Ladenburg. In ihrem Atelier im früheren Ladenburger Restaurant „Eule“ arbeitet die freischaffende Malerin und Lyrikerin Gudrun Schön-Stoll derzeit an Bildern zu „Dame mit Vogel“. Das ist eine heitere Serie – und der Versuch der Künstlerin, in diesen schwierigen Zeiten die Zuversicht nicht zu verlieren. Im Interview sprachen wir mit ihr über ihre Situation in Pandemie-Zeiten und wie ihre Arbeit dadurch beeinflusst wird.
Frau Schön-Stoll, wie erleben Sie die Einschränkungen durch Corona in den letzten Wochen und Monaten?
Gudrun Schön-Stoll: Gerne würde ich antworten, dass es eben sein muss und ich Verständnis habe. Tatsächlich ist es aber eine große Herausforderung.
Inwiefern?
Schön-Stoll: Durch die reduzierten Kontakte bin ich viel mehr auf mich selbst gestellt. Die Arbeit im Atelier ist einsam. Vor Corona habe ich mich immer mal mit Menschen getroffen und mir neue Inspiration geholt. Außerdem sind Vernissagen und Ausstellungen das A und O für uns bildende Künstler. Malerei will gezeigt werden, Lyrik will vorgetragen werden.
Wie lief es für Sie im vergangenen Jahr denn konkret, mussten Sie vieles absagen?
Schön-Stoll: Meine geplante Ausstellung „Kraft & Energie“ war leider nicht möglich. Die für die Vernissage eigens gestaltete Serie „Alltagsengel“ und die dazugehörige Lyrik konnte ich nur deshalb Ende 2020 zeigen, weil sie Teil eines Gottesdienstes waren.
Hat das Ihre Situation erleichtert?
Schön-Stoll: Immerhin kam ich durch den danach einsetzenden Verkauf wenigstens zu einem kleinen Verdienst, der aber mit den Jahren zuvor nicht verglichen werden kann. Trotzdem habe ich das Versprechen eingehalten, 20 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der Alltagsengel an das Mannheimer Kinderhilfeprojekt Aufwind zu spenden. Die 2020 angebotene Hilfe der Stadt Ladenburg konnte ich nicht in Anspruch nehmen, da mein Mann nun den größten Teil meiner Kosten tragen kann und muss. Das Gefühl, zur malenden Hausfrau degradiert worden zu sein, schmerzt.
Was denken Sie im Hinblick auf Ihre beiden Kinder?
Schön-Stoll: Ich sehe den Lockdown als besonders schwere Zeit für Kinder, Jugendliche und junge Menschen. Die Sorgen um meine eigenen Kinder treiben mich um: Meine Tochter muss bei ihrem Medizinstudium wegen Corona Nachteile in Kauf nehmen. Mein Sohn besucht das Gymnasium und hat Gott sei Dank keine Probleme mit dem Online-Unterricht. Beiden fehlen aber die sozialen Kontakte ungemein.
Was erhoffen Sie sich?
Schön-Stoll: Dass wir durch die Impfungen bald wieder in die Normalität zurückkehren können, die ich ehrlich gesagt früher immer mal für etwas langweilig hielt und jetzt voller Sehnsucht erwarte. Vielleicht ist das die Lehre, die ich für mich persönlich daraus ziehe: Normalität ist wunderbar!
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg_artikel,-ladenburg-wie-eine-freischaffende-kuenstlerin-aus-ladenburg-die-pandemie-erlebt-_arid,1780990.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html