Bestattungskultur

Wie Tanja und Heike Freund den Ladenburger Friedhof in einen Park verwandeln

Tanja und Heiko Freund teilen Leidenschaft für liebevoll gestaltete Kleinlandschaften. Ein spezielles Gräberfeld auf dem Ladenburger Friedhof trägt ihre Handschrift.

Von 
Peter Jaschke
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Tanja und Heiko Freund freuen sich über viel Lob für ihre gärtnergepflegten Grabfelder auf dem Ladenburger Friedhof. © Peter Jaschke

Ladenburg. Das jüngste gärtnergepflegte Grabfeld begeistert Friedhofsbesucher in Ladenburg. Dahinter steckt viel Arbeit – und eine Erfolgsgeschichte, die Heiko Freund seit 2013 schreibt. Zusammen mit seiner Frau Tanja führt er die Friedhofsgärtnerei. Die parkartig gestalteten Kleinlandschaften, nun sogar mit einer Wasserfontäne in einem weiteren Teich, spiegeln den Wandel der Bestattungskultur wider. Die erste dieser Anlagen wurde mit der Annahme eröffnet, dass der Platz für Urnen- und Erdgräber acht Jahre lang ausreichen würde. Doch bereits nach gut drei Jahren war eine zweite Anlage notwendig. Mit der aktuellen Erweiterung schließt sich für Freund aus gestalterischer Sicht ein Kreis.

Der 45-Jährige ist bekannt für seine charakteristischen Gestaltungselemente wie das rotblühende Erika-Band und stilisierte Trockenbachläufe. Diese wiederkehrenden Elemente ziehen sich durch alle Anlagen und verleihen ihnen Kontinuität. „Wenn du das von oben siehst, zeigt sich eine gewisse Führung. Es ist immer wie eine Schlange, und da, wo es an einem Ende aufhört, geht es am anderen Ende auch weiter“, erklärt Freund. Er verfolgt jedoch keinen festen Plan, sondern arbeitet intuitiv, eine Eigenschaft, die ihm in der Familie bereits früh als „grüner Daumen“ attestiert wurde.

Bekannte Gestaltungselemente wie Erika-Band (vorne r.) und Trockenflussbett werden diesmal ergänzt mit einer Wasserfontäne. © Peter Jaschke

Der Weg zur Friedhofsgärtnerei begann für ihn, nachdem er das Heinrich-Sigmund-Gymnasium Schriesheim nach der zehnten Klasse verlassen hatte. Von 1997 bis 2000 macht er seine Ausbildung in der Stadtgärtnerei Mannheim. „Danach war ich auf dem Hauptfriedhof tätig und fand die Arbeit dort irgendwie spannend“, sagt Freund. Das vielseitig-kreative Arbeiten im kleinen Format der Grabanlage gefällt ihm. Bevor er die Familientradition in Ladenburg fortführte, sammelte er weitere Erfahrungen in verschiedenen Bereichen, darunter Staudengärtnerei und Landschaftsbau.

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Zu der Zeit, als er begann, dem Ladenburger Friedhof seine gestalterische Handschrift zu verleihen, lernte er auch seine heutige Frau Tanja kennen. Die gelernte zahnmedizinische Fachangestellte aus dem Schwabenland hat sich begeistert in das grüne Metier eingearbeitet und ist ihrem Mann eine große Hilfe. „Ich bin jetzt auch diejenige, die sagt, ich mache drei Stunden Unkraut und sehe danach, was ich gemacht habe, weil es einfach wieder schön aussieht“, erzählt Tanja Freund. Das rockmusikbegeisterte Paar führt den Betrieb in der fünften Generation weiter. Ob ihr 2015 geborener Sohn Lenny die Tradition fortführen wird, ist noch ungewiss. Doch der begabte Schlagzeuger wächst im Betrieb auf und zeigt handwerkliches Geschick, eine gute Voraussetzung für die Leitung des Unternehmens.

„Angefangen hat es vor 110 Jahren mit einer Rosengärtnerei“

Die Familie Freund hat eine lange Tradition in Ladenburg. „Angefangen hat es vor 110 Jahren mit einer Rosengärtnerei.“ Der Betrieb hat sich über die Jahre gewandelt und musste mehrfach umziehen: von der Weststadt auf die Martinsgärten und 1980 schließlich an den heutigen Standort der Friedhofsgärtnerei. Freunds Großeltern Franz Junior und Rosemarie erweiterten in den 1950ern die Gärtnerei und das Blumengeschäft um die Pflege von Gräbern. Die Verantwortung ist inzwischen klar verteilt: Freunds Onkel Helmut betreibt die Gärtnerei im Langgewann, Mutter Jutta führt den Blumenladen in der Preysingstraße. „Meine Frau und ich kümmern uns um den Friedhof“, so Freund. Das Paar pflegt heute fast 300 Gräber, ein deutlicher Anstieg seit den Anfängen mit etwa 60 Gräbern.

Bei der feierlichen Einweihung des neuen Grabfeldes: Bürgermeister Stefan Schmutz, Pfarrer Matthias Stößer, Barbara Ebert (Verwaltung), Wolfgang Höflein, Lenny, Tanja (sitzend) und Heiko Freund (Ausführende), Thorsten Werner (Steinmetz) und Rolf Gregor (Bestatter). © Peter Jaschke

Ein Glücksfall ist die Zusammenarbeit mit Wolfgang Höflein von der örtlichen Firma ERDA, der von Anfang an den Wegebau übernahm. „Er macht das klasse“, lobt Freund. Über 1000 Gräber hat er inzwischen angelegt. Die Entwicklung ist ein Zeichen des Wandels in der Bestattungskultur, den Freund miterlebt und mitgestaltet. Die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner trat 2010 mit dem Vorschlag an Freund heran, ein parkähnliches Musterprojekt im Kleinstädtischen zu realisieren.

Emotionale Reaktion der Menschen ist für ihn eine Bestätigung seiner Arbeit

Wegen anfänglicher Schwierigkeiten und Verzögerungen kam Schriesheim jedoch Ladenburg mit einer Genossenschaftsanlage noch zuvor. „Wir hatten auch Glück mit frei werdenden Reihengrabflächen, die einfach nicht mehr gefragt waren“, sagt er froh um die Unterstützung von Gemeinderat und Verwaltung. Das neue Konzept kam gut an. Bereits 2017 wurde das zweite Feld eingeweiht. Elementarer Bestandteil sind sogenannte Vorsorgeplätze, die für Menschen reserviert sind, welche bereits zu Lebzeiten alles für Bestattung und Grabpflege regeln.

Die Arbeit als Friedhofsgärtner empfindet Freund als erfüllend. „Du freust dich, wenn deine Einfahrt gemacht ist, du freust dich, wenn die Möbelpacker eine neue Küche bringen. Aber ich habe es noch nie erlebt, dass jemand so gerührt ist wie eine ältere Dame, die ein fertiges Grab sieht“, erklärt Freund. Diese emotionale Reaktion der Menschen ist für ihn eine Bestätigung seiner Arbeit und Motivation zugleich. So hat er auch Sternengräber und Bestattung für Mensch und Tier angeregt und mit angelegt. Tanja und Heiko Freund teilen die Leidenschaft für ihre Arbeit, die sie mit Hingabe und Freude weiterführen, wie auch ihr Rhododendrongarten zwischen Gräbern beweist.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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