Arbeitswelt

Mit Jobsharing zum Berufsglück: Patrick Metz erklärt das Konzept

Der aus Edingen-Neckarhausen stammende Patrick Metz teilt sich mit Yvonne Demir eine Stelle beim Wissenschafts- und Technologiekonzern Merck in Darmstadt. Eine Lösung, um den Spagat zwischen Karriere und Kinderbetreuung zu schaffen.

Von 
Peter Jaschke
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Teilen sich einen Job und haben darüber ein Buch geschrieben: Yvonne Romina Demir und der aus Edingen-Neckarhausen stammende Patrick Metz. © Julian A. Pfenning

Edingen-Neckarhausen. Eine gesunde Balance zwischen beruflichen und privaten Anforderungen zu finden, wird immer attraktiver. Für Yvonne Romina Demir und ihrem Berufskollegen Patrick Metz ist Jobsharing die Lösung, um den Spagat zwischen Karriere und Kinderbetreuung zu schaffen.

Seit bald zwei Jahren teilen sich die Psychologin aus Darmstadt-Arheilgen und der in Edingen-Neckarhausen aufgewachsene Ingenieur eine Stelle. Gemeinsam tragen sie als weltweite Projektleitende Ergebnisverantwortung im Bereich Mitarbeitergesundheit beim Wissenschafts- und Technologiekonzern Merck in Darmstadt.

Neue Arbeitsmodelle können in verschiedenen Lebenssituationen hilfreich sein

„Das ist für uns eine besonders attraktive Möglichkeit, Aufgaben mit reduzierter Arbeitszeit auszuüben“, sagt Metz als junger Familienvater. Der 39-Jährige wohnt mit Frau und Kind in Lorsch. Die ebenso verheiratete Yvonne Demir (38) ist zweifache Mutter. „Zufälligerweise endeten unsere Elternzeiten zum gleichen Zeitpunkt, und so entschieden wir uns, unser berufliches Glück gemeinsam im Jobsharing zu suchen - und sind fündig geworden“, sagt sie.

Tipps fürs Jobsharing

  • Beim Jobsharing teilen sich zwei Personen eine Stelle und tragen gemeinsam Ergebnisverantwortung.
  • Das innovative Arbeitsmodell ermöglicht Karriere trotz Teilzeit.
  • Mit ihrer Agentur „Pat & Yve“ bieten Psychologin Yvonne Romina Demir und Ingenieur Patrick Metz Tandem-Coachings und Beratung für Unternehmen an (www.demir-metz.com).
  • In ihrem Buch „30 Minuten Jobsharing“ (Gabal-Verlag) geben sie Praxistipps.
  • Es ist als E-Book für 9,99 Euro und auch als Taschenbuch mit 96 Seiten für 10,90 Euro im Handel erhältlich.

Das neue Arbeitsmodell könne aber auch in anderen Lebenssituationen hilfreich sein - etwa wenn mehr Zeit für Ehrenamt, Pflege von Angehörigen oder den Übergang zur Rente benötigt werde. Sie und Metz können im Job auf Erfahrungen aus vorherigen Aufgaben im Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie im technischen Projekt-, Strategie- und Transformationsmanagement zurückgreifen.

Eigenen Ratgeber „30 Minuten Jobsharing“ geschrieben

Anfänglich mangelt es jedoch an Berichten von Vorbildern, die sich schon länger eine verantwortungsvolle Stelle teilen. So ist der Ratgeber „30 Minuten Jobsharing“ entstanden. „Da es fast keine Literatur zum Thema gab und gibt, haben wir kurzerhand beschlossen, selbst ein Buch zu schreiben, denn Jobsharing und New Work sind durchaus Trendthemen unserer Zeit“, berichtet Metz.

Dank vieler Vorteile halte Jobsharing „immer häufiger Einzug in die Arbeitswelt“. Das im Gabal-Verlag erschienene Buch beantwortet zwei Leitfragen: Für wen ist Jobsharing ein geeignetes Modell, und wie lässt es sich in der Praxis erfolgreich umsetzen? Bei solchen Fragen helfen Metz und Demir auch mit ihrer Agentur „Pat & Yve“, die Tandem-Coachings und Beratung für Unternehmen anbietet, die Jobsharing einführen wollen (www.demir-metz.com). Ein weiterer Schwerpunkt ist die gesunde Arbeitswelt.

Gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben möglich

Das Buch „30 Minuten Jobsharing“ soll in kurzer Zeit fundierte Informationen zugänglich machen: Innerhalb von zehn bis 30 Minuten lasse sich das Wesentliche erfassen, weil zum Beispiel Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel ein schnelles Querlesen erlaube, wie es beim Verlag heißt. Tatsächlich ermöglichen auch Schlüsselfragen mit Seitenverweisen zu Beginn eines jeden Kapitels eine schnelle Orientierung.

„Wir wollen einen Lösungsansatz aufzeigen, der eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben in Aussicht stellt“, schreiben die Autoren im Vorwort. Sie leben ihre Vision einer spannenden und verantwortungsvollen Arbeitsstelle, die Spaß macht und eine aussichtsreiche berufliche Zukunft birgt. Zugleich genießen sie ausreichend Zeit fürs Privatleben, während in ihrer Abwesenheit im Beruf alles weiterläuft.

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„Anstehende Aufgaben werden erledigt, und es hat sich nichts aufgestaut, wenn man wieder am Arbeitsplatz ist“, berichtet Demir. „Es funktioniert auch in Vollzeit“, stellt Metz klar. Für beide birgt das Arbeitsmodell „großes Potenzial“.

Jobtandems werden von Führungskräften als produktiver eingeschätzt

Doch ist es nicht auch kompliziert, wenn sich zwei Personen ständig abstimmen müssen? Und fällt nicht für die Führungskraft mehr administrative Arbeit an? „Zahlreiche Studien belegen, dass dies nicht der Fall ist“, so die Autoren.

Demnach werden Jobtandems von ihren Führungskräften als produktiver und belastbarer eingeschätzt. „Eine gut abgestimmte und einheitliche Kommunikation mit den Mitarbeitenden“ sei freilich besonders wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden. Anhand von Beispielen zeigen die Autoren auf, wie unterschiedlich die Zusammensetzung von Jobtandems sein kann und wie vielfältig die Beweggründe hierfür sind.

Es gibt außerdem Praxistipps, wie Arbeiten im Tandem funktioniert: Vom Finden einer gemeinsamen Arbeitsgrundlage und praktischen Überlegungen für die Gestaltung des Alltags über den erfolgreichen Bewerbungsprozess als Tandem bis hin zum Realitätscheck in der ersten gemeinsamen Stelle.

Ihr Fazit: „Das ideale Jobtandem wird von außen als eine Person wahrgenommen.“ Abgerundet wird das Buch mit einem Kapitel für Unternehmen, die Jobsharing einführen wollen. Denn der Herausforderung, Bedingungen dafür zu schaffen, müssten sich Unternehmen heute „im Wettbewerb um die besten Talente“ stellen.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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