Integration

Hier können Lampertheimer Frauen Freundinnen werden

Seit einem Jahr lädt die Integrationskommission Frauen unterschiedlicher Herkunft ein, sich im Internationalen Frauencafé in Lampertheim zu treffen und kennenzulernen. Die Treffen finden immer donnerstags statt

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Jiyan Hagi (l.) und Sanna Ahmad (r.) kommen regelmäßig zum Internationalen Frauencafé und freuen sich auf die Treffen mit den anderen Frauen. © Berno Nix

Lampertheim. Sie sind alle gut gelaunt und auch ein bisschen stolz an diesem Donnerstagvormittag beim Internationalen Frauencafé in den kühlen Kellerräumen der Wilhelmstraße 56a. Seit einem Jahr gibt es das Angebot der Integrationskommission, und dieser erste Geburtstag wird gefeiert: mit Torte und anderen Leckereien und lobenden Worten des Ersten Stadtrats Marius Schmidt (SPD), der auch Vorsitzender der Integrationskommission ist.

„Wir sind sehr stolz auf dieses Projekt“, sagt er und sieht erfüllt, was damals die Hoffnung war: Für Frauen, die aus dem Ausland nach Lampertheim gekommen sind - wann und aus welchem Grund auch immer -, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen, bei dem sie sich kennenlernen und austauschen können.

Wenig Gelegenheit, Deutsch zu lernen

„Hier wurde schon mehr als eine Freundschaft geschlossen“, freut sich Schmidt und dankt denjenigen, die das Projekt betreuen oder betreut haben: Maria Papadopoulou, die schnell als gute Seele des Frauencafés zu erkennen ist, Jennifer Zintel-Andres und Rose Kohr von der Stadtverwaltung.

Feiern das einjährige Bestehen des Frauencafés in Lampertheim: Integrationslotsin Maria Papadopoulou (links) und Rose Kohr von der Stabsstelle Soziales. © Berno Nix

Maria Papadopoulou ist vor elf Jahren aus Griechenland nach Deutschland gekommen. Ihr Mann arbeitete in der Heimat für das Pharmaunternehmen Roche und konnte durch einen Wechsel an den Mannheimer Standort einen Karriereschritt machen. Für seine Frau war es damals keine Frage, mit ihm zu gehen, zumal sie sich um den kleinen Sohn kümmerte und der Plan war, nach einigen Jahren wieder zurückzukehren.

Doch dann kam es anders, die Wirtschaftskrise in der Heimat durchkreuzte die beruflichen Pläne, und die Familie blieb. Und Papadopoulou, die seit 2016 ehrenamtlich als Integrationslotsin aktiv ist, ging es wie so vielen Frauen, die nach Deutschland kommen: Ihre Männer gehen arbeiten, und sie kümmern sich um die Kinder und den Haushalt. Während die Partner relativ schnell die fremde Sprache lernen (müssen), haben die Mütter oft wenig Gelegenheit, Deutsch zu sprechen.

Scheu vor dem Sprechen

Zwar besuchten die meisten entsprechende Sprachkurse, doch die Übung fehle. Und weil es mit dem Sprechen nicht so gut klappt, bleiben sie lieber zu Hause. Im Internationalen Frauencafé ist es egal, wie gut eine Deutsch spricht. Die unterschiedlichen Sprachen gehen wild durcheinander, die Frauen helfen einander, die richtigen Wörter zu finden und wechseln hin und her zwischen Deutsch, Englisch und ihren Muttersprachen - und am Ende verstehen sich doch alle.

Ihre Herkunftssprachen sind ganz unterschiedlich. An diesem Donnerstag wird auch Paschto und Urdu gesprochen, Sprachen, die in Afghanistan und Pakistan verbreitet sind. Aus Afghanistan stammen die Schwestern Zahra (19) und Manizha Abbasi (23). Sie sind 2021 nach der Machtübernahme durch die Taliban aus dem Land geflohen.

Aus Afghanistan geflohen

Manizha Abbasi erzählt, dass sie zum Zeitpunkt der Machtübernahme bei einem Fernsehsender gearbeitet hatte und als Journalistin zu denen gehörte, die im Sommer 2021 ausgeflogen wurden. Auch ihre Familie durfte mit ausreisen. Über Pakistan kamen die Schwestern nach Deutschland. Sie leben mit ihrer Familie inzwischen in Biblis und versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen.

Als Frauen mit ausländischen Wurzeln haben wir auch alle ganz ähnliche Probleme
Sanna Ahmad

„Die haben ganz Anderes erlebt als ich“, sagt Sanna Ahmad, die neben ihnen sitzt. Die Studentin ist zwar in Deutschland geboren, hat aber pakistanische Wurzeln und engagiert sich in der Lampertheimer Ahmadiyya-Gemeinde. Auch sie kommt gerne zu den Treffen am Donnerstagvormittag - auch wenn ihre Erfahrungen und Sorgen andere sind als die der beiden afghanischen Frauen. „Doch als Frauen mit ausländischen Wurzeln haben wir auch alle ganz ähnliche Probleme“, sagt sie.

Sich darüber auszutauschen, sich gegenseitig zu stützen und zu stärken und sich Tipps zu geben und zu helfen - darum geht es beim Internationalen Frauencafé, bei dem an diesem Donnerstag etwa 15 Frauen unterschiedlichen Alters anwesend sind. Eine, die fast immer dabei ist, ist Jiyan Hagi. Sie ist aus Syrien nach Deutschland gekommen und lebt nun schon etliche Jahre mit ihrem Mann in Lampertheim. Sie engagiert sich ebenfalls in der Integrationskommission und ist stolz, dass das Frauencafé seinen ersten Geburtstag feiern kann.

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„Wir sind meist so um die 15 Personen, manche kommen regelmäßig, andere nur eine Weile, dafür kommen dann wieder neue“, berichtet sie im Gespräch mit dieser Redaktion. In ihren Augen ist es wichtig, dass Frauen sich hier unkompliziert informieren können - egal zu welchem Thema. Meist könne geholfen oder zumindest vermittelt werden, wo es Hilfe oder Informationen gibt. Hagi hofft wie Papadopoulou, dass noch viel mehr Frauen donnerstags um 9 Uhr den Weg in die Wilhelmstraße finden. Die Sprache sollte kein Hindernis sein.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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