Ausstellung

Miniatureisenbahn im Großformat: Gartenbahnen zum Anfassen im Ladenburger Glashaus

Die Ladenburger Eisenbahnfreunde bauen ihre großen Modellbahnen im Glashaus am Reinhold-Schulz-Waldpark auf. Damit darf auch gespielt werden.

Von 
Peter Jaschke
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Eisenbahn-Romantik in Ladenburg: Der sogenannte Gläserne Zug als Gartenbahn im Maßstab 1:22,5 gehört zur Ausstellung von Gerold Körner (v.l.), Thomas Roß und Alexander Spangenberg. © Peter Jaschke

Ladenburg. Ein großer Spaß für die gesamte Familie: Die Ladenburger Eisenbahnfreunde freuen sich auf ihre erste Gartenbahnausstellung im Glashaus am Reinhold-Schulz-Waldpark. Bisher fand das in unregelmäßigen Abständen im Alten Rathaus statt. „Zum ersten Mal nach der Corona-Pandemie können wir unsere gesammelten Schätze in größerem Umfang ausstellen“, sagt Alexander Spangenberg. Der Ladenburger Altstadtrat bietet zusammen mit Thomas Roß, Gerold Körner und weiteren Sammelfreunden am Samstag, 12. April, und Sonntag, 13. April, von jeweils 11 bis 17 Uhr Möglichkeiten zum Mitspielen.

Jedes Mal, wenn unser Enkel zu Besuch ist, muss die große Lok raus
Thomas Roß

„Das ist besonders für Kinder ein tolles Erlebnis“, weiß Roß als Großvater. „Jedes Mal, wenn unser Enkel zu Besuch ist, muss die große Lok raus“, berichtet er vergnügt. Der Gartenbauer erinnert sich genau, wann er und auch seine Frau Feuer für das Hobby mit der großen Modellbahn im Maßstab 1:22,5 gefangen haben: Bei der Bundesgartenschau 1985 in Berlin sahen sie zum ersten Mal eine sogenannte Gartenbahn ohne Personenbeförderung. Diese wird nach ihrem ersten Hersteller Ernst Paul Lehmann auch als Lehmann-Garten-Bahn (LGB) bezeichnet. „Die gefiel uns einfach, weil sie robust ist und Kinder damit spielen können, während bei filigranen Modellen der Spielwert geringer ist“, so Roß.

Regelmäßige Treffen im Mannheimer „Krautwickel“

Er hat Gleichgesinnte gefunden: „Wir sind ein lockerer Haufen von 20 bis 25 Leuten mit großen und kleinen Modellspurweiten, aber kein Verein“, betont Roß. „Wir tragen auch keinen Namen“, fügt Körner hinzu. Spangenberg scherzt: „Wir sind nur alte Spinner.“

Regelmäßig treffen sich die Eisenbahnfreunde im Mannheimer „Krautwickel“, dem Vereinslokal des SC Pfingstberg-Hochstätt. Auch dort lassen sich keine Gartenbahnen aufbauen. „70 Prozent der Sammler fahren H0-Bahnen im Maßstab 1:87“, erklärt Roß den Unterschied. Während viele auf Brettanlagen im Keller ganze Landschaften nachbauen, legt Roß seine Schienen auf den Balkon oder in den Garten. „Rein aus Spaß“, sagt er.

Zu Weihnachten wurde die Modelleisenbahn aufgebaut

Woher die Faszination fürs Spielzeug rührt, kann Roß erklären: „Wir wurden schon als Kinder damit geimpft.“ Vater und Großvater hätten an Weihnachten stets eine Modelleisenbahn von Märklin aufgebaut. „Die war drei Wochen aufgebaut, und dann haben wir aufs nächste Weihnachten gewartet“, erinnert sich Roß. Er findet aber auch, „dass eine gewisse Vorliebe fürs Bahnwesen an und für sich dazu gehört“. Eisenbahnfreund Körner geht es ähnlich wie seinem Freund Roß: „Wir wollen nur spielen!“ Weil man etwas älter sei, werde die Ausstellung nicht auf dem Boden, sondern rückenfreundlich auf Tischen aufgebaut.

Wir wollen was fürs Auge und für Kinder zum Spielen bieten, und dafür ist das hier im Glashaus ideal
Gerold Körner

„Wir wollen was fürs Auge und für Kinder zum Spielen bieten, und dafür ist das hier im Glashaus ideal“, sagt Körner. Bei ihm entstand die Passion für Miniaturzüge ebenso von klein auf und mit der Spur H0, allerdings nicht von Märklin, sondern mit Gleichstromloks der Marke Rocco. „Ich habe zu Hause noch eine feste Anlage und baue immer wieder daran, wenn ich Zeit habe“, berichtet Körner stolz. Dass er inzwischen auch Gartenbahn-Fan ist, hängt mit Roß zusammen, den er seit Jahrzehnten kennt. Die beiden unternehmen jährlich Bahntouren zusammen.

„Weil sich LGB und Spur-1-Bahn im Maßstab 1:32 wegen ihrer Größe nur selten aufbauen lassen, freuen wir uns riesig, dass wir fer umme im Glashaus sein dürfen, was nicht selbstverständlich ist“, sagt Körner voller Dank für die Initiative im Waldpark, die auch noch die Bewirtung im Kulturraum am Waldpark übernimmt. Bislang nutzte die Gruppe in unregelmäßigen Abständen die Weihnachtsferien der Volkshochschule im Alten Rathaus, um dort ihre Ausstellungen zu machen. Doch war der Platz dort stets beschränkt. Da kam das Angebot der Initiative, bei der Eisenbahnfreund Spangenberg Mitglied ist, wie gerufen. „Wir haben eine deutlich größere Fläche, und unsere neue Idee, Kindern eine Mitspielmöglichkeit zu bieten, lässt sich hier besser umsetzen“, so Spangenberg.

Güterwagen mit Aufschrift „Hilfe für Burkina Faso“

Er ist auch beim Garangoverein aktiv, der Ladenburgs Partnerschaft mit jener Region im westafrikanischen Burkina Faso pflegt. Beide Hobbys bringt er jetzt zusammen. Mit zwei Brüdern in den 1950ern aufgewachsen, schwärmt er seit Kindertagen für die H0-Bahnen von Märklin. Zu Geburtstag und Weihnachten gab es immer neues Zubehör. „Da war schon eine größere Anlage zusammengekommen, aber trotzdem hatte immer noch etwas gefehlt“, erzählt er.

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Auf einem Eisenbahnmarkt entdeckt er dann ein besonderes Güterwagenensemble, das 30 bis 40 Jahre alt ist und die Verladung von Containern für Afrika darstellt. Auf einem der Behälter steht „Hilfe für Burkina Faso“. Da muss Spangenberg natürlich zuschlagen. Hatte er doch selbst mit dem Garangoverein einst einen Container voller Krankenhausbetten und mit einer Solaranlage für die Medizinstation im bitterarmen Trockengebiet bestückt. „Das passt doch, habe ich mir gedacht, als ich das entdeckte“, so Spangenberg. Er habe bisher nicht erfahren, wie Märklin ausgerechnet darauf gekommen sei. Was er jedoch weiß: „Wenn die Ausstellung gut läuft, machen wir sie gerne jährlich hier.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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