Partnerschaft

Warum in Ladenburg bald Savannengräser wachsen

Die Stadt Ladenburg arbeitet mit Hochdruck an der Gestaltung eines Platzes vor der Stadtmauer am Bischofshof. Bis September soll alles fertig sein. Dass bald Savannengräser hier wachsen, hat einen besonderen Grund

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Hans-Jürgen Emmerich
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Hier entsteht der neue Garangoplatz. Sven Ding (v.l.), Phillip Kapelakis und Jonathan Gerlach pflastern die Fläche rund um die Bambara-Skulptur. © Hans-Jürgen Emmerich

Lange Zeit wurde sie nur im Vorbeigehen wahrgenommen, künftig soll sie auch optisch in den Mittelpunkt rücken: Die Skulptur des westafrikanischen Künstlers Jean Luc Bambara aus Garango erhält ein völlig neues Umfeld. Die Arbeiten dafür laufen auf Hochtouren, denn bis September soll alles fix und fertig sein. Dann nämlich wird eine zehnköpfige Delegation aus der Partnerpräfektur in Ladenburg erwartet.

„Wir sind voller Vorfreude“, sagte Bürgermeister Stefan Schmutz am Mittwoch bei einem Ortstermin an der Deichwiese. Hier sind Mitarbeiter der örtlichen Unternehmen Erda und Huben gerade dabei, den neuen Platz anzulegen. Gespannte Schnüre lassen das Rechteck erkennen, das ein ganz neues Gesicht erhält.

Stauden und ein Baum

Dort, wo bislang einfach nur eine Wiese vor der Stadtmauer und dem Bischofshof lag, wird künftig Gras aus der Savanne seine Halme in die Luft recken und im Wind wehen. 1660 Pflanzen werden dazu in den dafür vorbereiteten Boden gesteckt. Angießen müsse man es vorerst nicht, freute sich Max Keller von der Baumschule Huben über den Regen, der in diesen Tagen reichlich vom Himmel fällt. Mit den Gräsern werde der Bezug zu Afrika hergestellt, erläuterte Iris Lipowsky vom Bauamt der Stadt.

Baustelle Garangoplatz in Ladenburg: Erhard Schollenberger (v.l.), Bürgermeister Stefan Schmutz, Iris Lipowsky, Herbert Felbek, Max Keller und die Erda-Mitarbeiter Sven Ding, Phillip Kapelakis und Jonathan Gerlach. © Hans-Jürgen Emmerich

Auf das Meer aus Gräsern wird man künftig nicht nur im Vorbeigehen schauen können, sondern auch von zwei Bänken aus. Sie werden auf einem gepflasterten Streifen aufgestellt und sollen im Schatten eines Baumes liegen. Eine Gleditsia wurde dafür ausgewählt. Anders als jene im Rathausumfeld hat diese aber weder Dornen noch Früchte. „Das wäre sonst eine Riesensauerei“, erklärte Max Keller dazu. Der Baum hat schon 15 Jahre Baumschule hinter sich, ist im Stamm 30 bis 35 Zentimeter stark und sechs bis sieben Meter hoch. So kann er gleich seinen Zweck erfüllen und nicht etwa erst in einigen Jahren.

Schatten ist wichtig

„Es ist wichtig, dass die Menschen im Schatten sitzen können“, unterstrich Iris Lipowsky. Möglicherweise werde man später auch noch eine Bank unter den großen Kastanien auf der anderen Seite des Platzes aufstellen. „Der Platz soll pflegeleicht sein, und das haben wir hingekriegt“, erklärte die Frau vom Stadtbauamt mit dem Plan der Anlage in der Hand. Die Pflastersteine liegen auch schon bereit, in Herbstlaubfarben, so, wie sie auch in der Altstadt verlegt sind. Sie nehmen damit zugleich die Farbe der Stadtmauer auf, die sich dahinter befindet.

Partnerschaft zwischen Ladenburg und Garango

  • Die Partnerschaft zwischen der Stadt Ladenburg und der Präfektur Garango in Burkina Faso besteht seit nunmehr 40 Jahren.
  • Das Partnerschaftsgebiet Garango besteht aus den vier Gemeinden Garango, Boussouma, Komtoèga und Niaogho. Es liegt rund 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Ouagadougou.
  • Die Bronzeskulptur des Künstlers Jean Luc Bambara mit dem Titel „Protection“ am Bischofshof wurde am 19. Juni 2005 feierlich enthüllt.
  • „Wir haben uns ein sichtbares Symbol unserer Partnerschaft gewünscht, und darauf können wir heute mit Stolz blicken“, sagte der damalige Bürgermeister Rainer Ziegler bei diesem Anlass.
  • Rund 1000 Menschen helfen bereits mehr als 1600 Patenkindern mit einer Patenschaft für einen Jahresbeitrag von 70 Euro und geben ihnen damit eine echte Chance.
  • Mehr zum Garangoverein gibt es auf dessen Homepage www.garangoverein.de. hje

 

Über die Bedeutung der Skulptur und des Platzes soll eine Infotafel aus Cortenstahl aufklären, wie sie bereits im Benz-Park zu finden ist. Wie dort, so hat auch hier das Ladenburger Unternehmen Agus Media Network die Gestaltung übernommen. „Die Partnerschaft soll präsenter werden“, hob Max Keller ein Ziel der Aktion hervor. Dafür sei auch sein Chef Andreas Huben sehr offen, ergänzte er.

Große Unterstützung aus der Stadtgesellschaft

Dass es für das Vorhaben so viel Unterstützung aus der Stadtgesellschaft gibt, freut besonders Bürgermeister Stefan Schmutz. Er gab sich davon „zutiefst beeindruckt“. Als der Gemeinderat das Projekt billigte, sei man von 40 000 Euro ausgegangen, mehr als die Hälfte davon könne nun durch Spenden finanziert werden: „Das ist eine starke Botschaft und ein tolles Zeichen.“

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Herbert Felbek zeigte sich als Zweiter Vorsitzender des Garangovereins „happy, dass alles so kurzfristig geklappt hat“. Als früherer Tiefbauchef der Stadt weiß er nur zu gut, wie lange ein Projekt mit aufwendigen Ausschreibungen dauern kann. „Die Spendengelder fließen nicht mehr so wie früher“, berichtete Felbek und betonte zugleich, dass in die Gestaltung des Platzes keinerlei Mittel des Vereins fließen. Dessen Spenden sind seit 40 Jahren einzig und allein für die Menschen in Burkina Faso bestimmt.

Jubiläum beim Altstadtfest

Ein Jubiläum, das auch beim Besuch der Delegation aus Garango gefeiert werden soll. Beim Altstadtfest, so verriet Bürgermeister Schmutz, werde die Präsidentin des Partnerschaftskomitees aus Garango, Mariama Nakouari, den Fassbieranstich vornehmen. Die erste Frau ist sie in dieser Funktion allerdings nicht, entgegen der Vermutung von Schmutz. 2000 hatte nämlich bereits die Weinheimer Krimiautorin Ingrid Noll diese Ehre. Auch der erste Gast aus Garango für diese ehrenvolle Aufgabe ist Nakouari keineswegs. Ihr Vorgänger Koudabouré Banse schrieb 2018 Altstadtfestgeschichte, als er mit fünf satten Schlägen und nahezu ohne Verluste den Zapfhahn ins Fass trieb.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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