Lampertheim. Eines muss man Marco Steffan lassen, an Leidenschaft fehlt es ihm nicht. Atemlos erzählt der 49 Jahre alte Kandidat für das Amt des Lampertheimer Bürgermeisters, wie er sich die Zukunft seiner Heimatstadt vorstellt. Mehr Kultur rund um die Kaiserstraße, erfolgreiche Gewerbeansiedlung sowie stärkere Zusammenarbeit mit anderen Kommunen, so lauten einige seiner Vorschläge. „Natürlich ist der verschuldete Haushalt ein Riesenthema“, betont der parteilose Kandidat, der sein Geld als Makler verdient. Um zu erkennen, wie sich Ausgaben sparen lassen, sei eine „offene und transparente Kommunikation“ mit Bürgern entscheidend.
Kritiker monieren fehlende Erfahrung des Kandidaten
Das könne eine wertvolle Unterstützung für die Politik sein, ist Steffan überzeugt. Bei ihm steht das Thema Bürgernähe weit oben auf der Agenda. Egal, um welches Thema es geht, Volkes Stimme sollte gehört werden. Ob es damit zu tun hat, dass er ziemlich kurzfristig in das Rennen um den Posten des Verwaltungschefs eingestiegen ist? „Als ich zum ersten Mal bei der Lampertheimer Bürgermeisterwahl 2019 kandidierte, war ich besser vorbereitet“, räumt Steffan ein.
Damals habe er mehr Zeit gehabt. In der Stichwahl erhielt er damals mehr als 44 Prozent der Stimmen. Das beflügelt ihn noch heute. „Das war ja auch eine knappe Sache.“ Eine Kandidatur für die Wahl am 1. Juni habe er aus privaten Gründen zunächst nicht erwogen. „In meiner Familie spielten gesundheitliche Probleme eine große Rolle.“ Schließlich habe sich die Situation verbessert, die erneute Kandidatur wurde möglich.
Unterstützung von der Lebensgefährtin
Seine Lebensgefährtin habe ihn zu diesem Schritt ermutigt. Die Frau, die wegen Steffan jüngst aus der Region Stuttgart nach Lampertheim gezogen ist, sehe die Probleme in der Stadt ähnlich und befürworte seinen Ansatz. „Sie steht hinter mir.“ Auch in Gesprächen mit Freunden habe er den Eindruck gewonnen, als parteiloser Kandidat könne er der verbreiteten Politikverdrossenheit etwas entgegensetzen. „Und ja, grundsätzlich traue ich mir eine solche Aufgabe zu, an 24 Stunden des Tages“, sagt der Mann mit dem rasierten Schädel feierlich.
Und wie? Genau, mit der stärkeren Einbeziehung der Bürger. Damit sich die Menschen auch wirklich für das Gemeinwesen engagieren, schlägt er sogar vor, städtische Informationen auf dem Papierweg zu verbreiten. „Nicht nur digital“, wie er betont. Schließlich surfe selbst 2025 längst nicht jeder Bürger regelmäßig im Internet. „Ich will niemanden ausgrenzen.“ Das alles klingt gut. Und ja, eine effizientere Stadtverwaltung sowie die Sanierung des verschuldeten Haushalts sind zweifelsfrei lobenswerte Ziele.
Wahlforum des „Südhessen Morgen“
- Live erleben können Interessierte die drei Kandidaten zur Bürgermeisterwahl am Mittwoch, 21. Mai, 19 Uhr beim Wahlforum des „Südhessen Morgen“ in der Hans-Pfeiffer-Halle.
- Dort stellen sich Marius Schmidt (SPD), Alexander Scholl (CDU) und Marco Steffan (parteilos) den Fragen von Redakteur Bernhard Zinke .
- Der Eintritt ist frei .
Wieso aber sollte dem parteilosen Kandidaten etwas gelingen, was sich nicht nur in Lampertheim als schwieriges Unterfangen erweist? Als Verwaltungschef würde er nicht nur die Stadt nach außen hin vertreten, auch müsste er regelmäßig mit verschiedenen Fachbereichen komplizierte Anträge und Vorlagen erarbeiten, über die am Ende die Stadtverordneten entscheiden. Kritiker monieren daher, der parteilose Kandidat habe schlicht zu wenig Erfahrung, um die Stadt erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Nicht ausreichend mitgenommen, als es um die Toilettenhäuschen ging
Tatsächlich hat Marco Steffan in Sachen Stadtverwaltung wenig vorzuweisen. In den 1990er Jahre war er als Zivildienstleistender im Bauamt der Stadt Lampertheim tätig, einige Jahre später absolvierte der Diplom-Jurist ein Referendariat im Rechtsamt der Stadt. Das ist nicht viel und das weiß der Makler natürlich selbst. Deshalb weist er in Gesprächen gerne auf seinen Beruf hin, der ihn regelmäßig mit Ämtern, Unternehmen und Bürgern zusammenführe. Auch hat er die Stiftung Athletes for Charity gegründet, wie er immer wieder betont. Dabei unterstütze der kinderlose Kandidat verschiedene Einrichtungen, die krebskranken Mädchen und Jungen den Alltag erleichtern.
Manchmal wirkt Steffans Kritik an der Stadt überzogen. Gerade dann, wenn er eigene Betroffenheit zum Maßstab macht. So habe er sich vor einigen Jahren nicht mitgenommen gefühlt, als an der Domkirche zwei öffentliche Toiletten aufgestellt wurden. „Da ich direkt gegenüber wohne, nämlich im Haus am Römer, hätte ich mir eine bessere Einbindung gewünscht.“
Toilettenhäuschen. Ernsthaft? Solche Vorhaben werden in Ausschüssen diskutiert und im Stadtparlament entschieden. So funktioniert repräsentative Demokratie. Bürger haben das Recht in solchen Gremien zuzuhören und natürlich auch eine Initiative zu gründen, um auf mögliche Probleme hinzuweisen. Würde sich eine Verwaltung nicht selbst lähmen, wenn sie bei jedem kleinen Projekt eine Bürgerversammlung einberuft? „Da muss man differenzieren. Wenn aber Bürgerbeteiligung möglich ist, sollte man das etablieren, Schritt für Schritt“, ist Marco Steffan überzeugt.
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