Lampertheim

Lampertheim erinnert an das Pogrom von 1938

Vor 85 Jahren zogen Nazi-Schläger durch deutsche Städte und zerstörten Synagogen und jüdische Geschäfte. Auch in Lampertheim gab es Übergriffe

Von 
Stephen Wolf
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In der Nacht zum 10. November 1938 brannte die Lampertheimer Synagoge nieder. An ihrem früheren Standort findet jedes Jahr das Gedenken statt. © Nix

Lampertheim. Kurz vor dem Jahrestag der antijüdischen Pogrome vom 9. November 1938 bereitet sich Lampertheim auf die Gedenkfeiern vor. Vertreter der Stadtverwaltung, der Parteien und anderer Institutionen erinnern am Donnerstag, 9. November, an die Reichspogromnacht. Auch Schüler des Lessing-Gymnasiums werden erwartet.

In der Nacht vom 9. auf den 10. 1938 November hatten Nazi-Schlägertrupps in Deutschland Geschäfte zerstört und Synagogen in Brand gesetzt. Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, willkürlich verhaftet und getötet. Die Terrornacht gilt als Vorbote millionenfacher Vernichtung von Menschen jüdischen Glaubens.

In Lampertheim gab es mit einem Tag Zeitverzögerung ebenfalls massive Ausschreitungen und Terror gegen die jüdischen Mitbürger. Nationalsozialisten verwüsteten das Uhren- und Schmuck-Geschäft Althausen in der Kaiserstraße und den Eisenwarenladen Guggenheimer in der Ernst-Ludwig-Straße, plünderten später das Schuhhaus Mann und die Zigarrenfabriken Blum sowie Hochstädter & Süß.

Synagoge in in Lampertheim  Brand gesetzt

Zudem wurde die Synagoge in der Wilhelmstraße in Brand gesetzt. Man „sprach später von einem ganzen ,Völkerstrom’, so viele Menschen (waren) auf der Straße, die auf den Ruf ,der Judentempel wird abgebrannt’ herbeieilten und vor der Synagoge ,anstecken, anstecken’ riefen“, heißt es in dem Buch der Historikerin Kyra T. Inachin, „Lampertheim in der Weimarer Republik und im Dritten Reich“. Zum Gedenken an die brutalen Übergriffe kommen die Teilnehmer am Donnerstag, um 18 Uhr, am ehemaligen Standort der Synagoge an der Rückseite des Parkhauses in der Wilhelmstraße.

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Stadtverordnetenvorsteher Franz Korb (CDU) sagte im Vorfeld, die aktuelle politische Situation erfordere einen gesellschaftlichen Schulterschluss gegen Antisemitismus. Zudem müsse die Politik auf allen Ebenen dazu beitragen, dass das Selbstverständnis von Menschlichkeit und Zusammenhalt keinen Schaden nimmt. „Daher ist es wichtig, dass wir die Extremisten inhaltlich stellen und politische Lösungen für die drängenden Probleme im Land und in den Kommunen finden“, fügte er hinzu. Anders als in den Vorjahren gab es in den vergangenen Wochen eine Zunahme antisemitischer Vorfälle.

Zunahme antisemitischer Vorfälle

Am 7. Oktober hatten Islamisten der im Gazastreifen herrschenden Hamas und andere Terroristen in Israel Massaker unter Zivilisten angerichtet. Seither geht Israels Armee mit Luftangriffen und Bodentruppen gegen Ziele in dem abgeriegelten Küstengebiet vor. In Deutschland und anderen Staaten gab es in Folge zahlreiche antisemitische Vorfälle bei propalästinensischen Demonstrationen.

Stadtverordnetenvorsteher Franz Korb mahnte in dem Zusammenhang, man müsse aufpassen, dass diese Ereignisse nicht den Blick auf Antisemitismus verstellen, der auch in anderen Gruppen herrsche.

Redaktion

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