Corona

Lampertheimer Altenheimleiter und Chefarzt bei Impfpflicht skeptisch

Von 
Daniela Hoffmann
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Seit März vergangenen Jahres ist der Zugang zum Lampertheimer St. Marienkrankenhaus wegen der Pandemie eingeschränkt – zum Schutz der Patienten. © Berno Nix

Gefragt, was er angesichts der Corona-Pandemie von einer Impfpflicht für Menschen hält, die in Pflegeheimen oder Kliniken arbeiten, macht Benedict Pretnar erstmal eine kurze Denkpause. „Da schlagen wirklich zwei Herzen in meiner Brust“, sagt der Leiter des Alten- und Pflegeheims Mariä Verkündigung in Lampertheim dann.

In seiner Rolle als Arbeitgeber plädiert Pretnar auf jeden Fall für eine Covid-Impfung. „Wer in der Altenpflege arbeitet, hat doch beschlossen für die Schwächsten der Gesellschaft eine Stütze zu sein. Da muss eigentlich der Schutz der Menschen in der nächsten Umgebung ganz hoch angesehen werden“, betont er.

Doch auch in seiner Einrichtung gibt es neben 80 Prozent geimpfter Mitarbeiter, 20 Prozent ungeimpfte. Eine schwierige Situation, wie Benedict Pretnar findet. Vonseiten der Leitung, aber auch vonseiten der Kollegen sei bei letzteren immer wieder fürs Impfen geworben worden - vergebens. Die meisten Impfgegner ließen sich einfach nicht überzeugen. Nach all den Schwerkranken und Toten weltweit in der Pandemie sei das „keine faktenbasierte Diskussion mehr“, findet der Leiter der Caritas-Einrichtung. „Das ist inzwischen eine reine Glaubensfrage.“

Dritte Spritze bereits erhalten

Würde die Politik eine Impfpflicht beschließen, wäre es für ihn natürlich leichter eine Impfung bei allen Angestellten durchzusetzen, sagt Pretnar. Und es gebe weniger Ausfälle im Team. Doch da gibt es auch die andere Seite der Medaille, die den Chef des Alten- und Pflegeheims Mariä Verkündigung nachdenklich werden lässt: „Ich möchte eigentlich nicht in einem Land leben, in dem sich der Staat in allen Bereichen durchsetzt.“ Und es dürfe auch nicht einfach nur die Mehrheitsmeinung gelten. Beruhigend findet es der Heimleiter, dass in seinem Haus alle Senioren, die sich immunisieren lassen wollten, inzwischen zum dritten Mal geimpft sind. Und im Kollegenkreis wolle er weiter Überzeugungsarbeit leisten, erklärt Pretnar.

Chefarzt hält nichts von Zwang

Unterdessen spricht sich Csaba Franz Reich, Chefarzt der Geriatrie am Lampertheimer St. Marienkrankenhaus, klar gegen eine Impfpflicht aus. „Da halte ich nichts von - gerade zum jetzigen Zeitpunkt“, betont er im Gespräch mit dieser Redaktion. Vor allem die vulnerablen Gruppen durch eine Impfung zu schützen, sei natürlich wichtig, erklärt der Mediziner.

Dass deren Immunisierungen und die der meisten Impfwilligen vor allem im Frühjahr und Sommer stattfanden, als die Inzidenzen nicht ganz so hoch waren, sei letztlich eine glückliche Fügung gewesen. Schließlich sei es - so Reich - sinnvoll, möglichst nicht in der Hochzeit einer Pandemie zu impfen. „Gegen Grippe impft man beispielsweise ja auch in der Vorsaison“, erläutert er. Wichtig findet der Chefarzt, der in seiner Abteilung auch Post-Covid-Patienten betreut, vor allem regelmäßige Tests. „Im St. Marienkrankenhaus, wo 80 Prozent der Mitarbeiter geimpft und 20 Prozent ungeimpft oder genesen sind, testen wir uns alle“, so Reich. Denn auch Geimpfte könnten eine Viruslast - wenn auch eine deutlich geringere als Ungeimpfte - in sich tragen und somit Covid-19 übertragen. Daher sei es ein Trugschluss zu glauben, bei reinen 2G-Veranstaltungen vor Corona völlig sicher zu sein, mahnt der Mediziner. Eine Ansteckungsgefahr herrsche auch dort.

Vor allem Ungeimpfte in Klinik

„Das Virus wird uns noch einige Zeit beschäftigen“, betont Csaba Franz Reich und rät vor allem Menschen im Alter ab 45 Jahren, noch einmal über eine Impfung nachzudenken und sich beraten zu lassen. „Denn die schweren Fälle, die wir hier sehen und die zum Teil auch versterben, sind zum aller größten Teil Ungeimpfte.“

Redaktion

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