Ladenburg. Wer ab den 90ern das Carl-Benz-Gymnasium (CBG) in Ladenburg besucht hat, kennt wahrscheinlich Uli Back. Der ehemalige Lehrer und Pädagoge, 1953 in Heidelberg geboren, verfügt über einige herausragende Eigenschaften. Die beiden markantesten: Er ist meinungsstark und engagiert sich für das, was ihm wichtig erscheint. So ist er ein früher Vorreiter der heute vehement geforderten Schulmensa, als er vor gut 20 Jahren mit Schülern und einem damaligen Verein das später mehrere Jahre am CBG etablierte „Café Bertha“ aus dem Boden stampft.
Außerdem begeistert er jahrelang mit dem mehrfach preisgekrönten Schülermagazin „Tempus“ junge Leute nachhaltig und erfolgreich für Journalismus und soziale Themen.
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Einer wie Black hat freilich auch im beruflichen Ruhestand so seine Ansichten. Es juckt Black 2023 gewaltig in den Fingern, als das Kultusministerium Baden-Württemberg eine Werbekampagne für den Beruf als Lehrkraft startet, um im Kampf gegen fehlende Pädagogen fachfremde Quereinsteiger zu gewinnen. Plakatsprüche wie „Keinen Bock auf Arbeit? Hurra – werde Lehrer*in“ triggern seine Fantasie.
Black lässt sein literarisches Ich wieder auferstehen
So lässt Black sein literarisches Ich wieder auferstehen: H.C. Nachtnebel. Wie bereits in Blacks abgedreht satirischem Debütroman „Gassi ohne Hund“ (2008) gerät sein Protagonist auch im neuen Buch in eine Rolle, die ihm eigentlich mindestens drei Nummern zu groß sein müsste. War es damals das Finanzamt, ist es nun ein „ehemaliges Elitegymnasium“, wo Nachtnebel nach einem Blitzlehrgang als Fachabteilungsleiter mit seiner scheinbar einfältigen Natur geradezu anarchische Wirkung entfaltet.
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Wie der „gescheiterte Lebenskünstler“ ohne Abschluss nach dem Rauswurf bei Aldi den Lehrerjob im Buch überhaupt bekommen hat? Ganz einfach: Er war der einzige Bewerber auf jene Anzeigenkampagne von „The Länd“, was niemanden stutzig macht, wie Black genüsslich auszubreiten weiß. Mit dem ihm eigenen Humor gewinnt Nachtnebel die Schüler am Gymnasium schnell für sich.
Doch als er den Bogen überspannt, sind seine Tage an der Schule gezählt, oder? Im 100. Todesjahr eines legendären deutschsprachigen Schriftstellers provoziert Black schon mit dem Titel seines zweiten absurden Romans. Er heißt „Kafka kannste knicken!“ (ISBN 978-3-7583-7337-4, Verlag: Books on Demand, 17,90 Euro). Der Untertitel lautet „Bildung war gestern – heute ist TikTok“. Damit ist das bei jungen Leuten beliebte Videoportal und soziale Netzwerk gemeint.
Schon als Referendar wettert der auch musikalisch begabte Black mit seiner damaligen Punkband gegen das bestehende Bildungssystem. Er wird dennoch verbeamtet. Das hält ihn nicht davon ab, auf Missstände hinzuweisen.
Lehrer sollten Lernbegleiter auf Augenhöhe mit Schülern sein
So auch jetzt wieder. Der ehemalige Ausbildungslehrer führt im jüngsten Abenteuer Nachtnebels mit bitterböser Satire und aberwitzigen Dialogen unterhaltsam vor Augen, was ihm am echten (Schul-)Leben Sorgen bereitet. Seine Vision geht eher dahin, dass fachdidaktische Inhalte nur noch eine untergeordnete Rolle spielen und klassische Bildungspläne Auslaufmodelle sind. Lehrer sollten als Lernbegleiter auf Augenhöhe mit Schülern fungieren. Schwachsinn? „Nein“, schreibt Black im Epilog, „sondern die Schule der Zukunft.“
Was für ihn Schulleben auch jenseits des Unterrichts ausmacht, hatte er mit „Schüler-Lehrer-Band“ und Schülerzeitung mitreißend ausgelebt. So ist es auch kein Wunder, dass Carolin Etzold als frühere „Tempus“-Chefredakteurin und heutige Mediengestalterin für Digital und Print bei der Haas Mediengruppe die Gestaltung des Taschenbucheinbands übernommen hatte.
Auch wenn CBG-Ehemaligen und „Blackianern“ einige Buchinhalte bekannt vorkommen dürften, versichert Black geradezu kafkaesk: Das sei reiner Zufall, doch ausschließen könne man nichts, denn das Leben treibe oft seltsame Blüten.
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