Popkultur

Flipper-Museum in Lampertheim: Rechtliche Hürden bremsen Pläne

Joachim Fuchs plant ein Flipper-Museum in der früheren Kneipe Neckartal in Lampertheim mit restaurierten Flipperautomaten. Allerdings gestaltet sich der Weg dorthin schwieriger als gedacht.

Von 
Stephen Wolf
Lesedauer: 
Künftiger Museums-Chef? Joachim Fuchs möchte seine Sammlung in Lampertheim präsentieren. © Berno Nix

Lampertheim. Joachim Fuchs hat Dutzende seiner restaurierten Flipperautomaten in der früheren Kneipe Neckartal aufgestellt. Vor etlichen Monaten hatte er das einstige Musiklokal noch als provisorisches Lager für die selten gewordenen Spielgeräte aus den 1970er und 1980er Jahren betrachtet. Doch die Pläne haben sich geändert. „Ich würde hier gerne ein Flipper-Museum eröffnen“, sagt der 56 Jahre alte Mann, der aus Bensheim stammt.

Tatsächlich passt das rustikale Ambiente perfekt zu den ächzenden und blinkenden Automaten, die hier ordentlich in langen Reihen aufgestellt sind. Auch antike Videospiel-Automaten gibt es hier. Lange vor dem Siegeszug von Computer, Smartphones und Konsolen gehörte das Spiel mit der glänzenden Metallkugel schlicht zur Jugendkultur. Flipper-Automaten standen in Bahnhofskneipen, in den Foyers der Kleinstadtkinos oder auf Volksfesten. Warum also nicht im Neckartal?

Museumsidee in Lampertheim trifft auf Zustimmung – rechtliche Fragen bleiben ungeklärt

Flipper gelten längst als Kulturgut, waren sie doch im ausgehenden 20. Jahrhundert allgegenwärtig. Spieler warfen eine Münze ein und bekamen drei Spiele. Durch das Erreichen einer gewissen Punktzahl konnten sie sich zusätzliche Flipper-Runden sichern. Die Lampertheimer Kneipe mit ihren 55 Sitzplätzen eignet sich gut für das Museum, findet Fuchs, der früher bei der Software-Schmiede SAP im baden-württembergischen Walldorf tätig war. „In der Rhein-Neckar-Region gäbe es dann kein anderes Museum, das eine so große Auswahl an Geräten bietet“, ist er überzeugt.

Spiel mit der Kugel

  • Die Sammlung in der ehemaligen Lampertheimer Gaststätte Neckartal umfasst alte Spielgeräte, aber auch neuere Modelle, wie etwa einen Batman-Flipper . Auch die berühmte Film-Hymne Krieg der Sterne erklingt aus einem gleichnamigen Flipper zur Science-Fiction-Saga.
  • Weitere Bilder auf den Kopfaufsätzen der Automaten reichen vom Konterfei des Comic-Helden Flash Gordon bis hin zum grimmigen Terminator Arnold Schwarzenegger.
  • Die legendäre US-Basketball-Truppe Harlem Globetrotters ist auf einem der Spieltische ebenso abgebildet wie etwa die Rockbands Led Zeppelin und Kiss .

Obwohl die Voraussetzungen gut sind, wird die Umsetzung für Fuchs kein Spaziergang. Zwar zeigt sich die Stadtverwaltung offen für ein solches Museum. „Für Lampertheim wäre es sicher eine schöne Attraktion, wenn wir eine solche Sammlung dauerhaft hier hätten“, betont Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Marius Schmidt (SPD). Aber er macht auch klar, dass noch einige rechtliche Hürden zu bewältigen sind.

Geringstes Problem dürfte die Erteilung einer Schanklizenz sein, Fuchs will Besuchern beispielsweise Softdrinks anbieten. Sein Antrag liegt bereits beim Ordnungsamt. Komplizierter nehmen sich jedoch die steuerrechtlichen Fragen aus, wie Schmidt betont. Immerhin erheben Städte in der Regel Steuern auf Spielapparate. Auch in Lampertheim gibt es eine solche Satzung.

Die lässt sich nach Ansicht von Joachim Fuchs jedoch nicht ohne weiteres auf seine Flippersammlung übertragen. Zumal der Südhesse als Gewerbetreibender die Geräte restauriere, verleihe oder auch verkaufe. Daher habe er bereits in den vergangenen Monaten wiederholt Testläufe unternommen, die stilprägend für das Flipper-Museum sein sollen. Dabei konnten sich Fans aus der Stadt und aus dem Umland für eine Handvoll Euro einige Stunden lang an klassischen und modernen Flippergeräten austoben.

Wenn Joachim Fuchs ein interessantes Angebot aufgespürt hat, reist er auch in die Niederlande, nach Belgien oder in die Schweiz, um das Gerät abzuholen. © Berno Nix

Die Veranstaltungen dienten demnach als Angebote, bei denen mögliche Kunden im „Showroom Neckartal“ Geräte ausprobieren können. In einem ähnlichen Rahmen könnten Besucher künftig in regelmäßigen Abständen die Möglichkeit zum Spiel mit der Silberkugel eingeladen werden. Wie der Sammler sagt, gibt es in der zuständigen Fachabteilung Überlegungen, das künftige Museum wie eine Spielhalle zu besteuern: Demnach wären monatlich pro Gerät 25,60 Euro fällig. „Da reden wir über 2560 Euro Steuer pro Monat“, zeigt sich der Sammler irritiert. Das könne zum Problem werden, womöglich das Projekt beenden, bevor es angefangen hat.

Flipper- und Ardademuseum in Seligenstadt macht es vor

Fuchs beharrt darauf, dass er eben keine Spielhalle betreibt, sondern für Veranstaltungen einen pauschalen Eintritt verlangt. Das wiederum unterscheide sich von der klassischen Praxis, bei der eine Münze in das Flippergerät eingeworfen wird. Dieser Unterschied, so Fuchs, sei relevant. Mit derart hohen Beträgen, wie sie die Stadt aktuell vorsieht, würden Hallen besteuert, in denen etwa Glücksspielautomaten stehen. Daher hofft der Flipper-Enthusiast, dass die Stadt ihren Ermessensspielraum nutzt und seiner Argumentation folgt.

Schließlich gebe es verschiedene Möglichkeiten, mit dieser Frage umzugehen. Als Beispiel nennt er das Flipper- und Arcademuseum in Seligenstadt. Betrieben wird die Einrichtung vom gemeinnützigen Verein „For Amusement Only“, mit dem Fuchs nach eigenen Angaben in Verbindung steht. Die Kollektion in diesem „Spieltechnikmuseum“ kann samstags besichtigt und bespielt werden. „Alle unsere Geräte sind auf Free-Play gestellt. Diese benötigen keinen Münz-Einwurf und können somit von jedem Gast frei bespielt werden“, heißt es auf der Internetseite des Museums.

Das wiederum ist die Praxis, die auch Fuchs für seine Sammlung im Neckartal vorsieht. Insofern, so sagt er, müssen nicht einzelne Spielgeräte besteuert werden. Als weiteres Argument führt er an, dass eine Spielhalle öffentlich zugänglich sei. Im künftigen Lampertheimer Museum wäre das jedoch nicht der Fall. Besucher würden sich per E-Mail anmelden, eine Art innerer Kreis. Nach eigenen Angaben wartet die Stadtverwaltung noch auf verschiedene Unterlagen des südhessischen Sammlers.

Mehr zum Thema

Wettbewerb

Lampertheimer Lessing-Gymnasium holt Podcast-Preis

Veröffentlicht
Von
Daniela Hoffmann
Mehr erfahren
Arbeitsmarkt

Inklusive Ausbildungs- und Jobbörse in Lampertheim ist ein voller Erfolg

Veröffentlicht
Von
Jürgen Klotz
Mehr erfahren
Kriminalität

Wie illegale Spielautomaten in Ludwigshafen vernichtet werden

Veröffentlicht
Von
Rahel Adel
Mehr erfahren

Auch wolle man beispielsweise eine Einschätzung des Hessischen Städtetags einholen. Ob und wie die Exponate offiziell zugänglich gemacht werden, bleibt zunächst also offen. Bis eine Entscheidung fällt, könnten einige Wochen ins Land gehen. „Die Stadt nimmt eine konstruktive Haltung ein, aber wir müssen die Gesetze berücksichtigen“, betont Marius Schmidt. Daher gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit.

Am Samstag, 5. April, können interessierte Besucher die Sammlung in Lampertheim in Augenschein nehmen. Die Adresse lautet Alte Viernheimer Straße 8. Eine Anmeldung unter info@flipperloft.de ist dafür Voraussetzung.

Redaktion

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke