Kriminalität

Wie illegale Spielautomaten in Ludwigshafen vernichtet werden

Mit dem Vorschlaghammer gegen unerlaubtes Glücksspiel: Die Stadt Ludwigshafen zerstört gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern illegale Spielautomaten.

Von 
Rahel Adel
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Florian Bauer von der Ordnungsbehörde Ludwigshafen zertrümmert mit dem Vorschlaghammer die illegalen Automaten, um sie unbenutzbar zu machen. Sie werden dann später ordnungsgemäß zerlegt und recycelt. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Der Vorschlaghammer trifft mit lautem Krachen auf den Super-V+ Gaminator. Und danach auf das Ultimate Fungame. Und dann auch das Premium Unterhaltungsgerät. Das Glas splittert und fliegt umher, die roten, grünen und weißen Knöpfe werden unter der Wucht zerschlagen. Florian Bauer, Mitarbeiter des Ordnungsamts, lässt den Hammer wieder und wieder auf die Automaten niedergehen. Bald ist der ganze Boden vor den vier großen und zwei kleinen Spielautomaten übersät mit Glassplittern.

Viele Kontrollen gegen illegale Spielautomaten in Ludwigshafen

Doch wofür das ganze Spektakel? Die Stadt Ludwigshafen demonstriert gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ihre neu entdeckte Stärke gegenüber illegalen Spielautomaten in Gaststätten. Denn viele Jahre lang sei nicht wirklich viel passiert, um den kriminellen Flippern beizukommen, erklärt Martin Graf, Leiter des Bereichs Öffentliche Ordnung Ludwigshafen.

In den letzten anderthalb Jahren dann habe die Stadt verstärkt den Fokus auf den illegalen Betrieb von Spielautomaten gelenkt. Bei Kontrollen habe sie nämlich gemerkt, dass „was nicht stimmt“. Dann habe sie sich kundig gemacht, wie man illegale Automaten erkennen kann – und habe Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern aufgenommen.

Die hat nämlich die Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen und kennt sich mit diesem Metier gut aus. Sowohl der anwesende Leitende Oberstaatsanwalt Udo Gehring als auch Graf betonen immer wieder die gute Zusammenarbeit.

Die Probleme mit den illegalen Automaten unterteilt Graf in zwei Hauptpunkte: Erstens sei die Wirkung auf das Umfeld groß, wenn viele Kneipen mit Spielautomaten im Stadtbild vertreten seien. Das locke die falsche Kundschaft an. Und zweitens verstoßen die illegalen Automaten auch gegen die Schutzvorschriften für die Spieler – denn viele Geräte laufen mit einer manipulierten Software, die viel mehr Verluste für die Spieler zulässt als gesetzlich erlaubt.

Auch die Steuerfahndung ist involviert. Denn die illegalen Automatengewinne werden natürlich nicht versteuert.

In den letzten anderthalb Jahren geht die Stadt Ludwigshafen verstärkt gegen illegale Spielautomaten vor. © Christoph Blüthner

Manche Kneipen in Ludwigshafen haben sich ganz abgemeldet

Mittlerweile habe sich das verstärkte Vorgehen auch in der Szene herumgesprochen, erklärt Graf. Die illegalen Spielautomaten stehen nicht mehr länger an „vorderster Front“. Außerdem hätten sich einige Kneipen, die wohl den Hauptumsatz mit den illegalen Automaten gemacht haben, direkt ganz abgemeldet. Und auch einzelne Spieler melden sich bei den Behörden, um illegale Automaten zu melden – denn das Spielen an den manipulierten Automaten selbst ist nicht verboten.

Auch muss zwischen dem Wirt der Gaststätte und dem Aufsteller des Automaten unterschieden werden. Man soll sich das so vorstellen, erklärt Graf: Der Aufsteller komme zum Wirt und biete ihm an, auf eine freie Fläche einen Automaten zu stellen. Der Aufsteller illegaler Automaten muss, wenn er erwischt wird, mit einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Monate rechnen. Meistens liege die jedoch bei sechs bis sieben Monaten, erklärt Gehring. Bei vielen werde auch noch Steuerhinterziehung festgestellt.

Illegale Spielautomaten

  • Seit Oktober 2022 wurde in der Pfalz eine mittlere dreistellige Zahl an illegalen Spielautomaten konfisziert.
  • Die Geräte sind Beweismittel in den Verfahren. Danach werden sie zerstört .
  • Auf den Automaten ist meist eine illegale Software installiert, die den Aufstellern hohe Gewinne beschert – den Spieler aber meist große Verluste .
  • Da die Gewinne nicht versteuert werden, ist auch die Steuerfahndung involviert.

Der Wirt hingegen behaupte meistens, nichts damit zu tun zu haben, sagt Graf. Doch wenn bei ihm wiederholt illegale Automaten gefunden werden, könne er als persönlich unzuverlässig gelten. Dann kann ihm die Konzession entzogen werden.

Doch die illegalen Spielautomaten sind nicht nur ein Ludwigshafener Problem. Insgesamt seien dort zwar weit über 100 Stück konfisziert worden. Allerdings finde man illegale Automaten überall. Auch in kleinen Pfälzer Dörfern.

Nicht nur illegale Automaten in Ludwigshafen, sondern Phänomen in der ganzen Pfalz

Seit Oktober 2022 seien in der gesamten Pfalz eine Anzahl von Automaten im mittleren dreistelligen Bereich beschlagnahmt worden, erklärt Gehring. Es sei ein umfassendes Phänomen, das sich nicht nur auf die großen Städte wie Ludwigshafen beschränke. Hier komme das zwar in gehäufter Form vor, doch auch im ländlichen Raum finden sich illegale Flipper. In der ganzen Pfalz habe es 2023 ungefähr 200 Hauptverfahren wegen illegalen Glücksspiels gegeben, 2024 waren es 130, so Gehring. Nicht einberechnet sind hier jedoch die Verfahren, in denen es hauptsächlich um Steuerhinterziehung gehe.

Hauptsächlich seien es außerdem Gaststätten, in denen die Geräte zu finden seien, erklärt Graf. In Spielotheken komme dies nicht so häufig vor – sie seien ein Feld für sich. Die hätten meist ein eigenes Interesse daran, dass die illegalen Spielmöglichkeiten von der Bildfläche verschwinden. Denn wenn ein Spieler sein Tageskontingent in der Spielothek erreicht habe, könne er natürlich einfach zu einem Automaten mit manipulierter Software in einer Gaststätte wechseln – oder direkt dorthin gehen. Deswegen seien die illegalen Spielautomaten in der Branche ein geringeres Problem.

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