Halbleiter-Industrie

Warum der IXYS-Chef aus Lampertheim das Kreisbauauamt kritisiert

Der Mutterkonzern Littelfuse möchte am Lampertheimer IXYS-Standort 16 Millionen Euro in ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum investieren. Warum das Unternehmen seit Monaten auf eine Genehmigung wartet

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Der LiIttelfuse-Konzern plant, am IXYS-Standort Lampertheim ein „Center of Excellence“ zu errichten. Dazu soll das Gebäude links im Bild umgebaut werden. © Berno Nix

Lampertheim. Europa will die Halbleiterherstellung in seinen Mitgliedsstaaten ausbauen und damit der Abhängigkeit vor allem von Produzenten aus China begegnen. Dafür hat die Europäische Kommission das Europäische Chip-Gesetz auf den Weg gebracht. Ziel ist es, den europäischen Anteil an der weltweiten Produktion von derzeit unter zehn Prozent auf 20 Prozent zu erhöhen.

Mit Investitionen in Milliardenhöhe soll so Europas Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandskraft gestärkt werden. Angesichts solch ambitionierter europäischer Ziele erscheint es geradezu anachronistisch, wie schwer es dem Lampertheimer Halbleiterhersteller IXYS Semiconductor gemacht wird. Der will seinen Standort an der Edisonstraße auszubauen.

Monatelanges Warten auf eine Baugenehmigung

Weil das Unternehmen, das seit 2018 zum US-amerikanischen Konzern Littelfuse gehört, seit Monaten auf eine Baugenehmigung wartet, hat sich Geschäftsführer Roman Tabor (kl. Bild) an den „Südhessen Morgen“ gewandt. Zuvor geführte Gespräche mit Bürgermeister Gottfried Störmer und Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bergstraße, seien zwar gut verlaufen, hätten aber bisher keine Wirkung gezeigt, bedauert Tabor im Gespräch mit dieser Redaktion.

Selbst einfachste Genehmigungsverfahren bekommen wir im Kreis Bergstraße nicht mehr zeitnah durch.
Markus Müller-Weisenstein Imbautec

Konkret geht es um ein Vorhaben, für das die Firma die Genehmigung für eine Nutzungsänderung eines Gebäudes von der Bauaufsichtsbehörde des Kreises Bergstraße benötigt. Der entsprechende Antrag sei vom Projektentwickler Imbautec aus Bensheim im Januar gestellt worden, sagt Tabor. Bisher habe weder Imbautec noch IXYS eine Antwort erhalten, wie der Stand des Verfahrens ist und wann mit der Genehmigung gerechnet werden könne.

Weitere Behörden beteiligt

Der Mutterkonzern Littelfuse möchte am IXYS-Standort Lampertheim 16 Millionen Euro investieren und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum (Center of Excellence) einrichten. Dafür soll eine bestehende Lagerhalle mit 3000 Quadratmetern Fläche zu Büro-, Labor- und Produktionsräumen umgebaut werden, wofür eine Nutzungsänderung beantragt werden muss.

Warum deren Genehmigung so lange dauert, versteht weder der IXYS-Geschäftsführer noch Markus Müller-Weisenstein, Geschäftsführer von Imbautec. Müller-Weisenstein vermutet, dass die Überprüfung des vorgelegten Brandschutzkonzeptes den Vorgang verzögert.

Wir bleiben auf unseren Themen sitzen und kommen nicht voran, obwohl die Halbleiterindustrie doch gefördert werden soll.
Roman Tabor IXYS

Ein für ihn unverständliches Verfahren, da das Konzept bereits von Experten erstellt wurde und eigentlich leicht zu prüfen sei.

Doch: „Selbst einfachste Genehmigungsverfahren bekommen wir im Kreis Bergstraße nicht mehr zeitnah durch“, beklagt Müller-Weisenstein im Gespräch mit dieser Redaktion. Monatelang warte er inzwischen auf Genehmigungen. Das IXYS-Projekt sei kein Einzelfall. Noch schwieriger sei es, wenn die Naturschutzbehörden ebenfalls zustimmen müssen.

Es geht nicht voran bei Projekten von IXYS

Das ist bei einem weiteren Projekt von IXYS der Fall, bei dem es auch nicht vorangeht. Schon im Februar 2022 habe das Unternehmen eine Erweiterung seiner Brunnenkapazitäten beantragt. „Wir benötigen für unsere Produktion viel Wasser, es muss aber kein Trinkwasser sein. Deswegen würden wir gerne statt bisher 95 000 Kubikmeter 142 000 Kubikmeter aus den Brunnen auf unserem Gelände entnehmen“, erklärt Geschäftsführer Tabor.

Wir brauchen endlich eine Aussage, mit der wir arbeiten können.
Roman Tabor

Dafür sei aber die Zustimmung der Unteren Naturschutzbehörde nötig, die noch immer fehle. „Wir bleiben auf unseren Themen sitzen und kommen nicht voran, obwohl die Halbleiterindustrie doch gefördert werden soll“, sagt Roman Tabor und beklagt, dass die Wirtschaft vor Ort nicht besser unterstützt wird.

„Wir sind hier doch wer mit unseren 540 Mitarbeitern“, meint der Geschäftsführer und unterstreicht, dass das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum ein „Vorzeigeobjekt“ sei und Arbeitsplätze in Lampertheim sichern und schaffen würde.

Zum Nachteil für den Standort

Deswegen verstehe er nicht, dass die Behörden so viel Zeit benötigen und deren Mitarbeiter geradezu abtauchen. „Wir brauchen endlich eine Aussage, mit der wir arbeiten können“, sagt er auch mit Blick auf den amerikanischen Mutterkonzern. Wenn nicht bald klar sei, wann der Ausbau in Lampertheim beginnen könnte, bestehe die Gefahr, dass die Verantwortlichen sich für einen anderen Standort zum Beispiel in Mexico oder China entscheiden.

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„Irgendwo, wo es schneller geht.“ Noch glaube Littelfuse an den Standort Deutschland und sei bereit, hier zu investieren. Doch Tabor ist überzeugt: Wenn die Behördenmühlen weiterhin derart langsam mahlen, kann das zu einem echten Standortnachteil werden. Dabei sei es doch gerade in Deutschland wichtig, dass der Mittelstand, zu dem er IXYS zählt, funktioniert.

Der „Südhessen Morgen“ hat bei der Pressestelle des Kreises Bergstraße angefragt, wie der Stand des Genehmigungsverfahrens für die Nutzungsänderung des Gebäudes auf dem IXYS-Gelände ist.

Bauantrag ist Mitte März eingegangen

„Die Dringlichkeit und Bedeutung der Anfrage ist in unserem Hause durchaus bewusst“, heißt es in der schriftlichen Antwort. Bei einem Gespräch der Littelfuse-Unternehmensführung mit der Wirtschaftsförderung Bergstraße Anfang August sei die noch ausstehende Rückmeldung auf den Antrag thematisiert worden. Daraufhin habe die Wirtschaftsförderung die Verwaltungsspitze entsprechend informiert.

Laut Pressestelle ist der entsprechende Bauantrag Mitte März bei der Kreisverwaltung eingegangen. Eine erste Prüfung habe ergeben, dass bestimmte Unterlagen fehlten. Diese seien am 12. April nachgefordert worden und am 24. April bei der Verwaltung eingegangen.

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Für die weitere Bearbeitung des Antrags hätten interne Abteilungen und andere Behörden hinzugezogen werden müssen - mit entsprechenden Fristen zur Stellungnahme. Mittlerweile lägen alle Stellungnahmen vor. Der Kreis, so heißt es abschließend, gehe davon aus, dass „der Antragsteller noch im Laufe des Monats Bescheid auf seinen Antrag erhält“.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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