Ladenburg

Ausstellung zeigt Bedeutung der Sebastianskapelle in Ladenburg

Ein Heiliger, ein romanisches Bauwerk und zahlreiche interessierte Besucherinnen und Besucher: Die Ladenburger Sebastianskapelle bietet alles, was Menschen an Geschichte interessiert. Nun gibt es eine neue Ausstellung.

Von 
Peter Jaschke
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Drei Pfeile hält der Ex-Offizier der kaiserlichen Leibwache in der rechten Hand. Da er sich zum Christentum bekannt hat, lässt ihn der römische Kaiser durch Bogenschützen martern. Jahrhundertelang gilt der Heilige mit den Pfeilen als Schützer der Trinkbrunnen gegen Seuchen. Ein Abbild des Namensgebers der Ladenburger Sebastianskapelle ziert als mittelalterliches Wandfresko bis heute das Innere der inzwischen entweihten Kirche.

Großer Andrang bei Vernissage

Jetzt ist sein Konterfei auch Deckblatt eines Flyers zur neuesten Ausstellung im Lobdengau-Museum. Die Präsentation „Sankt Sebastian. Eine Kapelle wird neu entdeckt“ dient auch dazu, weitere Spenden zur Erhaltung der kostbaren Wandgemälde einzuwerben. Wie wichtig vielen Ladenburgern die Rettung „ihrer“ Sebastianskapelle ist, beweist der Andrang bei der Vernissage mit mehr als 200 Gästen. „Das wahnsinnige Interesse haben die Macher ebenso wie Leihgeber von Ausstellungsstücken aus der Bevölkerung verdient“, sagt Bürgermeister Stefan Schmutz. Die einstige Hofkapelle der lange in der Stadt residierenden Bischöfe von Worms sei ein „besonderes Juwel“. Es liegt Museumsleiter Andreas Hensen am Herzen. Deshalb hat der Kurator mit der Ladenburgerin Eva-Maria Lackner eine „wachsende Ausstellung“ gemacht.

„Mit herausragender Akribie hat die Co-Kuratorin das Konzept maßgeblich entwickelt“, lobt Schmutz. Die promovierte Archäologin Lackner hat laut Hensen eine „starke Affinität zur Baugeschichte“, was dem Thema zugutekomme. So gewährt die Schau einen Blick „hinter den Bauzaun“. Wird die Kapelle doch seit zwei Jahren umfassend saniert.

Bereits seit 2006 ist sie wegen statischer Mängel für die Öffentlichkeit geschlossen. Bis zur Wiedereröffnung werde es „noch geraume Zeit brauchen“, sagt Architekt Steffen Seiferheld, der Leiter der Sanierungsmaßnahmen. Die Stadt übernimmt zum zweiten Sanierungsschritt das Gebäude und beteiligt sich an den Kosten, die hauptsächlich die katholische Kirche mit Bundes- und Landesfördermitteln sowie der Denkmalstiftung Baden-Württemberg trägt. Das rund 1000 Jahre alte Gebäude hat in der Kultur-, Bau- und Sakralgeschichte Südwestdeutschlands einen besonderen Stellenwert.

Zwar gebe es am Standort keine antike Tradition eines heiligen Ortes mit Tempel, wie Hensen eine Zuhörerfrage von Bert Burger beantwortet. Doch ist das romanische Bauwerk auf Ruinen der römischen Stadt errichtet worden. Die Ausstellung zeigt Erneuerungsmaßnahmen, Erkenntnisse zur Architektur und Elemente der Kapellenausstattung. Auch das bisherige Rätsel der auseinanderdriftenden Chorraumwände wird gelöst: Durch einen Ringanker konnte 2022 gestoppt werden, was wenig sachgerecht ausgeführte Arbeiten in früheren Zeiten angerichtet hatten.

„Vieles liegt im Verborgenen und muss tiefer durchleuchtet werden“, sagt Schmutz. So gibt es an diesem Abend, den Anna Struve moderiert und den die Talente Dorothea Christian und Flora Kühlert musikalisch begleiten, fürs aufgeschlossene Publikum kaum Neues zu erfahren.

Genaue Datierung schwierig

Auch nicht zur genaueren Datierung der Kapelle. „Das ist äußerst komplex“, sagt Eva-Maria Lackner. Johannes Wilhelm, der frühere Chef der Landesdenkmalpflege im Regierungspräsidium, beschreibt Hinweise aufs neunte Jahrhundert und betont schwere Versäumnisse früherer Untersuchungen. Diese Ausstellung sei deshalb richtungsweisend. „Ganz toll, wie viele sich dafür engagieren“, freut sich Sabine Weil als glühender Fan der Kapelle.

Das Besondere ist für Schmutz, dass sich Schauinhalte mit dem Sanierungsstand ändern und dass die Ausstellung „keinen Abschluss eines Forschungsprojektes darstellt, sondern dessen Anfang provoziert“. Was nach der Sanierung kommt? Schmutz kündigt eine „maximale öffentliche Nutzung“ an. Heimatbundchefin Carola Schuhmann, die zur Realisierung der Schau Spenden eingeworben hatte, wünscht sich Konzerte, Trauungen und kulturelle Veranstaltungen. Wann es so weit sei, will Zuhörer Erwin Böhm wissen. Die Verantwortlichen hoffen, spätestens bis Anfang 2024 mit dem ersten Sanierungsabschnitt durch zu sein und dass es im zweiten Schritt weniger Probleme mit der pünktlichen Auszahlung von Fördermitteln gibt, was ein Grund für bisherige Verzögerungen war.

„Neu entdeckt“

Zeiten: Mittwochs, samstags und sonntags (14 bis 17 Uhr) ist die Ausstellung im Lobdengau-Museum zu sehen.

Themen: Geschichte des Bauwerks, Handwerksarbeiten zur Sanierung von Natursteinsubstanz und spätgotischen Maßwerksfenstern sowie Wirkweise des Ringankers (Fotodokumentation).

Eintritt: 3,50 Euro (Einzelpersonen), 7 Euro (Familien), Kinder bis sechs sind frei.

Spenden: Heimatbund, DE76 6705 0505 0039 8102 47, Stichwort Sebastianskapelle. pj

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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