Beim nach wie vor aussichtsreichen Ladenburger Wohnprojekt Vielfalt steht – vereinfacht ausgedrückt – der Schritt von der bisherigen Planungs- zur baldigen Baugemeinschaft bevor: Nach dem Einstieg eines starken Projektpartners aus Freiburg, der aus der früheren Ökobank entstanden war, realisiert nun die Genossenschaft „Oekogeno Vielfalt in Ladenburg“ das auf Inklusion basierende Mehrgenerationen-Wohnen. Noch in diesem Jahr soll das Grundstück an der Weinheimer Straße im Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann gekauft werden.
„Es wäre jedoch unseriös, vor der Genehmigungsplanung schon eine Jahreszahl für den Baubeginn zu nennen“, sagt der Ladenburger Fred Hammerschlag von der Geschäftsführung der 2017 gegründeten Planungsgemeinschaft und erklärt: „Uns haben natürlich – wie viele andere, die bauen wollen – Ukraine-Krieg, Baupreis- und Zinssteigerungen kalt erwischt.“ Dazu kam Anfang 2022 der Förderstopp der staatlichen Kreditanstalt kfw, der eine Umplanung erforderlich gemacht hatte. „Aber wir sind noch dabei, während in der Nordstadt aufgrund der genannten Krisen vier Bauwillige abgesprungen sind und in Mannheim ein Wohnprojekt geplatzt ist“, sagt der Betriebswirt, Handwerksmeister und evangelische Kirchengemeinderat.
Konzeption wird geprüft
Paradoxerweise ist der rettende Einstieg der Oekogeno ein weiterer Grund, warum es weiterhin langsamer vorangeht als erhofft. Nach ansprechenden Entwürfen der Berliner Architektin Inka Drohn sollen neben 70 Wohnungen mit Laubengängen, Gemeinschaftsflächen, Café und Kita der evangelischen Kirchengemeinde als soziale Mitte dienen im bislang eher eintönigen Quartier. Die Freiburger Projektsteuerer prüfen derzeit, ob das inklusive Projekt in der bisherigen Konzeption übernommen werden kann. „Die checken, ob das finanzierbar ist“, erklärt Hammerschlag.
Auf der Oekogeno-Internetseite heißt es zuversichtlich: „Inhaltlich passt alles sehr gut zusammen.“ Ein erstes Ergebnis ist auch, dass Oekogeno-Vielfalt „mit einem großen Bauträger in guten Gesprächen steht“, so Hammerschlag. Das Pilgerhaus Weinheim ist als diakonische Einrichtung der Jugend- und Behindertenhilfe mit im Boot.
Als weiteres gutes Vorzeichen gilt: Seit zwei Wochen ist der promovierte Ladenburger Physiker Martin Ziegler, in der Römerstadt vielen als Finanzchef und Vorsitzender des erfolgreichen Draußenschule-Trägervereins bekannt, ehrenamtlicher Vorstand neben Joachim Bettinger und Rainer Schüle in der Freiburger Genossenschaft. „Meine Frau und ich wollen einziehen“, sagt Ziegler. Gerne übernehme er deshalb Mitverantwortung für die 70 beteiligten Familien oder Parteien mit jeweils mindestens zwei bis vier Mitgliedern aus Ladenburg und ganz Deutschland. Das Projekt sei „inhaltlich ganz toll“.
Doch müsse eben bei einem Finanzvolumen von 40 bis 50 Millionen Euro „alles gut durchgerechnet sein“, weiß Ziegler als Zahlenmensch. Er sieht in dem Vorhaben auf 7000 Quadratmetern Nutzfläche auch eine „dicke Chance für Ladenburg“. Man habe nämlich eine Gemeinschaft aufgebaut, die bereit ist, sich in der Stadtgesellschaft zu engagieren. Es gebe gute Gründe dafür, dass viele Nicht-Ladenburger dazu gehören wollen. „Der Reiz dieser Stadt spielt eine große Rolle.“
Das spürt Hammerschlag bei seinen rege von auswärts besuchten Stadtführungen für „Vielfalt“-Familien. Auch die nach skandinavischen Vorbildern privat gegründete Draußenschule sei für junge Leute ein Magnet. „Um solch eine Gruppierung zu bauen, ist eine kleinere Stadt wie Ladenburg, wo man sich noch untereinander kennt, gerade richtig“, findet Ziegler.
Treffen festigen die Gemeinschaft
Wie attraktiv das „Vielfalt“-Modell ist, kann Hammerschlag belegen: Etwa 15 bis 20 Prozent der Beteiligten seien aus Ladenburg und dem Rhein-Neckar-Kreis. Der Großteil komme „von Bremen bis Bühl runter kreuz und quer aus der Republik“. Einige, die in Ladenburg beispielsweise Enkelkinder hüten, hätten hier sogar bereits Wohnungen als „Zwischenstation“ gemietet, obwohl sie wissen, dass der Bau noch auf sich warten lasse. Regelmäßige Treffen festigten die geduldige Gemeinschaft. Das macht Hammerschlag, der von Beginn an zu den führenden Köpfen zählt, stolz: „Das Gemeinschaftsgefüge ist seit den ersten Ideen im Jahr 2015 immer mal durcheinander gewirbelt worden, da hat es ein Auf und Ab sowie Enttäuschungen gegeben, aber inzwischen sind feste Freundschaften entstanden.“
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