Schützenverein 1923 Hubertus Lampertheim

Gemeinsam ging es voran

Rückblick auf 100 Jahre Vereinsgeschichte, die nach einer Fusion umso erfolgreicher wurde

Von 
Bärbel Jakob
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Lampertheim. Viele Spargelstädter kennen den Schützenverein 1923 Hubertus Lampertheim von den vielen Gelegenheiten, zu denen auch die Bevölkerung zum Schießen und gemütlichen Beisammensein eingeladen ist, sei es zum Ostereierschießen, zum Aufstellen des Maibaums, bei den Ferienspielen oder anderen Festen. Und nun freuen sich die Mitglieder darauf, mit vielen Gästen ihr 100-jähriges Vereinsjubiläum zu feiern.

Genau genommen besteht der „Jubilar“ aus zwei Gruppen, nämlich dem im Jahre 1923 gegründeten Schützenverein sowie dem 1958 gegründeten Schützenverein Hubertus. Und so harmonisch wie heute ging es zwischen den beiden Vereinen vor ihrer Fusion nicht zu. Dass sich die Mitglieder lange gegen eine Zusammenlegung mit Händen und Füßen wehrten, überliefert noch die Vereinschronik. Leider ist aus den frühen Vereinsjahren nicht viel an Information erhalten geblieben.

In Lampertheim kommt der Schützenkönig günstig weg

Einen festen Platz im Kalender hat das traditionelle Königsschießen. In früherer Zeit ging es dabei tatsächlich darum, den sprichwörtlichen Vogel abzuschießen. Doch beim SV Hubertus wird schon lange auf einen hölzernen Adler angelegt. Wer so trifft, dass einer der Flügel abfällt oder der Kopf, wird entweder einer der beiden Ritter oder eben der König. Welche Position man genau ergattert hat, erfährt man aber erst, wenn die jeweiligen Kuverts geöffnet werden, die sich dahinter befanden. Der Name des Königs wird dann auf ein Glied einer Kette graviert. Wenn diese voll ist, muss die nächste bestellt werden. Im Saal des Vereinshauses hängen daher gleich mehrere dieser Ketten aus den vergangenen Jahrzehnten an der Wand. In anderen Gegenden Deutschlands muss der Schützenkönig ein Fest für den ganzen Verein organisieren, was ziemlich ins Geld gehen kann. In Lampertheim hingegen ist es üblich, dass seine Majestät bei der Jahreshauptversammlung eine Runde ausgibt. Darüber zeigt sich auch erster Vorsitzender Wilfried Olbrich erleichtert, denn er ist in diesem Jahr der amtierende Schützenkönig. Die Runde habe er seinen Vereinskollegen sehr gerne spendiert. Ja

Man weiß noch, dass der 1923 gegründete Schützenverein zahlreiche Mitglieder hatte. Der Schießstand befand sich auf der Heide. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg kam auch hier das Vereinsleben völlig zum Erliegen. Aber 1953 folgte die Wiedergründung. Geschossen mit Luftdruckwaffen wurde zunächst im Gasthaus „Reichsadler“, danach im Schwanensaal. Die Kleinkaliberschützen durften den Schießstand der US-Armee im Wald nutzen.

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Bereits 1958 entstand auf dem heutigen Gelände des Schützenvereins in der Rosenau ein Schießstand. Mangels Stromanschluss konnte er allerdings nur tagsüber und bei schönem Wetter genutzt werden. Nichtsdestotrotz wollten die Mitglieder das Gelände noch weiter ausbauen, was sich allerdings als sehr zeitaufwendig erwies. Im Winter mussten sie den Magistrat fragen, ob sie für ihr Training nicht das ehemalige Roxy-Kino (Raiwerle) in der Wilhelmstraße nutzen dürften.

Unterdessen jedoch hatten die Mitglieder Konkurrenz erhalten durch den 1958 gegründeten Schützenverein Hubertus Lampertheim. Auch dieser hatte mit den mangelnden Trainingsmöglichkeiten zu kämpfen. Meist trafen sich die Luftgewehrschützen in Gaststätten, wie dem Lokal „Zur Spargelhalle“. Generell aber gab es nur sehr wenige Möglichkeiten für ein geordnetes Training.

Finanziell eine Nummer zu groß

Unterdessen hatte der Schützenverein 1923 die Erweiterung in der Rosenau vorangetrieben. Man baute neben einem Zehn- Meter–Stand für Luftpistole- und Gewehr, einen 25-Meter Pistolenstand für Klein- und Großkaliber-Waffen, sowie die Gaststätte und das Wohnhaus für deren Pächter. Diese Bauarbeiten waren etwa 1971/1972 abgeschlossen. Doch der Verein hatte sich mit seinem Bauprojekt finanziell übernommen, dachte zeitweise sogar über einen Verkauf des Geländes nach. Und nachdem der SV Hubertus immer noch händeringend nach Trainingsräumen suchte, kam von der Stadt Lampertheim der Vorschlag, sich doch einfach zusammenzuschließen. Dies wurde von beiden Seiten zunächst vehement abgelehnt. Alles sollte beim Alten bleiben. Doch die Probleme der Vereine lösten sich dadurch nicht in Luft auf. So holte der Magistrat unter Federführung von Bürgermeister Hans Pfeiffer, der in diesem Jahr auch seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, noch einmal die Vereine an den Verhandlungstisch. Und dieses Mal zeigte sich von beiden Seiten die Bereitschaft, aufeinanderzuzugehen. Im April 1978 wurde dann aus zwei Vereinen einer, nämlich der Schützenverein 1923 Hubertus Lampertheim.

Sportliche Erfolge

Mit vereinten Kräften ging es sowohl baulich als auch sportlich voran. Die langjährige Baustelle an der Rosenaustraße konnte endlich beendet werden. Nach 13 Jahren bildeten der Abschnitt mit der Küche, dem Saal und der Toilettenanlage den Abschluss. Auch sportlich ging es aufwärts, vor allem beim Vorderladerschießen. Diese Disziplin wurde bald sehr beliebt und sorgte für einen hohen Bekanntheitsgrad der Spargelstädter Schützen. Denn mehrfach konnte der Verein damit seine größten sportlichen Erfolge feiern. So wurde der SV 1923 Hubertus Lampertheim mit dem Perkussionsgewehr im Jahr 1985 Deutscher Meister und 1988 Deutscher Vizemeister.

Eng verbunden mit dem Verein sind vor allem die Namen des langjährigen Vorsitzenden Bruno Hartmann, der nach schwerer Krankheit verstarb. Weit über die Grenzen Lampertheims hinaus bekannt wurde auch die ebenfalls schon verstorbene Ebba Hegemann, die 1992 in Barcelona, 1996 in Atlanta und im Jahr 2000 in Sydney bei den paralympischen Spielen antrat.

Hatte der Verein vor 100 Jahren einst mit einem provisorischen Schießstand begonnen, so verfügt er nun über modernste Technik. Durch die digitale Meyton-Anlage beispielsweise, kann ein Trefferbild direkt am Stand auf einem Bildschirm angezeigt und auf einen großen Fernseher im Clubraum übertragen werden. Denn der Verein will schließlich mit der Zeit gehen, ohne seine Historie zu vergessen. Das drückt auch das Motto für das Jubiläumsjahr aus, welches lautet: „Tradition trifft Moderne“. So will der Schützenverein 1923 Hubertus Lampertheim in die nächsten hundert Jahre starten.

Termine im Festjahr

Auch wenn es keinen Ball wie beim 75-jährigen Bestehen geben wird, hat der SV Hubertus einige Veranstaltungen geplant, mit denen er sein Jubiläum in diesem Jahr feiern will.

Einige davon sind ohnehin fester Bestandteil des Schützen-Kalenders, so wie das bereits stattgefundene Ostereierschießen und das Maibaum-Aufstellen am 1. Mai. Auch an den Ferienspielen wird sich der Verein wie gewohnt beteiligen.

Am Samstag, 17. Juni, findet ein Unterhebel-Spaßschießen statt. Der Verein freut sich auf einen geselligen Tag mit anschließendem Grillen.

Am Wochenende, 17. und 18 September, lädt der Verein zu einem Tag der offenen Tür ein. Die Besucher können verschiedene Disziplinen ausprobieren. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres findet am 4. November in der Hans-Pfeiffer-Halle eine akademische Feier mit Ehrungen und musikalischem Ausklang statt. Ja

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