Lampertheim. Der künftige Rathauschef von Lampertheim wird entweder Christdemokrat oder Sozialdemokrat sein. Soviel steht fest. Nachdem weder Alexander Scholl (CDU) noch Marius Schmidt (SPD) bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten haben, gibt es am 29. Juni eine Stichwahl zwischen beiden Bewerbern. Der dritte Kandidat, Marco Steffan (parteilos), hat nach seiner Niederlage keine Wahlempfehlung abgeben. Er zieht sich zurück und strebt nach eigenen Angaben keine politische Laufbahn mehr an.
Wahlbeteiligung in Lampertheim lag bei knapp 47 Prozent
Auf den ersten Blick kann sich CDU-Mann Scholl bessere Chancen für die Stichwahl ausrechnen. Insgesamt 11.859 Wähler gaben gültige Stimmen ab, das entspricht einer Wahlbeteiligung von gerade einmal knapp 47 Prozent. Davon erhielt der 42 Jahre alte Mann aus Hofheim am Sonntag 5.090 Stimmen, also knapp 43 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen. Doch der CDU-Fraktionschef bemühte sich noch am Wahlabend, die Euphorie seiner Mitstreiter zu bremsen. Scholl wies darauf hin, dass in vier Wochen noch viel geschehen könnte. „Natürlich freue ich mich. Aber wir wissen beispielsweise noch nicht, wohin es die Wähler von Marco Steffan zieht.“
Der CDU-Vorsitzende Franz Korb mahnte, es bestehe kein Grund zur Selbstzufriedenheit. „In den kommenden vier Wochen liegt viel Arbeit vor uns“. Allerdings falle auf, dass es Marius Schmidt nur knapp in die Endrunde geschafft hat, stichelte der Christdemokrat.
Marius Schmidt kam nur knapp in die Stichwahl
Auch andere Beobachter zeigten sich überrascht davon, dass Marius Schmidt gerade einmal 29 Prozent der Stimmen erringen konnte und abgeschlagen hinter Scholl landete. Zudem konnte er tatsächlich nur knapp in die Stichwahl einziehen. Trotz Amtsbonus als Erster Stadtrat und daher präsent in der Berichterstattung, erhielt Schmidt lediglich 3.461 Stimmen. Zum Vergleich: Der dritte Kandidat Marco Steffan erhielt Zuspruch von 3.308 Wählern. Und das, obwohl der 49 Jahre alte Makler weder in der Politik noch in der Verwaltung nennenswerte Erfahrung vorweisen kann.
Unter dem Strich zog Schmidt in die Stichwahl ein, weil er gerade einmal 153 Stimmen mehr erhielt, als der parteilose Mitbewerber. Bei den Briefwählern aller Bezirke hatte Scholl die Mehrheit, in neun von 18 Wahllokalen erhielt er die meisten Stimmen. Schmidt errang die Mehrheit an den Urnen in fünf Stationen, Marco Steffan obsiegte in vier Wahllokalen.
„Grundsätzlich beginnt der Wahlkampf nun wieder bei null“, sagt der Fraktionschef der Grünen, Stefan Nickel. Er gehe aber davon aus, dass Scholl am Ende die Nase vorn hat. „Mit ihm besteht ein gutes Vertrauensverhältnis“, betont Nickel und erinnert daran, dass CDU und Grüne seit 2021 im Stadtparlament koalieren. Gleichwohl habe aber auch Marius Schmidt als Erster Stadtrat seine Verdienste.
Im kommenden Jahr stehen Kommunalwahlen in Hessen an
Letztendlich sei das Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 29. Juni zwar wichtig für die Stadt. Doch komme es auch auf die Kommunalwahlen in Hessen an. Welche Partei beziehungsweise welche Konstellation nach der Wahl im Frühjahr 2026 die Mehrheit im Stadtparlament stellt, entscheide auch über Erfolg und Misserfolg des künftigen Verwaltungschefs.
FDP-Fraktionschef Gernot Diehlmann betont, es sei noch nichts entschieden. Am Ende komme es darauf an, wie gut es den Kandidaten gelingt, Wähler für die Abstimmung am 29. Juni zu motivieren und deutlich zu machen, wofür sie stehen. Das gelte vor allem mit Blick auf die Wähler von Marco Steffan. „Insofern ist es aktuell schwierig, eine Prognose zu stellen“, sagt Diehlmann.
Die Losung der Stunde: Wähler motivieren
Aus Sicht der SPD-Stadtverordneten Carola Biehal steht das Wahlergebnis von Marius Schmidt nicht im Verhältnis zu seinen Leistungen als Erster Stadtrat. „Es stimmt mich auch nachdenklich, dass die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent lag“, sagt die sozialdemokratische Politikerin, die auch Ortsvorsteherin von Neuschloß ist. Dass sich viele Wähler von Marco Steffan am 29. Juni ausgerechnet für Marius Schmidt entscheiden, sei nicht ausgemacht. „Insofern müssen wir nun noch stärker versuchen, Wähler zu motivieren.“
Dass Marius Schmidt bei seiner Kampagne bisher weniger auf die SPD und stattdessen vor allem auf seine Persönlichkeit gesetzt hat, sei kein Problem. „Jeder weiß, dass Marius Sozialdemokrat ist, Bürgermeisterwahlen sind eben vor allem auch Persönlichkeitswahlen“, bekräftigt Biehal. SPD-Vorsitzender und Fraktionschef, Jens Klingler, macht sich mit seiner eigenen Niederlage bei der Stichwahl 2013 Mut. „Damals lag ich im ersten Wahlgang vorne, die Stichwahl hat am Ende allerdings Gottfried Störmer gewonnen“, erinnert sich Klingler. Seine Botschaft: „Da kann noch viel passieren.“
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