Engagement

Die Lampertheimer „Friedhofs-Crew“ will etwas Gutes tun

Lothar Lauseker, Karl Heinz Radke und Heinz Kunzelmann pflegen im Lampertheim Gräber, aber auch das keltische Baumhoroskop. Sie kommen seit Jahren regelmäßig und machen sich auf dem Friedhof ehrenamtlich nützlich

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Rosi Israel
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Lothar Lauseker (v.l.), Heinz Kunzelmann und Karl Heinz Radke bei der Gräberpflege in Lampertheim. © Rosi Israel

Lampertheim. Von Rosi Israel

„Wir sind die Friedhof-Crew“, sagt Lothar Lauseker lachend, und Karl Heinz Radke und Heinz Kunzelmann nicken zustimmend. Das Lampertheimer Dreigestirn ist an einem heißen Sommertag auf dem Stadtfriedhof anzutreffen. „Wir kommen seit Jahren regelmäßig hierher und machen uns ehrenamtlich nützlich“, erklären die Senioren. Während Radke und Kunzelmann die zehn Gräber der früheren Schwestern des Sankt Marien Krankenhauses und des Pfarrers Johannes Igel pflegen, kümmert sich Lauseker um das Keltische Baumhoroskop auf dem alten Friedhof. Er ist begeistert von dem mystischen Horoskop-System.

„Der von den Kelten entwickelte Baumkreis ist eine spannende Geschichte“, sagt der Senior und zeigt auf die dazugehörigen Tafeln. Dort können die Interessenten über den Mythos nachlesen. Das keltische Baumhoroskop besteht aus 21 Lebensbäumen, die Eigenschaften der Bäume übertragen sich nach der keltischen Auffassung auf die Menschen, die im Zeichen des entsprechenden Baumes geboren sind.

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So sind der Pappel die Geburtstage vom 4. bis 8. Februar, vom 5. bis 13. August und vom 1. bis 14. Mai zugeordnet. Pappeln waren bei den Kelten auch bekannt als Bäume, die zum Himmel streben, also schnell wachsen. Auf den Charakter der Pappel-Geborenen gemünzt, seien die Menschen praktisch veranlagt. Sie betrachteten das Leben nüchtern und gingen alles mit großer Vernunft an. Sie seien mitteilsame und sympathische Zeitgenossen und Neuem gegenüber aufgeschlossen.

Auf der Informationstafel erfährt der Betrachter auch, dass das Baumhoroskop eine Baumpflanzaktion des Linons Clubs in Unterstützung der Technischen Betriebsdienste der Stadt Lampertheim um Fachbereichsleiterin Sabine Vilgis ist. Der Baumkreis soll als Erweiterung des Stadtparks dienen, der als „Grüne Lunge“ Lampertheims bezeichnet wird und der steigenden Innenstadterwärmung begegnen soll. Ende 2021 wurden die Bäume gepflanzt und die Tafeln aufgestellt.

Bäume gepflanzt, um die Umwelt nachhaltig zu schützen

Karin Salber war damals die Präsidentin des Lions Clubs. Über das Keltische Baumhoroskop sagt sie: „Es soll den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“ Da die Mitglieder die Umwelt nachhaltig schützen wollen, um das Gemeinwohl zu verbessern, kamen sie auf die Idee, Bäume zu pflanzen. „Ich wurde durch die Bepflanzung der Technischen Betriebsdienste in der Hallenmitte des Ostermarkts darauf aufmerksam“, erinnert sich Karin Salber.

In Zeiten des Klimawandels werden Stadtbäume wichtiger

Das Thema hieß Innenstadtbäume, mit dem Fazit, dass in Zeiten des Klimawandels Stadtbäume immer wichtiger werden. Denn Bäume produzieren Sauerstoff, verbrauchen klimaschädliches Kohlendioxid und kühlen die Luft ab.

Ihre Vorstellungen unterbreitete Salber der städtischen Fachbereichsleiterin Vilgis. „Und sie empfahl uns das Keltische Baumhoroskop“, erklärt Karin Salber. Sie fügt hinzu: „Wir Lions-Mitglieder haben damals für unser Projekt, die Anschaffung der Bäume und ihre Beschilderung, noch um Sponsoren geworben.“

Um die Bäume herum lockert Lothar Lauseker an dem Vormittag den Boden auf. „Damit der Sauerstoff im Boden wieder zirkulieren kann“, sagt der Hobbygärtner. Derweil haben Radke und Kunzelmann die Gräber der „Ruhestätte der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung“ gepflegt und bewässert. Dieses Bewässerungssystem haben sie aus eigener Tasche bezahlt.

„Der erste Schlauch wurde uns gestohlen“, bedauern die Männer. „Da die Gräber einst vernachlässigt waren, hatten wir bei der Stadt nachgefragt, ob wir das überhaupt machen dürfen“, berichtet Karl Heinz Radke. Die Senioren haben auch schon Blumen gepflanzt und Unkraut entfernt. Sie erklären: „Wir wollen was Gutes tun. So drücken wir unsere Wertschätzung gegenüber der Verstorbenen aus, denn die Schwestern haben sich zu Lebzeiten aufgeopfert.“

Jetzt hat der Lampertheimer Florist Jürgen Schuster von der Stadt den Auftrag erhalten, die elf Gräber mitzupflegen. Das bedeute aber nicht, dass die Senioren nun „arbeitslos“ seien. „Ich habe nichts dagegen, wenn die Senioren weiter nach dem Rechten sehen und Unkraut zuppeln“, erklärt Schuster auf Nachfrage.

Freie Autorin

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