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Lampertheim vor der Entscheidung: Was die Bürger vom neuen Rathauschef erwarten

Am 29. Juni findet die Stichwahl zwischen Alexander Scholl (CDU) und Marius Schmidt (SPD) statt. Wir haben Stimmen zur Bürgermeisterwahl gesammelt.

Von 
Stephen Wolf
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Lampertheim. Lampertheim. Nachdem im ersten Wahlgang der Bürgermeisterwahl Anfang Juni kein Kandidat mehr als 50 Prozent der gültigen Stimmen erhalten hat, geht es am Sonntag, 29. Juni, in die Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten Alexander Scholl (CDU) und Marius Schmidt (SPD). Die Spannung ist entsprechend groß, schließlich steht die Stadt vor großen Herausforderungen. Interessant wird die Abstimmung auch mit Blick auf die Wahlbeteiligung. Die lag am 1. Juni gerade einmal bei 47,12 Prozent.

Soviel ist klar, Nicole Kahl will bei der Stichwahl am 29. Juni wählen gehen. Die Frau aus Lampertheim findet, dass mit Marius Schmidt und Alexander Scholl zwei geeignete Kandidaten für das Amt des Rathauschefs bereitstehen. „Da ist die Entscheidung für viele Wähler sicher nicht einfach“, mutmaßt die Frau mit der Sonnenbrille. Am Ende habe daher vielleicht doch die Parteibindung einen entscheidenden Einfluss? „So oder so, ich habe den Eindruck, dass die Erwartungen zahlreicher Menschen nicht realistisch sind“, fügt sie hinzu.

Zumal die Kassenlage Lampertheims insgesamt nur wenig Gestaltungsspielraum zulasse. „Wir müssen wohl davon ausgehen, dass sich die Dinge nicht allzu schnell ändern“, sagt Kahl. Ernst nehmen müsse man die Bürgermeisterwahl aber dennoch. Schon deshalb, weil die Wahl eine wichtige Rolle für die politische Teilhabe der Bürger spiele.

Wer sich an diesem sonnigen Tag mit den Leuten in Lampertheims Kaiserstraße unterhält, bekommt immer wieder zu hören, dass die Innenstadt wenig zu bieten habe. Ein junger Mann erzählt beispielsweise, er kaufe T-Shirts, Jeans oder Schuhe normalerweise in der Nachbarstadt Mannheim, da Lampertheim in dieser Hinsicht wenig zu bieten habe. „Das finde ich schon ärgerlich. Auch für Jugendliche bietet die Stadt übrigens zu wenig“, ist der 37 Jahre alte Mann überzeugt. Seinen Namen will er nicht nennen, für ein Foto steht er nicht bereit.

Briefwahl

  • Auch bei der Stichwahl, ist es möglich, seine Stimme per Briefwahl abzugeben. Wahlberechtigte, die schon für die Hauptwahl am 1. Juni Briefwahlunterlagen beantragt hatten, erhielten Briefwahlunterlagen für die Stichwahl automatisch.
  • Eine erneute Beantragung ist nicht notwendig. Wer noch keine Briefwahlunterlagen für die Bürgermeisterwahl beantragt hat, kann dies bis Freitag, 27. Juni, tun. Mehr Infos gibt es im Internet unter wahlen.lampertheim.de .

Aber mit seiner Meinung ist er nicht alleine. Auch Gudrun Gröninger findet, dass die Stadt etwas attraktiver sein könnte. „Vor allem die Innenstadt ist ja normalerweise ziemlich tot“, sagt die 83 Jahre alte Rentnerin. An diesem sonnigen Junitag ist das jedoch anders, am Wochenende steigt das Spargelfest. Deswegen werden zahlreiche Buden aufgebaut, in den Straßen Lampertheims geht es geschäftig zu. „Alles in allem bin ich eigentlich zufrieden in Lampertheim“, fügt Gröninger hinzu und blickt auf das Festzelt am Schillerplatz.

„Wählen gehe ich auf jeden Fall. So wie immer.“ Schon aus Prinzip will die Lampertheimerin am 29. Juni ihre demokratischen Rechte wahrnehmen. „Ich gehe nicht wählen, ich traue den Politikern nicht“, sagt ein junger Mann, als er auf die Abstimmung am 29. Juni angesprochen wird. Was er damit konkret meint, ist schwer zu verstehen. Aber er ist nicht der einzige Passant, der von sich sagt, dass er politikverdrossen sei.

Ob es um die Bundespolitik geht oder um Kommunalpolitik in Südhessen – Bürger schimpfen auf Amtsträger und Kandidaten, manche Passanten brandmarken sie schlicht als „unfähig“. Konkrete Beispiele nennen sie selten.

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Karin Kohr hält die Lampertheimer Kandidaten Alexander Scholl und Marius Schmidt durchaus für geeignet. Entschieden hat sie sich aber noch nicht. „Im ersten Wahlgang habe ich Marco Steffen gewählt. Mir hat gefallen, dass er in keiner Partei war“, sagt die 73 Jahre alte Frau. Natürlich sei es auch kein Problem, wenn Kandidaten parteigebunden sind, auch wenn die Bürgermeisterwahl in Lampertheim eher eine Persönlichkeitswahl sei.

Schmidt oder Scholl? Mit Blick auf Marius Schmidt erkennt Karin Kohr an, dass er als Erster Stadtrat viel Erfahrung in den vergangenen Jahren sammeln konnte. Mehr als der Gegenkandidat Alexander Scholl, der 42 Jahre alte Fraktionschef der CDU und Ortsvorsteher von Hofheim, ist. Allerdings wirke Scholl durchsetzungsfähiger als der neun Jahre jüngere Schmidt. „Ich muss mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen“, sagt die Rentnerin und geht weiter.

Dürfte der 43 Jahre alte Ekin Salih wählen, müsste er sich beide Kandidaten ebenfalls noch einmal genau anschauen. „Mir wäre es wichtig, dass ein neuer Bürgermeister den Zusammenhalt in der Stadt stärkt“, betont der gebürtige Kurde, der seit beinahe 30 Jahren in der Region lebt und die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat. Er gewinne zunehmend den Eindruck, als fehle es gerade jüngeren Menschen gelegentlich an Respekt für Senioren.

Das stört ihn. Grundsätzlich aber fühle er sich in der südhessischen Stadt wohl. „In Lampertheim gibt es im Grunde genommen alles, was ich brauche, auch der öffentliche Nahverkehr ist gut“, fügt der Mann mit dem kahl rasierten Kopf hinzu.

Das findet auch Rudolf Steffan. Der 78 Jahre alte Lampertheimer hatte bereits beim ersten Wahlgang zur Bürgermeisterwahl seine Stimme abgegeben, am 29. Juni will er ebenfalls wählen gehen. „Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit“, sagt der Rentner. Es mache ihn nachdenklich, dass die Wahlbeteiligung am 1. Juni unterhalb von 50 Prozent lag. „Dabei gibt es zahlreiche Herausforderungen für die Stadt“, argumentiert er.

Als Beispiel nennt er etwa die zahlreichen Geschäfte, die in der Kernstadt leer stehen. Da müsse eine Lösung her. Gleichwohl sollte der neue Mann im Rathaus über Geduld und diplomatisches Fingerspitzengefühl verfügen, vor allem weil sein Einfluss begrenzt sein wird. Schließlich gehörten die leeren Ladengeschäfte in der Regel nicht der Stadt, sondern privaten Eigentümern. Die müsse man davon überzeugen, die Bedingungen für mögliche Mieter zu verbessern.

Redaktion

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