Lampertheim. Am Ende war es ein deutlicher Sieg für Alexander Scholl. Der 42-jährige Hofheimer wird Lampertheims nächster Bürgermeister. Damit bekommt Lampertheim erstmals einen Rathauschef aus einem der Stadtteile. Zum zweiten Mal kann die CDU den Bürgermeister stellen - nach Adam Günderoth , der von 1946 bis 1960 im Amt war und nach dem Krieg die CDU in Lampertheim mitgegründet hatte.
In all den Jahrzehnten zwischen Günderoth und Scholl, der sein neues Amt zum 1. Dezember antritt, kamen die Bürgermeister aus den Reihen der SPD. Mit Gottfried Störmer vor zwölf Jahren schaffte es ein parteiloser Kandidat auf den Chefsessel im Stadthaus.
Und nun also Alexander Scholl. Schon in der Hauptwahl am 1. Juni hatte der Hofheimer Ortsvorsteher und CDU-Fraktionsvorsteher in der Stadtverordnetenversamlung deutlich die Nase vorn. Allerdings hatte es im Rennen gegen Marius Schmidt (SPD) und den parteilosen Marco Steffan nicht für die absolute Mehrheit von mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen gereicht. Im ersten Wahlgang hatte Scholl 5.090 Stimmen erhalten, das waren 42,92 Prozent der 11.859 abgegebenen gültigen Stimmen. Marius Schmidt war mit 3.461 Stimmen (29,18 Prozent) Zweiter geworden – nur knapp vor Marco Steffan, für den 3.308 Lampertheimerinnen und Lampertheimer gestimmt hatten. In der Stichwahl konnte Marius Schmidt seinen Stimmenanteil nur minimal erhöhen. Am Sonntag bekam er 3.478 der 9.820 gültigen Stimmen. Scholl hingegen konnte sein Ergebnis verbessern. Er erhielt 6.342 Stimmen.
Beteiligung bei der Stichwahl noch schlechter als im ersten Durchgang
An der Stichwahl am Sonntag haben sich 39,22 Prozent der 25.240 Wahlberechtigten beteiligt. Bei der Hauptwahl vor vier Wochen waren es noch 47,12 Prozent gewesen.
Diese Zahlen zeigen, dass die Wähler, die im ersten Durchgang ihre Stimme dem unabhängigen Kandidaten Marco Steffan gegeben hatten, sich in der Stichwahl eher für Alexander Scholl entschieden haben oder nicht noch einmal zur Wahl gegangen sind.
Marius Schmidt kann nur noch zwei Wahlbezirke für sich entscheiden
Beim genaueren Blick in die Wahlräume zeigt sich, dass Marius Schmidt nur noch in zwei Wahllokalen die Mehrheit holen konnte: Im Dorfgemeinschaftshaus Rosengarten und in der Seehofschule Hüttenfeld wollten mehr Wähler den Sozialdemokraten als Rathauschef. Im Bürgerhaus Hüttenfeld konnte Schmidt seinen Vorsprung nicht halten, ebenso nicht in der Kita Europaring.
Die Wahlräume, in denen am 1. Juni Marco Steffan die Nase vorn hatte, gingen ausnahmslos an Alexander Scholl. Das waren Haus am Römer, Kinderkrippe Zauberwald im Rosenstock, Kita Guldenweg, Städtischer Bauhof und Wassersporthalle WSV. Steffans Wählerinnen und Wähler scheinen also auf jeden Fall einen Wechsel in der Verwaltungsspitze zu wollen, für den Marius Schmidt nur bedingt stehen kann, weil er als Erster Stadtrat die Geschicke der Verwaltung bereits mitbestimmt.
Völlig chancenlos war Marius Schmidt in der früheren SPD-Hochburg Hofheim. Hier waren schon im ersten Wahlgang alle Wahllokale an Alexander Scholl gegangen. Er konnte seinen Heimvorteil deutlich nutzen und hat die Hofheimer offensichtlich durch seine Arbeit als Ortsvorsteher in den vergangenen Jahren von sich überzeugen können. Nun stellt er sich also in den Dienst für alle Lampertheimerinnen und Lampertheimer - für die kommenden sechs Jahre.
Parteien positionieren sich bereits für die Kommunalwahl im März 2026
Schon im nächsten Frühjahr geht es kommunalpolitisch spannend weiter, wenn am 15. März die Stadtverordnetenversammlung und die Ortsbeiräte neu gewählt werden. Die Lampertheimer CDU verspürte am Sonntag deutlichen Rückenwind. „Nach der Wahl ist vor der Wahl“, brachte CDU-Vorsitzender und Stadtverordnetenvorsteher Franz Korb seine Partei in Stellung. Für die Kommunalwahl hoffe er allerdings auf eine höhere Wahlbeteiligung.
Stefan Nickel, Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen im Stadtparlament wertete den Ausgang der Bürgermeisterwahl als „Klatsche“ für die SPD und für Marius Schmidt. Dass die Wahl so deutlich für den CDU-Kandidaten ausgeht, „hätten wir vor einem halben Jahr nicht erwarten können“, freute sich Nickel für den Koalitionspartner. Auch Thomas Bittner von der FDP zeigte s ich erfreut, dass Alexander Scholl die Wahl gewonnen hat. Auf eine gute Zusammenarbeit mit einem Bürgermeister Scholl hofft Landrat Christian Engelhardt (CDU), der am Wahlabend ebenfalls im Stadthaus anwesend war. SPD-Fraktionschef und Ortsverbandsvorsitzender Jens Klingler, der 2013 als Bürgermeisterkandidat für seine Partei angetreten und Gottfried Störmer unterlegen war, bedauerte Schmidts Abschneiden. „Es tut mir leid – angesichts der Arbeit, die er in den vergangenen Jahren geleistet hat“, so Klingler.
„Alexander Scholl hat die Menschen offenbar mehr überzeugt als Marius Schmidt“, kommentierte Bürgermeister und Gemeindewahlleiter Gottfried Störmer das Wahlergebnis erwartbar sachlich neutral. Beide hätten sehr fleißig einen fairen Wahlkampf geführt, der nach dem ersten Wahlgang nochmal um vier Wochen verlängert werden musste. Sorge bereitet ihm das schwindende Interesse der Bürgerinnen und Bürger an Wahlen. „Wir kämpfen darum, unsere Demokratie zu erhalten und die Menschen an den demokratischen Prozessen zu beteiligen. Aber die wollen das gar nicht“, stellte er enttäuscht fest.
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