Landwirtschaft

Lampertheimer Kulturgut

Der offizielle Spargelanstich erfolgt mit viel regionaler Prominenz. Auch die Probleme der Anbauer sind dabei Thema

Von 
Rosi Israle
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Geben auf einem Feld von Landwirt Karl-Heinz Schmidt den offiziellen Startschuss zur Spargelsaison (v.l.): Bürgermeister Gottfried Störmer, Landrat Christian Engelhardt, Spargelkönigin Stella Svenja I. und Sonnenbotschafterin Luisa-Marie I. © Berno Nix

Lampertheim. Es ist kalt, aber die Sonne schaut immer wieder heraus. Diese Sonnenscheindauer reiche, um die Spargeltriebe in Richtung Dammkrone zu locken, erklärt Landwirt Karl-Heinz Schmidt. Auf den Spargelanlagen des Familienbetriebes Schmidt wird am Montag der Spargelanstich zelebriert, zu dem allerlei Prominenz aus Lampertheim, Bürstadt und dem Kreis Bergstraße gekommen ist. Schließlich kann die erste offizielle Ernte des königlichen Gemüses wieder – wie vor der Corona-Pandemie – gefeiert werden.

Spargelanbauer und Politiker aus Lampertheim sind bei dem großen Ereignis in den Böllenruthen dabei. Da die Nutzungsdauer des gewohnten Spargelackers abgelaufen ist, geht es in Bussen zu der neuen Anlage, wo die Landwirte Karl-Heinz und Michael Schmidt die Dreifach-Verfrühungsabdeckung abgenommen haben. Die Köpfchen des Königsgemüses recken sich ihnen entgegen. Landrat Christian Engelhardt, Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer mit Spargelkönigin Stella Svenja I., Bürstadts Bürgermeisterin Bärbel Schader mit Sonnenbotschafterin Luisa-Marie I. und die Gebietsweinkönigin Bergstraße, Stefanie I., erhalten Handschuhe und Stechmesser – schon kann es losgehen. Mit sicheren Griffen befördern die Stadt- und Kreisoberhäupter die weißen Stangen zu Tage. Die Freude über jedes einzelne Exemplar ist groß. Landwirt Karl-Heinz Schmidt erklärt den prominenten Erntehelfern, wie er das entstandene Loch wieder verschließt.

Kosten bereiten Sorgen

In der Spargelhalle der Schmidts unterstreicht der Landrat, es sei ihm eine große Freude, dass der Spargelanstich wieder in bekannter Runde durchgeführt werden konnte – mit Vertretern der Landwirte, des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) und Winzern. Das hessische Ried sei der Gemüsegarten von Deutschland, da hier in der Region der beste Spargel angebaut werde. Die Natur biete die Grundlage für das Wachstum, aber verschiedene Probleme beeinflussten das Geschäft. Das seien die gestiegenen Energie- und Personalkosten. Alle Kosten für Anbau, Ernte und Aufbereitung des Spargels müssten berücksichtigt werden. Außerdem sei ein Fachkräftemangel in manchen Gaststätten zu verzeichnen. Obendrein hielten sich manche Kunden beim Kauf zurück. Ein Kilo Spargel kostet in diesem Jahr etwa 15 Euro.

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„Es ist keine einfache Zeit“, fasst der Landrat zusammen. Doch ermutigt er auch, auf den kleinen Luxus nicht zu verzichten. „Es lohnt sich wirklich. Der Spargel ist ein echter Lebensqualitätsgewinn.“ Lampertheims Bürgermeister Störmer hofft, dass der Spargel im Bewusstsein der Menschen bleibt. „Das weiße Gold ist ein großes Stück Kulturgut von Lampertheim“, bekräftigt Stella Svenja I.. Ulli Kagermeier, DEHOGA-Vorsitzender Bergstraße, betont die Bedeutung der Spargelsaison für die Gastronomie und wünscht Spargelanbauern eine guten Ernte. Auf eine akzeptable Erntemenge – damit es sich für die Spargelanbauer rechnet und ein Überschuss hängenbleibt – hofft Matthias Zürker von der Wirtschaftsförderung Bergstraße.

Die Bergsträßer Winzer liefern den entsprechenden Wein zum Spargel, den es dann auch zum Imbiss des Hofladens Steinmetz zum Probieren gibt. Da viele Gäste zur Veranstaltung gekommen sind, schlussfolgert der Lampertheimer Landwirt und Vorsitzende des Regionalbauernverbands Starkenburg, Willi Billau, dass Spargel noch interessant sei. Er geht auch auf den Mindestlohn für Erntehelfer ein.

Die Kostensteigerungen bewegten sich in einer Größenordnung von 20 Prozent, und diese Steigerung könne nicht eins zu eins an den Verbraucher weitergegeben werden. „Also bleibt der Mehraufwand bei den Betrieben hängen.“ Noch kämen rumänische Erntehelfer gerne für den Mindestlohn nach Lampertheim zum Spargelstechen. Aber was bringe die Zukunft? Billau bemängelt den gestiegenen Flächenverbrauch, etwa für Verpachtungen und Photovoltaikanlagen. „Aber wir müssen mit unseren Flächen hinkommen“, betont er und wirbt: „Kommen Sie zu den Bauern einkaufen.“

Ihre Vorfreude auf den Bleichspargel bekundet auch Bürgermeisterin Schader. Sie stellt heraus: „Wir leben in einer Zeitenwende. Aber es liegt an uns, wir damit umgehen und uns dagegen stellen. Wie den heimischen, gesunden Spargel von den regionalen Bauern kaufen und nicht den aus dem Supermarkt.

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