Ladenburg. So auf Anhieb weiß Fabien Elias kaum noch, an wie vielen Weltmeisterschaften sie bereits teilgenommenen hat: „Oje“, antwortet die Ladenburgerin vom ASV auf die entsprechende Frage. Ein kurzer Blick ins Archiv zeigt, dass seit ihrer WM-Bronze 2010 etliche internationale Medaillen und noch mehr Einsätze für Elias hinzugekommen sind. Sicher ist jedenfalls, dass Mannheim von Donnerstag, 5. September, bis Sonntag, 8. September, Gastgeber der ersten WM im Tauziehen auf deutschem Boden ist. Beim großen Heim-Event ist Fabien Elias im Mixed-Nationalteam erneut dabei.
"Eine Heim-WM ist etwas Besonderes"
„Das ist für mich etwas ganz Besonderes, bei WM in der eigenen Heimatregion ans Seil zu gehen“, sagt die 33-jährige Bauzeichnerin bei Vermögen und Bau Baden-Württemberg im Amt Mannheim und Heidelberg. Der Druck sei bei einer Heim-WM größer. Auf mehreren Kontinenten war Elias bereits.
Dagegen werden im früheren Waldhofstadion am Mannheimer Alsenweg die Familie und der große Freundeskreis zuschauen. Aber das aus diesem Grund erhöhte Lampenfieber will Elias „in einem positiven Sinne“ verstanden wissen, denn es sei für sie „sehr schön, dieses Feedback von so vielen, die ihr Kommen schon angemeldet haben, im Hintergrund zu haben“. Steht doch ihre Sportart, die früher sogar olympisch war, selten im Rampenlicht.
1996 fand auf der Neckarwiese das letzte Ligaturnier statt
Dass das einmal anders war, weiß Bernd Helmling genau: Der heutige Heimtrainer von Fabien Elias und weiteren WM-Hoffnungen gehörte Anfang der 1990er zu den Leistungsträgern des ASV-Bundesligateams im Tauziehen mit Rainer Elias, der lebenden Spieler- und Trainerlegende beim Fußballverein 1903 Ladenburg, als Vater von Fabien. Begonnen hatte alles in den 1980ern beim Spaßtauziehen auf dem Scheunenfest von Bauer Fritz Betz. Der mit dem heutigen Trainer nicht verwandte Bruno Helmling hatte sich einige kräftige ASV-Burschen dafür ausgewählt, die den Ruf der Römerstadt als Tauziehhochburg mitbegründeten. Erst 1996 fand auf der Ladenburger Neckarwiese das letzte Ligaturnier statt.
Zum örtlichen Revival der Disziplin trug das frühere Pop- und Spaßfestival auf der Hundesportanlage vorm früheren Restaurant „Fody’s“ am Freibad bei: Der damalige Wirt und inzwischen verstorbene Willy Koch war viele Jahre lang ASV-Sponsor. Mit Bernd Helmling rief er 2008 Stadtmeisterschaften im Tauziehen ins Leben. Zum erfolgreichen Frauenteam „Angels of Tug“(so viel wie Zug-Engel) zählte ab dem Jahr darauf die damalige Tanzgruppe des ASV. Einige ihrer Mitglieder waren Fabien Elias, deren jüngere Schwester Michelle, Marina Müller, Henny Hofmann, Nicole Durst und Katrin Bauer, die allesamt starke Töchter einstiger ASV-Recken gleichen Nachnamens im Tauziehen sind.
Mehrfach Kraft- und Seiltrainings im Römerstadion
„Papa ist und bleibt für mich der Held und ein sportliches Vorbild“, sagt die erfolgreichste Ladenburger Tauzieherin Elias. Mehrfach wöchentlich absolviert sie vor Wettkämpfen Kraft- und Seiltrainings im Römerstadion. An den Wochenenden steht das Nationalkadertraining in Tauziehzentren wie Zell im Allgäu oder in Eschbachtal auf dem Programm. Der Lohn für all die Mühen: Bei den Weltspielen für nichtolympische Sportarten holt sie 2022 Silber – ihr bisher größter Coup. Bei der bevorstehenden WM in Mannheim startet die 49 Kilogramm leichte Frau erneut im Mixed-Team, bei dem vier Frauen und vier Männer insgesamt nur bis zu 580 Kilogramm auf die Waage bringen dürfen.
Doch nicht nur für Fabien Elias war das Fody’s-Festival der Startschuss zur Sportkarriere: Auch Marina Müller, die WM-Dritte von 2022 neben Nicole Durst, zieht im September in Mannheim mit. Es ist Müllers rund zehnter Einsatz im Frauen-Nationalteam. Auch ihr Heimtrainer heißt seit damals Bernd Helmling. „Ich bin schon stolz auf die beiden, die uns nun auch in Mannheim hochverdient im Nationaltrikot vertreten“, sagt Helmling über die erneute Nominierung von Elias (Mixed) und Müller (Frauen). Er traut ihnen aufgrund des harten Trainings bei ihrer optimalen Vorbereitung einiges zu. Helmling geht davon aus, dass das Mixed-Team mit Elias „in der Form ihres Lebens“ am Ende unter den ersten drei zu finden sein werde. Ziel aller deutschen Teams ist es, sich in Mannheim mit einem der ersten sechs Plätze mindestens für die World Games 2025 zu qualifizieren, aber möglichst auch das Halbfinale zu erreichen.
In Mannheim läuft parallel die Club-Open-WM der Männer
Starke Männer hören ebenso auf Helmlings Kommandos: Bei den in Mannheim parallel laufenden Club-Open-WM hält eine Zuggemeinschaft im Limit bis 680 Kilogramm die Flagge für Nordbaden hoch. Dieses Team besteht aus dem 21-jährigen Studenten und ASV-Gewichtheber Alex Rex aus Friedrichsfeld sowie erfahrenen Tauziehern von den befreundeten Vereinen Reilinger Buwe, Siegelau und Goldscheuer. Ein Altmeister unter ihnen ist der frühere Bundesliga-Tauzieher Uwe Lengert (Stutensee), der vor seiner Zeit in Reilingen (bis 2005) ab 1989 im Tauziehclub Korb mehrfach Deutscher Meister geworden war. Coach Helmling sagt: „Ein Mittelfeldplatz bei den Club-Open-WM könnte drin sein“.
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