle. Seit 2021 sei die Stadt bestrebt, noch inklusiver zu werden. Mehr als 100.000 Euro an Fördermitteln hat sie von der „Aktion Mensch“ hierfür erhalten. Eine Vielzahl an Initiativen für Menschen mit Handicap ist seitdem entstanden, darunter die inklusive Ausbildungs- und Jobbörse.

Tanzen liegt bei Umfrage unter Betroffenen weit vorn

Dass künftig gemeinsam getanzt wird, liegt auch an Günther Baus. Das Vorstandsmitglied der Lebenshilfe leitet die Arbeitsgruppe Sport, Kultur und Freizeit innerhalb des Aktionsplans. Bereits vor drei Jahren habe man überlegt, welche Art von sportlicher Aktivität inklusiv gestaltet werden könnten. Eine Umfrage lieferte dann ein Ergebnis: Unter den 35 Rückmeldungen rangierte das Tanzen weit vorne – „vor allem bei den Frauen, aber nicht ausschließlich“, wie Günther Baus bekräftigt.

Er selbst ist gut vertraut mit der Sportart: Einmal pro Woche tanzt er in Worms bei „Schmitt-Seehaus“. Die Tanzschule geht eine Kooperation mit der Stadt Lampertheim ein. Tizian Krämer wird den Tanzkreis leiten. Der ausgebildete Tanzlehrer des ADTV ist Fachtanzlehrer für Line Dance und Kindertanz, außerdem Trainer für Zumba-Fitness. Bewegung mit Menschen mit Einschränkung ist ihm nicht fremd: Erfahrungen sammelte Krämer in einem Projekt mit der Lebenshilfe in Worms.

Gestaltung der Tanzstunden wird mit den Teilnehmenden besprochen

Wie das Projekt im Einzelnen abläuft, wenn jeweils ab 17.30 Uhr für eine Stunde getanzt wird, steht noch nicht fest: „Paartänze und Grundschritte sind angedacht“, sagt Günther Baus, „Foxtrott, Walzer und Tango sind Klassiker“. Doch komme es darauf an, wie heterogen die Gruppe ist. Entscheidend seien die Wünsche der Teilnehmer – und deren Möglichkeiten. Auch Rollstuhlfahrern steht das Angebot offen, das kostenfrei zugänglich ist. „Ob es beim klassischen Tanzschul-Angebot bleibt oder ob wir kreativer agieren, entscheiden wir daher spontan“, bestätigt Michelle Okumus, die das Projekt im Arbeitskreis Inklusion koordiniert.

Mit im Boot ist die Partnerschaft für Demokratie (PfD). Janine Klingler und Thomas Bartelsen von der Koordinierungs- und Fachstelle (KuF) begleiten den Tanzkreis in Abstimmung mit Jennifer Fröhlich vom Fachbereich 40 als federführendem Amt. Auch die Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent durch die Partnerschaft für Demokratie, die ihrerseits von Bund, Land und Kommune Mittel erhält.

Inklusiver Tanzkreis in Lampertheim

Der inklusive Tanzkreis in Lampertheim versteht sich als Mitmachprojekt für Menschen mit und ohne Behinderung.

Ideengeber ist die Arbeitsgruppe Sport, Kultur und Freizeit im Aktionsplan Inklusion der Stadt Lampertheim unter Leitung von Günther Baus. Als Projektkoordinatorin fungiert Michelle Okumus, Kooperationspartner ist die Tanzschule Schmitt-Seehaus aus Worms.

Gefördert wird das Projekt durch die Partnerschaft für Demokratie . Die Initiative zur Stärkung demokratischer Teilhabe hat bereits das inklusive Musikensemble „Grenzenlos stark“ mit auf den Weg gebracht.

Getanzt wird jeweils eine Stunde in den Räumlichkeiten der Evangelischen Lukasgemeinde , Römerstraße 94. Die Termine sind am 5. und 19. September, am 10. Oktober, am 7. und 28. November sowie am 5. Dezember. Los geht es um 17.30 Uhr. Die Abschlussveranstaltung beginnt bereits um 16.30 Uhr.

Die Teilnahme ist kostenlos . Anmeldungen sind möglich per E-Mail an anmeldung@lebenshilfe-lampertheim.de. Das Angebot richtet sich ausdrücklich auch an Rollstuhlfahrer.

Doch was verbindet das Tanzen mit Demokratieförderung? Neben dem inklusiven Gedanken sei es vor allem die demokratische Teilhabe im Rahmen der Initiative. Die vorgelagerte Umfrage unter Menschen mit Handicap sei ein gelungenes Beispiel für Mitbestimmung zur eigenen Freizeitgestaltung, erklärt Janine Klingler. Bedarfsermittlung und passgenaue Umsetzung – das überzeugte das Bündnis der PfD, das als Entscheidungsgremium die Förderempfehlung aussprach.

Lebenshilfe engagiert sich stark für die Inklusion in Lampertheim

Mit Inklusion habe man indes gute Erfahrungen gemacht: In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe wurde bereits das Musikensemble „Grenzenlos stark“ etabliert. Überhaupt laufe das Zusammenspiel von Lebenshilfe, PfD und Stadt sehr erfolgreich, berichtet Marius Schmidt. Neben der Kita Schwalbennest und der Frühförderstelle betreibt die Lebenshilfe inklusive Angebote etwa im Schwimmen und Fußball. Das Tanzen soll nun ein weiterer Eckpfeiler werden.

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„14 Anmeldungen liegen bereits vor“, berichtete Günther Baus. Die Mehrheit der Interessenten habe ein Handicap. Nun hofft man auf weitere Mitstreitende. Eine Gesamtgröße des Tanzkreises von 20 bis 25 Personen sieht man als optimal an. Wer dabei sein möchte, kann sich per E-Mail an anmeldung@lebenshilfe-lampertheim.de wenden. Die erste Einheit am 5. September soll um 17.30 Uhr in der Notkirche stattfinden, ein späterer Wechsel in den Gemeindesaal ist möglich. Die Abschlussveranstaltung findet am 5. Dezember statt. Dann wollen sich Janine Klingler und Thomas Bartelsen vom Erfolg des Projekts überzeugen. Eine Fortsetzung des Formats im neuen Jahr ist angestrebt.

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