Lampertheim. Die Band „Geberts Meilensteine“ erobert die Bühne im Schwanensaal, musiziert und begeistert. Bandleader Stefan Gebert berichtet über den Inhalt von ausgewählten Glanzstücken der Rockgeschichte oder von persönlichen Erlebnissen, lässt zwischendrin eindringliche oder gefühlvolle Saxofon-Klänge hören – da die Songs von Verzweiflung oder Liebe handeln – , und die anderen Bandmitglieder setzen spielfreudig mit ein.
Chris Linder spielt am Bass, Frank Ruppert ist unplugged an der Gitarre zu hören und Alex Lützke bedient die Akustikgitarre. Es sind keine Gelegenheitsmusiker, sondern es ist eine Formation, die gemeinsam regelmäßig auftritt.
Beachtlich ist auch, dass die Musiker die edlen Covers singen, wenn auch manchmal im Background. Gebert und Linder übernehmen die führende Hauptstimme. „Mehrstimmigkeit liegt mir am Herzen“, erläutert Stefan Gebert – und dass er seine Lyrik während der Corona-Pandemie geschrieben hat.
Da der Bandleader Profisprecher bei Radio Regenbogen ist, kann er die Geschichten gekonnt rüberbringen. Er unternimmt mit seinen Musikerkollegen einen Streifzug durch die Rockgeschichte und die Zuhörenden lauschen gebannt.
Gerade die musikalische Reise und die handgemachten Unikate machten es aus, bestätigen viele Besucherinnen und Besucher. „Mir gefällt, dass querbeet durch die Geschichtsanalen gespielt wird. Ich habe vor Begeisterung Gänsehautentzündung“, sagt Michael Tschirner.
Andere Zuschauenden pflichten dem Besucher bei und so prägt Tschirner sozusagen das Wort des Abends: Gänsehautentzündung. „Ich bin vor allem vom Saxofon-Spiel beeindruckt“, schwärmt eine Besucherin. Sie finde den Einsatz des Blasinstrumentes einfach sexy. Die Stimmung im Schwanensaal ist rundum perfekt. Treuen London-Pub-Besuchern ist Stefan Gebert bekannt. Er stürmte dort schon mehrfach die Kleinkunstbühne.
Vor einem Jahr hat er die aktuellen Musiker zur Band formiert, die mit Leidenschaft spielen, und Helmut Wehe regelt die Technik. „Den Kontakt zur Musiker-Initiative Lampertheim hat Frank Ruppert hergestellt“, erklärt der Bandleiter. Denn die Rupperts sind Spargelstädter. Textkunde gibt es über den Titel „Layla“, der 1970 von der Rockband „Derek and the Dominos“ – die Eric Clapton gegründet hatte – veröffentlicht wurde.
„Den Love-Song schrieben Eric Clapton und Jim Gordon. „Noch immer zückt der Sänger Robert Smith der britischen Rockband „The Cure“ den Lippenstift“, sagt Gebert zum Song „Friday I’m In Love“. „Freddie Mercury nahm seine Gitarre mit ins Schaumbad und hat einen ganz geilen Song geschrieben“, berichtet der Bandleader über den Titel „Crazy Little Thing Called Love“, der 1979 von Queen veröffentlicht wurde. „Ein Bass-Solo, das sich gewaschen hat“, kündigt Gebert mit seinem Musikerkollegen Linder an und die Gruppe spielt Marius Müller-Westernhagens Hit „Geiler is’ schon“.
„Eine Party von toten Menschen auf dem Wiener Friedhof“, leitet der Hörfunksprecher das nächste Lied ein: „Es lebe der Zentralfriedhof“ von Wolfgang Ambros, seine Hymne als größtes Friedenslied. Aus aktuellen Anlass: „Dem Tod von Tina Turner, die ganze Welt trauert um sie“, so Gebert, spielen die Musiker „Proud Mary“ der Rock-Ikone, ein Titel von John Fogert und bringen die Zuschauenden und Zuhörenden aus dem Häuschen. Der Part von Turner wird Chris Linder übertragen. „Dieses Lied wurde ein Gassenhauer“, erklärt der Frontmann Gebert über den populären Schlager „Schöner Gigolo, armer Gigolo“, basierend auf den österreichischen Schlagertexter Julius Brammer. 1956 hatte dann Louis Prima mit dem Lied „Just A Gigolo“ einen seiner größten Erfolge gefeiert, das nun von Gebert gesungen wird.
Gänsehaut entwickelt sich garantiert bei vielen Besucherinnen und Besuchern, weil Gebert das Entstehen des Titels „Mensch“ und die Trauerbewältigung von Grönemeyer präsentiert: „Grönemeyers Bruder und seine Ehefrau verstarben, und deshalb zog sich der Künstler längere Zeit zurück.“ Bevor sich allerdings die Band von der Schwanensaal-Bühne zurückziehen kann, erbettelt sich das Publikum zwei Zugaben.
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