Kriminalität

Ermittler: Mehr als 1100 DNA-Proben nach Lampertheimer Bluttat

Nach dem gewaltsamen Tod einer Frau aus Lampertheim werten die Behörden verschiedene Spuren und Hinweise aus. Bisher gibt es keine Tatverdächtigen. Aktuell stehen Spuren vom Tatort im Zentrum der Ermittlungen.

Von 
Stephen Wolf
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Freiwillige Speichelproben sollen helfen, den Fall aufzuklären. © dpa

Lampertheim. Beinahe drei Monate sind vergangen, seit eine 36 Jahre alte Frau in Lampertheim getötet wurde. Noch immer ist unklar, wer die Bluttat begangen hat. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt auf Anfrage mitteilte, haben Ermittler der Kriminalpolizei während der vergangenen Wochen bislang 1117 DNA-Proben von Männern genommen. Die Proben werden nun ausgewertet. Den Angaben zufolge ist die Teilnahme der männlichen Personen aus dem Umfeld der Toten freiwillig.

Große Bereitschaft zur freiwilligen DNA-Entnahme

Hintergrund dieser Tests ist, dass die Ermittler am Tatort DNA-Spuren sichern konnten. „Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir aktuell allerdings keine Auskunft dazu geben, wo diese gesichert werden konnten“, heißt es. Ob diese tatsächlich vom Täter oder den Tätern stammen, ist offen. Klar sei, dass die am Tatort entdeckten DNA-Spuren mit Proben verglichen wurden, die bereits im System der Ermittlungsbehörden gespeichert sind. Dabei habe man keine Übereinstimmungen gefunden.

Daher seien nicht nur Angehörige um eine entsprechende DNA-Probe gebeten worden; auch Freunde und Bekannte sowie Menschen, die im Umfeld der getöteten Lampertheimerin leben, gaben Speichelproben ab. „Es bestand eine sehr hohe Bereitschaft zur freiwilligen DNA-Entnahme“, betonte der Behördensprecher in diesem Zusammenhang.

Mit Hilfe der Körperflüssigkeit versuche man nun Schritt für Schritt die gefundenen DNA-Spuren zu sortieren. „Wir gehen aufgrund der bisherigen Erfahrungen davon aus, dass die Auswertung der DNA-Proben noch mehrere Wochen dauern wird“, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

In der Regel berge ein Tatort zahlreiche Spuren. Gleichwohl sei nicht jeder genetische Fingerabdruck einem Täter zuzuordnen. So könne es sein, dass DNA-Spuren vor der Tat an die Kleidung des Opfers gelangten, etwa durch eine Umarmung. Insofern wolle man mit Hilfe der Speichelproben auch herauszufinden, welche DNA man ausschließen beziehungsweise einem möglichen Täter zuordnen kann. Die Abstriche für die Proben werden in ein Labor geschickt, wo sie mit den am Tatort gefundenen Spuren verglichen werden.

Die Frau war am Vormittag des 16. September mit Stichverletzungen auf einem Waldweg im Lampertheimer Stadtteil Neuschloß entdeckt worden. Die Polizei geht davon aus, dass die Joggerin dort auch getötet wurde. Sie habe eine Bauchtasche bei sich gehabt. Der Inhalt wurde mitgenommen, weshalb die Ermittler davon ausgehen, dass der oder die Täter die Bauchtasche geöffnet hatten, hieß es in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY... Ungelöst“, die wenige Wochen nach der Tat ausgestrahlt wurde. Die Frau lebte nach Angaben der Polizei mit ihrer Familie in Lampertheim. Als Lehrerin war sie demnach an einer Grundschule in Ludwigshafen tätig.

Es gehen mittlerweile weniger Hinweise bei den Ermittlern ein

Die Hintergründe der Tat sind nach wie vor unklar. Die Ermittler gehen nicht von einer Beziehungstat aus. Die Arbeit der Ermittler dürfte sich mit jeder Woche ohne nennenswerten Fortschritt, schwieriger gestalten. Gingen in den ersten Wochen nach der Tat noch hunderte Hinweise bei den Ermittlungsbehörden ein, vor allem nach der Besprechung des Lampertheimer Falles in der TV-Sendung, melden sich mittlerweile deutlich weniger Menschen bei den Ermittlungsbehörden: „Hinweise gehen nur noch ganz vereinzelt ein“, räumt der Sprecher der Staatsanwaltschaft ein.

Weiterhin sucht die Mordkommission „1609“ nach zwei unbekannten Männern, die sich während der Tatzeit in der Nähe des Tatorts aufgehalten haben sollen. Die Beamten interessieren sich auch für einen Kleinwagen mit Wormser Kennzeichen, der ungefähr zur Tatzeit aufgefallen war. „Zu den gesuchten männlichen Zeugen und dem Wormser Fahrzeug haben sich keine Neuigkeiten beziehungsweise keine wichtigen Spuren ergeben.“ Klar ist aber, dass die Ermittlungen weiterlaufen sollen. So sei aktuell nicht geplant, die Mordkommission aufzulösen, heißt es.

Das dürfte man in Neuschloß mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen. Denn wie beispielsweise Ortsvorsteherin Carola Biehal sagt, ist der gewaltsame Tod der Lehrerin nach wie vor ein großes Thema im Stadtteil. „Zum einen ist die Erschütterung über die Tat noch spürbar, zum anderen hat unser Sicherheitsempfinden gelitten“, sagt die Sozialdemokratin. Anders als vor der Tat sei es gerade für Frauen keine Selbstverständlichkeit mehr, alleine im Wald spazieren zu gehen.

Das spreche für sich, sagt sie. Denn wer in Neuschloß lebt, habe in der Regel eine Schwäche für die Natur und halte sich dort auch gerne auf. Selbst in der kalten Jahreszeit. „Der Wald ist unser Wohnzimmer“, bekräftigt Biehal. Dass die brutale Tat nicht nur in Neuschloß, sondern in der gesamten Stadt noch diskutiert wird, habe auch damit zu tun, dass der Fall nach wie vor ungeklärt ist. „Wir können nicht einordnen, welchen Hintergrund dieses brutale Verbrechen hat. Das macht es für viele von uns schwierig, nach vorne zu blicken.“

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