Literaturtage

Literaturtage Ladenburg: Ein Fest der Worte und Begegnungen

Die 8. Ausgabe der Ladenburger Literaturtage „vielerorts“ zieht mehr als 2300 Menschen in ihren Bann. Faszinierende Orte der Lesungen machen dabei den Reiz aus.

Von 
Peter Jaschke
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Stimmungsvoll: Am abendlichen Neckarufer las Thea Mengeler (am Tisch rechts) aus ihrem Roman „Nach den Fähren“ und sprach mit Carolin Callies (l.). © Vielerorts

Ladenburg. Die Literaturtage „vielerorts“ haben auch in diesem Jahr zahlreiche Lesebegeisterte in ihren Bann gezogen. Insgesamt rund 2.300 Besucherinnen und Besucher fanden ihren Weg zu den 16 Veranstaltungen – einschließlich des Schul- und Familienprogramms. Diese Resonanz sei beeindruckend, teilt der Verein „vielerorts – Literatur in Ladenburg“ nach dem viertägigen Festival mit. Insgesamt 4.400 Euro konnten an Spenden gesammelt werden – ein wichtiger Grundstock fürs kommende Jahr.

Als „wirklich ein Geschenk“ bezeichnete der 1987 in Magdeburg geborene Autor Domenico Müllensiefen die achte Ausgabe seit 2017 in Ladenburg. Mit seinem Roman „Schnall dich an, es geht los“ nahm er die Zuhörer im Handschuhsheimer Hof mit in die ostdeutsche Provinz nach der Wende.

Die Vielfalt der Veranstaltungsstätten, die Offenheit des Publikums und die Schönheit der Stadt Ladenburg begeisterten nicht nur ihn: Michael Landgraf, Generalsekretär der renommierten Schriftstellervereinigung PEN Deutschland, schloss sich dem Lob an und betonte die Bedeutung solcher Veranstaltungen für die Literatur. Der bekannte österreichische Schriftsteller Franzobel, der im prächtigen Preysing-Palais sein historisches Werk „Hundert Wörter für Schnee“ präsentierte, äußerte seine „Freude, Teil der Veranstaltung zu sein“.

Literaturtage Ladenburg: Allein die Vielfalt der Schauplätze faszinierte

„Die Literaturtage profitierten erneut von der besonderen Atmosphäre der verschiedenen Veranstaltungsorte und der Gastfreundschaft der Ladenburger Hausbesitzer“, bilanziert die Ladenburger Lyrikerin Carolin Callies als Vereinsvorsitzende. Ob im Hof der Färbergasse mit Susann Pásztor oder im Park der Ilvesheimer Heinrich-Vetter-Stiftung, wo Markus Orths seine „Crazy Family“ präsentierte: Allein die Vielfalt der Schauplätze faszinierte. Auch der Lyrikgarten, wo Eva Maria Leuenberger und Frieda Paris auftraten, und die Pflastermühle mit Noëlle Kröger und ihrer Graphic Novel „Meute“ boten einzigartige Erlebnisse. Die örtliche Buchhändlerin Brigitte Koppelmann pries die „spannende Vermittlung von Lyrik“.

Zum Auftakt begeisterte der mehrfach preisgekrönte deutsch-bosnische Schriftsteller Saša Stanišić, hier mit den Moderatorinnen Carolin Callies (l.) und Kristin Wolz (r.), das Publikum. © Peter Jaschke

Den Auftakt bildete der gefeierte Autor Sasa Stanisic, der im Evangelischen Kirchgarten mit seinem Erzählband „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ auftrat. Seine Darbietung vor rund 400 Zuhörenden setzte Maßstäbe für das vielseitige und literarisch anspruchsvolle Programm (diese Redaktion berichtete ausführlich). Aber auch Kathrin Weßling begeisterte: In der Zehntscheuer las sie aus ihrem Roman „Sonnenhang“, und zur stimmungsvollen Atmosphäre trug Sängerin und Podcasterin Kim Hoss bei.

Die Stuttgarter Sängerin und Podcasterin Kim Hoss begleitete die Literaturtage-Lesung aus dem Roman „Sonnenhang“ in der Zehntscheuer. © Sylviane Brauer

Eine weitere Attraktion war die Lesung von Thea Mengeler aus ihrem Roman „Nach den Fähren“, die doch bei Sonnenuntergang tatsächlich auf der Fähre am Ladenburger Neckarufer stattfand. Im historischen Jesuitenhof lauschten mehr als 300 Gäste der Lesung des aus dem Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ über Franz Kafka bekannten Schauspielers Sabin Tambrea. Er berichtete über das bewegende Schicksal seiner Familie nach der Flucht aus Rumänien.

Litertaurtage „vielerorts“: Bei Sonnenuntergang auf der Fähre am Ladenburger Neckarufer

Ein weiterer Höhepunkt war die Begegnung von Anna Katharina Hahn mit dem eigens für die Lesung aus ihrem Roman „Der Chor“ gegründeten Projektchor um Sabine Dietenberger im Waldpark. Lieder aus Hahns Werk wurden live dargeboten. Viele zeigten sich ebenso beeindruckt von Markus Thielemanns intensiver Recherche zum Roman „Von Norden rollt ein Donner“, der das Thema Schweigen sowohl im Zusammenhang mit einem eines Dorfes als auch in Bezug auf das NS-Konzentrationslager Bergen-Belsen behandelt.

Am Büchertisch herrschte stets reger Andrang: „Thomas Nestler und sein Team von der Buchhandlung am Rathaus mussten bei nahezu jeder Lesung Bücher nachlegen“, heißt es. Viele nutzten die Gelegenheit, sich die Werke ihrer Lieblingsautoren signieren zu lassen.

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So blicken die Aktiven des Vereins zufrieden zurück. Die Vorsitzende Callies lobte die ehrenamtliche Arbeit des gesamten Teams: „Von der Planung des Programms über die Moderation bis hin zum Auf- und Abbau – alles wird gemeinsam getragen.“ Neben den privaten Gastgebenden vernetzten sich auch zahlreiche lokale Vereine, darunter der BUND für Umwelt- und Naturschutz und der Trägerverein des Jugendzentrums Kiste.

Literaturtage Ladenburg: Eindrucksvolles Beispiel, wie Literatur Menschen zusammenbringt

So geben die Literaturtage in Ladenburg ein eindrucksvolles Beispiel dafür ab, wie Literatur Menschen zusammenbringt und inspiriert. Die Finanzierung des Festivals gelang durch die Unterstützung von Sponsoren wie Ritter Sport, LIGBAU, ICL, Rotary Club Schriesheim-Lobdengau, Heinrich-Vetter-Stiftung Ilvesheim, Friedrich-Bödecker-Kreis, Lyrik-Empfehlungen der Akademie der Sprache und Dichtung Darmstadt, Stadt Ladenburg, ENBW, Schmitt Bad & Heizung, Sparkassen-Stiftung Rhein Neckar Nord und Volksbank Kurpfalz.

Es gibt kaum eine Atempause: Bereits am Donnerstag, 31. Juli, setzt der Verein „Vielerorts - Literatur in Ladenburg“ die Lesespaziergänge aus der Reihe „Flaneure & Flaneusen“ fort: Olga Grjasnowa kommt dazu mit ihrem Roman „Juli, August, September“ nach Ladenburg. Weitere Highlights folgen mit den Lesungen von Katja Lewina am 24. September und Lyriker Jan Wagner am 22. Oktober.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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