Ladenburg. Herr Habel, warum wollen Sie Bürgermeister von Ladenburg werden?
Sophian Habel: Ich bin seit 2019 im Stadtrat. In dieser Funktion kann ich viel bewegen, aber als Bürgermeister hat man noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Jede Entscheidung, die ich treffe, hat auch eine Auswirkung auf mein Leben, da ich in Ladenburg zu Hause bin. Kommunalpolitik ist greifbar, man sieht die Ergebnisse sofort, zum Beispiel, wenn eine neue Sporthalle gebaut wird.
Die Umstände sind schwierig. Kommunen haben wenig Spielräume, es gibt Unzufriedenheit. Weltweit ist der Populismus auf dem Vormarsch.
Habel: Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen. Als Bundespolizist weiß ich, wie es ist, in brenzligen Situationen den Kopf hinzuhalten. Ich gehe das Amt mit breiter Brust an, will ansprechbar sein, auf die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger eingehen. Ich glaube schon, dass wir beim Thema Kommunikation und Transparenz noch Luft nach oben haben. Deswegen will ich einen regelmäßigen Newsletter einführen und prüfen, ob Gemeinderatssitzungen online übertragen werden können.
Wie bekommen Sie Ihren Job und den Wahlkampf unter einen Hut?
Habel: Ich habe meinen Vorgesetzten bereits frühzeitig mitgeteilt, dass ich diesen Wahlkampf bestreiten werde. Ich habe mich nicht freistellen lassen, sondern im Januar meinen gesamten Erholungsurlaub genommen und Überstunden abgebaut. Mir war es wichtig, dass meine Kollegen nicht unter meinem Wahlkampf zu leiden haben.

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Sie haben bisher noch nicht in einer Kommunalverwaltung gearbeitet. Ein Nachteil gegenüber Ihrem Mitbewerber?
Habel: Ich bin seit zehn Jahren Bundespolizist, die Bundespolizei ist eine der größten Behörden in Deutschland. Verwaltung ist für mich kein Fremdwort und schon gar kein Schimpfwort. Auch wenn die Polizei eine andere Sparte ist – genau so wie in einer Kommunalverwaltung geht es darum, pragmatische Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Außerdem gestalte ich seit vielen Jahren Kommunalpolitik als Stadtrat, habe an den Beschlüssen der vergangenen Jahre mitgewirkt. Bei der Gemeinderatswahl habe ich die meisten Stimmen der zu wählenden Gemeinderäte bekommen.
Was sind Ladenburgs Stärken?
Habel: Ladenburg ist eine der lebenswertesten Städte in Deutschland. Wir haben eine tolle Gemeinschaft, ein funktionierendes Vereinsleben, ein tolle Infrastruktur. Unsere Altstadt ist ein Juwel, wir haben tolle Grünanlagen und einen wunderschönen Fluss. Hinzu kommt unsere ausgezeichnete Lage mitten in der Metropolregion Rhein-Neckar. Wer nach Ladenburg zieht, kommt hierher, weil er wirklich in dieser schönen Stadt leben möchte.
Was muss in den kommenden acht Jahren angegangen werden?
Habel: Beim Thema Bürgernähe sehe ich Verbesserungspotenzial – mit einem Beschlussmanagementsystem und einem Ticketsystem will ich die Verwaltung transparenter machen. Auch sind mir Kinder und Jugendliche sehr wichtig. Dem Jugendgemeinderat möchte ich ein Antragsrecht geben und wir brauchen jetzt eine Bedarfsanalyse bezüglich des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf die Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Wirtschaftsförderung wird bei mir Chefsache. Bei diesen und weiteren Themen wie laufenden und anstehenden Bauvorhaben und Sanierungen geht es darum, nicht mehr nur zu reagieren, sondern auch zu agieren.
Sophian Habel
- Alter: 27
- Beruf: Bundespolizist bei der Bundespolizei in Mannheim, Praxisausbilder
- Ausbildung: Bundespolizist
- Ehrenamt/Vereine: seit 2019 CDU-Stadtrat, seit 2024 Fraktionsvorsitzender, DLRG Ladenburg, Garangovereing, Mitglied der Gewerkschaft der Polizei
- Partei: CDU
- Homepage: www.sophian-habel.de
- Mail: kontakt@sophian-habel.de
- Video unter mannheimer-morgen.de/ladenburg
Die Altstadt ist ein Juwel, steht aber auch unter Druck, gerade wenn man an Leerstände denkt. Wie soll hier die Zukunft aussehen?
Habel: Wirtschaftsförderung ist Chefsache, die Kommunikation mit den Gewerbetreibenden ist in den vergangenen Jahren eingeschlafen. Alles ist besser als Leerstand. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass die Stadt leere Flächen anmietet, um sie Händlern für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus möchte ich Netzwerktreffen einführen sowie einen Tag der Ausbildung, um Schulabgänger und örtliche Betriebe zusammenzuführen.
Die Altstadt spielt auch beim Thema Verkehr und Parken eine wichtige Rolle. Wie wäre es mit einer autofreien Altstadt?
Habel: Darüber kann man diskutieren. Zuerst brauchen wir aber ein Parkraumkonzept, um überhaupt mal eine Ordnung hineinzubringen. Das ist die Basis, auf der wir über weitere Ideen sprechen können. Außerdem bin ich für eine Parkraumerweiterung, zum Beispiel Am Graben.
Was wird aus dem sanierungsbedürftigen Marienbrunnen?
Habel: Der Brunnen gehört nach Ladenburg wie der Eiffelturm nach Paris. Wir müssen ihn erhalten, ich könnte mir eine Spendenaktion wie bei der Sebastianskapelle vorstellen.
Stichwort Klimaschutz: Es warten große Aufgaben, der Planet erwärmt sich schnell. Wie wollen Sie da Tempo reinbringen?
Habel: Ich möchte einen Klimabeirat gründen, der Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende, Experten und Kommunalpolitiker einbindet. Den beschlossenen Klimaschutzplan will ich genauso vorantreiben wie die Kommunale Wärmeplanung. Wir müssen alternative Energieformen prüfen, zum Beispiel eine Flusswärmepumpe oder PV-Anlagen außerhalb der Altstadt. Das große Fragezeichen: Wer bezahlt das? Hierauf gibt es noch keine Antwort.
Sie sagten „PV-Anlagen außerhalb der Altstadt“. Und innerhalb?
Habel: Hier ist es wichtig, dass wir die Altstadtsatzung an die gültige Rechtslage anpassen. Wie kann es sein, dass Solarthermie auf nicht einsehbaren Dachflächen erlaubt ist, PV-Anlagen aber nicht. Hier könnten Klagen drohen, deshalb brauchen wir Rechtssicherheit.
Sie wollen eine „Sanierungsampel“ für städtische Gebäude einführen. Was soll das bringen?
Habel: So können wir einschätzen, was in Zukunft an Investitionen auf uns zukommt. Es gibt städtische Liegenschaften, deren Sanierung die Stadt nicht stemmen kann, zum Beispiel bei der DLRG-Wache oder der Sozialstation. Diese Gebäude brauchen aber eine Perspektive, zum Beispiel, indem man sie Vereinen überlässt, die die Gebäude dann mit Fördermitteln sanieren.
Ab 2030 wird das ABB-Areal frei – ein großes Gelände. Was wünschen Sie sich für die Fläche?
Habel: Sie bietet ein enormes Potenzial. Die bisherigen Vorschläge gehen vor allem Richtung Wohnen. Die Erschließung eines neuen Wohngebiets wäre in meinen Augen aber nicht nachhaltig. Die Zukunft des Geländes liegt vor allem beim Gewerbe und in der Verbindung von West- und Kernstadt. Wenn überhaupt, will ich eine maßvolle Wohnbebauung, keine zweite Nordstadt, die unsere Infrastruktur zeitweise überfordert hat.
Die Finanzlage ist schwierig. Soll Ladenburg für Investitionen in die Zukunft Schulden aufnehmen?
Habel: Wichtig ist, dass wir unseren Haushalt langfristig gut und sicher aufstellen. Bei Investitionen muss man aber auch über Kreditaufnahmen nachdenken.
Sind Sie für eine zentrale Schulmensa in Ladenburg?
Habel: Das Thema begleitet mich schon seit meiner Schulzeit. Die Machbarkeitsstudie ist eine erste Grundlage. Es ist schade, dass die Umsetzung der Machbarkeitsstudie so lang gedauert hat. Ich kann heute keine Mensa versprechen, wir müssen den Schülerinnen und Schülern aber gutes und gesundes Essen zur Verfügung zu stellen. Ich kann mir auch Alternativen zur Mensa vorstellen, wie zum Beispiel Foodtrucks oder dezentrale Raumangebote, wo Schüler essen können.
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