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Aufnahme von Geflüchteten beschäftigt in Biblis viele Menschen

Das Thema beschäftigt die Menschen in Biblis weiterhin sehr: Die dritte Bürgerversammlung zum Thema Geflüchtete stieß erneut auf großes Interesse. Auch Vertreter von Kreis und Polizei gaben in der Riedhalle Auskunft

Von 
Christine Dirigo
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Das Goetheplatz-Gelände beginnt hinter dem Zaun. Links ist der Gebäudeteil der ehemaligen Firma Barth, hinter der Bahnlinie der Turm von Baumit zu sehen. © C. Dirigo

Biblis. Bei der dritten Infoveranstaltung zum Thema Geflüchtete in Biblis war das Interesse noch immer groß. Allerdings waren in die Riedhalle etwas weniger Besucher gekommen als noch zur ersten Veranstaltung im Bürgerzentrum. Mit Bürgermeister Volker Scheib saßen diesmal Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf und Marius Hilge, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeistation Lampertheim, auf dem Podium. Von der Verwaltung begleitete Kathrin Kocher, Ansprechpartnerin für Wohnraum für Geflüchtete, die Veranstaltung.

Zuerst sprach Schimpf über die Situation im Kreis Bergstraße. Dieser habe lange Zeit zentral die Aufgabe der Kommunen zur Unterbringung der Geflüchteten übernommen. Aber seit Januar sei klar, dass es nicht genügend Raum zum Anmieten gebe. Deshalb habe der Kreis entschieden, den 22 Gemeinden Zuweisungen entsprechend der Einwohnerzahl zu machen. „Der Vorteil für die Kommunen ist, wir weisen nur bleibeberechtigte Personen aus den eigenen Unterkünften zu. Sie sind bereits etwas eingegliedert und sprechen teilweise ein bisschen Deutsch“, erläuterte Schimpf.

Auch die dritte Bürgerversammlung zum Thema stieß auf reges Interesse. © Dirigo

Seit Mai seien rund 200 Personen zugewiesen worden. Mit einer Entspannung der Lage sei vorerst nicht zu rechnen. „Das drückt und belastet uns“, räumte Schimpf ein. Es gibt drei Großunterkünfte im Kreis, die Zeltstadt in Bensheim (derzeit 464 Personen), das ehemalige Luisenkrankenhaus in Lindenfels (derzeit rund 315) und die „Känguruinsel“ in Groß-Rohrheim (derzeit rund 200).

Einmal die Woche gebe es einen Gesprächstermin mit der Polizei, die bei den Großunterkünften regelmäßig vorbeischaue. „Weder in Groß-Rohrheim noch in Lindenfels hat es Gewaltdelikte gegen Personen gegeben und auch keine Ladendiebstähle“, berichtete Schimpf.

Zahlen aus der Kriminalstatistik

In Bensheim sei es zu Streitigkeiten untereinander gekommen, was aber nicht verwunderlich sei, wenn so viele Geflüchtete unterschiedlicher Herkunft aufeinandertreffen. In Höchstzeiten waren in der Zeltstadt rund 800 Leute untergebracht. Der Kreis öffnet bald in Heppenheim im „Bruchsee-Hotel“ eine weitere Unterkunft und in Bürstadt ab August den Containerstandort. „Wir schaffen viele Provisorien. Aber viele Geflüchtete werden bleiben. Das muss städtebaulich gelöst werden, und zwar mit kühlen Kopf, aber mit warmen Herzen“, so Schimpf.

Hilge bestätigte die Aussagen des Kreisbeigeordneten in Bezug auf die Großunterkünfte. „Die Streitigkeiten in Bensheim waren zwischenmenschlich begründet“, sagte Hilge. Er legte kurz die Zahlen der Kriminalstatistik für Biblis vor, die in den letzten Jahren keinerlei erhebliche Steigerung vorwiesen. „Biblis ist ein sicherer und liebenswerter Ort. Wir werden dafür sorgen, dass es so bleibt“, betonte er.

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Der Bürgermeister teilte mit, dass seit dem 25. Mai 13 Personen, darunter vier Kinder, im Nordheimer Sportheim untergebracht worden sind. „Die Nachbarschaft ist eingebunden und unterstützt ganz viel. Wenn das Sportheim voll besetzt ist, planen wir ein Willkommensfest und werden die Kommunikation eröffnen“, so Scheib.

Auf dem Goetheplatz sei in den letzten Wochen einiges passiert. Demnach wurde das Gelände auf Munition überprüft, und zwecks Artenschutz würden Mauer- und Zauneidechsen sowie eine Orchideenart umgesiedelt. Das Bodengutachten, das erstellt wurde, weil dort früher eine Möbelfabrik war, habe ergeben, dass die Erde unbelastet sei. „Gegen Ende September werden alle unsere Gebäude belegt sein. Wir müssen uns an Dinge gewöhnen, die es vorher so nicht gab“, berichtete der Bürgermeister weiter. Viele Vereine und die Integrationskommission stünden schon bereit, um den Geflüchteten zu helfen.

Ängste und Appelle

Bei der anschließenden Fragerunde trat zuerst eine Frau ans Saalmikrofon, die sehr emotional von ihren persönlichen Ängsten vor einer gewissen Gruppe von Geflüchteten berichtete. „Die Angst muss man ernst nehmen. Die Polizei wird alles dafür tun, dass es sicher bleibt“, entgegnete Hilge. Schimpf ergänzte, dass solche Straftaten, vor denen sich die Frau fürchte, wie Gewalt gegen Frauen, so noch nicht aufgetaucht seien. Die Security, die sowohl aus Frauen als auch aus Männern bestehe, von denen viele die Sprachen der Geflüchteten sprechen, würde aufpassen, ob es irgendwelche Auffälligkeiten gibt. Ewald Gleich (SPD) erklärte: „Wir reden hier über Menschen. Wenn Sie so gegen Menschen anderer Hautfarbe reden, schüren Sie die Angst.“

Kritik gab es aus der Menge am Personalmangel bei der Polizei. Ein Bibliser wollte sozialen Wohnungsbau auf dem Goetheplatz haben, wie es Ex-Bürgermeister Felix Kusicka zugesagt habe. Scheib meinte, die Gemeinde werde die geschaffene Infrastruktur dort nutzen, wenn die Container weg sind. Eine Erzieherin berichtete von positiven Erfahrungen, die sie mit geflüchteten Kindern und Eltern gemacht habe, und forderte ein „kleines bisschen Vertrauen“, mit dem auf die Geflüchteten zugegangen werden könne.

Freie Autorin

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