Kommunalpolitik

Müssen alle Ladenburger Sportvereine bald Miete zahlen?

In Ladenburg diskutiert der Ortsausschuss Sport (OAS) die anstehenden Nutzungsgebühren noch kontrovers. Für die Vereine könnte eine erhebliche Belastung entstehen

Von 
Peter Jaschke
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Der Architektenentwurf für die neue Sporthalle. © Löhle Neubauer Architekten

Ladenburg. Seit zwei Jahren ist in Ladenburg hinter den Kulissen immer wieder vage von einem Konzept zum Thema Nutzungsgebühren für Sportstätten die Rede. Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Bürgermeister Stefan Schmutz führte beim Dachverband der Sportvereine aus, dass er diesen Schritt auch deshalb für erforderlich halte, um Investitionskosten für die geplante Sporthalle im Römerstadion zu senken. Zu seinen erstmals öffentlichen Ausführungen dazu äußerten sich vier Delegierte überaus besorgt. Zwei weitere begrüßten das Vorhaben.

„Es muss für alle Vereine leistbar sein, und es darf kein Vereinsleben in eine Schieflage bringen“, betonte Schmutz. Er stellte erstmals in Ladenburg Sportfördermittel in Aussicht, die bei der Stadt zu beantragen wären und den Vereinen strukturelle Sicherheit geben sollen. „Das muss für uns schon in Richtung Ausgleich gehen, damit nicht nur ein Bruchteil unserer Kosten abgedeckt wird“, entgegnete Thomas Thieme (FV 03). Zwar trifft sich die regelmäßig zu diesem Thema tagende Arbeitsgruppe aus Vereinsvertretenden, Ratsmitgliedern und Schmutz im März noch einmal, bevor der Gemeinderat endgültig über Vereinssportförderung und Nutzungsgebühren entscheidet. Doch noch befürchten neben den Kickern auch die Mehrspartenvereine ASV und LSV, bald Beiträge erhöhen zu müssen und dadurch Mitglieder zu verlieren. Denn bisher war das Training zumindest für die größeren Sportvereine in städtischen Liegenschaften unentgeltlich.

Vorsitzender Mark Völkel (l.) verab-schiedet Fritz Lackner. © Peter Jaschke

Das sehen Petra Klodt (LSV), Joachim Loose, Fritz Lackner (beide ASV) und Thieme auch als gerechtfertigt an, da Vereine ehrenamtlich fürs Gemeinwohl im Sozialbereich sowie in der Gesundheitsvorsorge Verantwortung und hohe Kosten trügen. Da Beiträge nicht mehr lebenslang geleistet würden wie früher, sei es schwieriger geworden, überlebensfähig zu bleiben. Obendrein beteilige man sich an Kosten für den Römerstadion-Platzwart.

Ungleichheit beseitigen

Nach Informationen dieser Redaktion stehen angeblich Hallen- und Platzmieten zwischen jährlich 22 000 bis 26 000 Euro für die kleineren Clubs und 110 000 Euro für den größten Verein ins Haus. Dagegen betonten zwei Vertreter weiterer Vereine, dass sie schon immer für ihre Sportstätten bezahlten. „Ich kann es nicht verstehen, wenn Vereine das weiterhin kostenlos nutzen wollen“, sagte Minigolfer Frank Weygold. „Diese Ungleichheit aus der Welt zu schaffen“ forderte auch Motorsportler Holger Knögel.

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„Gemeinsam eine tragfähige Lösung finden zu müssen“, gab Schmutz zu bedenken: Per neuem EU-Gesetz seien alle Kommunen in der Pflicht, auf Leistungen und Angebote, die auch private Unternehmen erbringen könnten, Umsatzsteuer abzuführen. Doch machen Gebühren für Schmutz auch deshalb Sinn, weil das Verantwortungsgefühl steige, wenn die Nutzung etwas koste. Das helfe, Leerstände zu vermeiden. „Es wäre ein Zeichen der Sportvereine, wenn sie sich in gewissem Maße an verursachten Kosten für Hausmeister, Reinigungskräfte, Wasser und Wartung beteiligen“, so Schmutz. Für Kulturvereine, die städtische Räume nutzten, sei wohl eine eigene Regelung besser.

Neuigkeiten teilte Schmutz zu den Themen Hallenneubau und Sanierungsfahrplan mit: In der Aprilsitzung soll sich der Gemeinderat mit der Kostenberechnung für die geplante Dreifeldhalle im Römerstadion beschäftigen und die Entscheidung fällen, ob gebaut wird oder nicht. Bislang lag nur eine Kostenschätzung vor, die sich zuletzt auf 16,8 Millionen Euro belief. Wenn alles gut gehe, könne 2024 mit dem Bau begonnen werden, so Schmutz. Die vom Bund mit rund 2,8 Millionen Euro geförderte Erneuerung des Freibads habe ebenso Priorität.

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Allerdings werde es mit der Sanierung von Lobdengauhalle und Römerstadion, das komplett aufgegraben werden müsse, „nicht ganz so schnell gehen“. Fehle es doch im Rathaus an Kapazitäten, um alle Sportprojekte zeitgleich anzugehen.

An diesem Abend im Nebenzimmer von „Rosemaries Restaurant“ wurde auch der Dachverband offiziell in Ortsausschuss Sport (OAS) umbenannt. Der Vorsitzende Mark Völkel verabschiedete seinen bisherigen Stellvertreter Fritz Lackner mit viel Lob und Dank sowie auf dessen eigenen Wunsch aus dem Amt, das sich noch nicht wieder besetzen ließ.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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