Fußball

Den TV Lampertheim hat Schalke-Torwart Marius Müller nie vergessen

Torwart Marius Müller hat das Fußballspielen beim TV Lampertheim gelernt. Jetzt steht er für Schalke 04 zwischen den Pfosten und schickt Grüße ins Hessische Ried

Von 
Claudio Palmieri
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Schalkes Torwart Marius Müller im Spiel gegen den HSV. © Christian Charisius/dpa

Lampertheim. Ein Trikot von Marius Müller hängt beim TV Lampertheim in der Jugendkabine. „Als Ansporn für den Nachwuchs“, sagt Sven Klotz, der Koordinator des U12-Junioren-Masters der TV-Fußballer. In diesen Tagen lebt der Stolz des Turnvereins auf sein bekanntestes Eigengewächs mehr denn je auf.

Der Profitorwart, der im Juli seinen 30. Geburtstag feierte, steht seit dieser Saison beim FC Schalke 04 unter Vertrag - und macht dort gleich von sich reden.

Große Entdeckung der neuen Spielzeit

Mit starken Paraden gehörte der einstige Jugendspieler des TV in den ersten drei Pflichtspielen zu den Leistungsträgern beim Bundesliga-Absteiger. Gleichzeitig eroberte der frühere U20-Nationalkeeper fürs Erste auch den Stammplatz im Schalker Tor.

„Mülli“, wie der Schlussmann in Teamkreisen gerufen wird, schickt sich an, im nicht mehr ganz so jungen Fußballeralter zu einer der großen Entdeckungen der neuen Spielzeit zu werden.

Die Reaktionen im Verein, aber auch von außen zeigen mir gerade, dass mich vorher nur sehr wenige auf dem Schirm hatten
Marius Müller Torwart

Vier Jahre hatte Müller zuletzt beim FC Luzern in der Schweiz zwischen den Pfosten gestanden. „Das ist alles unter dem Radar gelaufen“, merkte der Lampertheimer vor Kurzem im ausführlichen Gespräch mit dieser Redaktion an: „Die Reaktionen im Verein, aber auch von außen zeigen mir gerade, dass mich vorher nur sehr wenige auf dem Schirm hatten. Viele haben mich gefragt: ‚Junge, wo kommst du auf einmal her?‘“ Der Wechsel zu Schalke könnte die Erinnerung der deutschen Fußballfans nun auffrischen.

Auch für Lautern im Einsatz

Schließlich war Müller, der 2003 als E-Junior zum 1. FC Kaiserslautern wechselte und dort die Jugend durchlief, schon zwischen 2012 und 2018 in 72 Zweitliga-Spielen für die „Roten Teufel“ zum Einsatz gekommen. Bei RB Leipzig, wo Müller zwischen 2016 und 2019 unter Vertrag stand, durfte er nur in der U23 ran. Für Luzern bestritt der 1,92 Meter große Schlussmann 120 Ligapartien. Höhepunkt war der nationale Pokalsieg 2021.

Für den FC Kaiserslautern lief es für Torwart Marius Müller 2018 nicht immer gut. © Guido Kirchner/dpa

Den TV Lampertheim hat Müller in dieser Zeit nie vergessen. 2013 etwa schaute der Torwart beim Ostercamp der TV-Fußballer vorbei, stand über 40 Nachwuchskickern bei einer Fragerunde Rede und Antwort und gab fleißig Autogramme. „Der TV Lampertheim ist und bleibt mein Heimatverein“, betonte „Mülli“ damals. Mit den Wechseln nach Leipzig und in die Schweiz wurde Müllers Weg zum Sportzentrum Ost zwangsläufig länger.

Familienvater mit Haus in Bensheim

Viele seiner damaligen Trainer und Weggefährten sind heute nicht mehr beim TV aktiv. Auch als Schalke-Keeper dürften Besuche nur schwer umzusetzen sein. Der Zeitplan des Profis ist eng gestrickt. Trotzdem würde sich der junge Familienvater, der ein Haus in Bensheim hat, gerne wieder häufiger blicken lassen.

Tim Training auf Schalke: Neuzugang Marius Müller. © Bernd Thissen/dpa

Im Redaktionsgespräch hatte Müller vor allem für das U12-Junioren-Masters der TV-Fußballer viel Lob übrig. „Es ist erstaunlich, was der TV da über viele Jahre hinweg für ein Turnier aufgestellt hat“, sagte Müller: „Zu meiner Zeit gab es das leider noch nicht, aber das ist schon außergewöhnlich.“

Beim Hallenturnier entdeckt

Sein Augenmerk auf das Jugendturnier, zu dem Jahr für Jahr Proficlubs wie Eintracht Frankfurt, Waldhof Mannheim oder der SC Freiburg in Lampertheim gastieren, rührt wohl auch daher, dass Müller selbst einst bei einem Hallenturnier in Bensheim von einem Talentspäher des FCK entdeckt wurde. Beim TV, wo Müllers Vater Ralf als Zweiter Vorsitzender tätig war, nehmen sie das Lob gerne entgegen.

„Es freut uns, dass ehemalige Vereinsspieler unsere Aktivitäten verfolgen und wertschätzen“, erklärt U12-Turnierchef Klotz. „Marius ist bei uns natürlich immer willkommen. Der TV-Vorstand verfolgt seinen Werdegang weiter“, stellt auch die Vereinsvorsitzende Sabine Gärtner klar.

Auch Timo Hildebrand kam aus Lampertheim

Müller ist übrigens schon der zweite Torwart aus Lampertheim, der den Sprung ins Profigeschäft geschafft hat. Der 14 Jahre ältere Timo Hildebrand kam zwischen 1999 und 2015 auf 301 Bundesliga-Partien für den VfB Stuttgart, die TSG Hoffenheim, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt. 2007 wurde der Hofheimer Deutscher Meister mit dem VfB und absolvierte sieben A-Länderspiele für Deutschland. Bei der Heim-WM 2006 war er dritter Torhüter. Ein Zusammenhang zwischen Müllers und Hildebrands Karriere besteht jedoch nicht.

Hat ebenfalls sportliche Wurzeln in Lampertheim: Stuttgarts ehemaliger Torwart Timo Hildebrand. © Marijan Murat

Hildebrand wechselte 1995 vom FV Hofheim, wo ihn der 2019 verstorbene Torwarttrainer Alija „Ringo“ Hercegovac unter seine Fittiche genommen hatte, in die Stuttgarter Nachwuchsabteilung. Kurioser mutet da schon an, dass Müller mit dem ein Jahr älteren Chris Keilmann einen Konkurrenten aus Bürstadt um den Platz im FCK-Tor hatte. Auch „Keile“ durchlief die Junioren bei den Pfälzern und war U18-Nationaltorhüter. Zwischen 2010 und 2019 brachte es Keilmann auf 191 Regionalliga-Spiele für den FCK II, Eintracht Trier, TuS Koblenz und Wormatia Worms.

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Seit Müllers Wechsel zu Schalke gibt es immerhin eine Parallele zu Hildebrand bei den Profistationen. Mit dem Revierclub will Müller den direkten Wiederaufstieg schaffen - und dann auch endlich sein erstes Spiel im deutschen Fußball-Oberhaus bestreiten. Das Bundesliga-Debüt, das der Torwart sein „großes Ziel“ nennt, steht nämlich noch aus. 2012 saß er bei drei Erstliga-Spielen des FCK auf der Bank, kam aber nicht zum Einsatz. Spätestens dann wäre wohl die Zeit für ein zweites Müller-Trikot in der Jugendkabine des TV Lampertheim gekommen. Platz dafür gibt es allemal.

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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