Die starke Hitze hat dem regionalen Großereignis „Lebendiger Neckar“ zu schaffen gemacht. „Es ist nicht so viel los wie beim letzten Mal“, sagt Jugendsprecher Aaron (14) vom Technischen Hilfswerk (THW) Ladenburg. Dort hieß es „Spielend helfen lernen“. Das tolle Mitmach-Angebot hätte Sabrina ihren Kindern gegönnt. Doch ließ sie den Nachwuchs lieber zuhause. „Es ist zu heiß und zu anstrengend“, sagt die besorgte Mutter, die nur deshalb kurz alleine eine Runde drehte, weil sie „Neckar-Fan“ sei.
Die Wieblingerin hätte sich „gewünscht, dass man die Veranstaltung wetterbedingt kurzfristig schon früher hätte beginnen lassen sollen“. Das fanden auch Sascha und Freddy aus Neckarhausen: „Wir wären gerne schon um neun gekommen“, sagen die Eltern zweier Mädchen, die auf dem Laufrad und im Radanhänger mit dabei waren.
Bevor die vier vor der größten Hitze nach Hause flüchteten, ließen sie ihre Räder bei der neuen Ortsgruppe Unterer Neckar des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) codieren. „Das ist ein tolles Angebot zum Schutz vor Diebstahl“, lobt Jeanette aus Ladenburg. Sie sei nur deshalb da. „Ich bin gerne unterwegs, aber bei dem Wetter nicht so“, erklärt sie.
Lebensqualität auf der Insel
Dass schon weit vor dem offiziellen Beginn um elf Uhr die ersten da waren, berichtet ADFC-Kassenwart Guido Siekmann. Ihm war früh klar: „Uns wird nicht langweilig.“ Für den Ilvesheimer bedeutet der Neckar viel: „Der Fluss ist für mich Lebensqualität, und ich wohne bewusst auf der Insel.“ Ebenso empfindet die Feudenheimerin Martina: „Es gibt so viele schöne Stellen am Neckar.“ Ähnlich geht es auch Fährmann Thorsten Kreuzer: „Ursprünglich war der Neckar für mich nur Einnahmequelle, aber inzwischen ist er zur Heimat geworden“, berichtet der „Kapitän auf kleiner Kreuzfahrt“, wie es Stephan „Stips“ Kraus-Vierling als Musiker an Bord formuliert.
Während der Sänger und Gitarrist bei der kostenlosen Überfahrt neben Wissenswertem zum Fährbetrieb auch Lieder wie „Fährmann, lass’ das Träumen“ zum Besten gab, sorgte sich Kreuzer um die Bilanz der Akteure entlang des Flussufers: „Es ist fünf Grad zu warm, und mir tun die Vereine leid, weil die wohl auf einigem sitzenbleiben werden.“
Das sah Karola Liebrich vom Garangoverein Ladenburg anders: „Heute ist es genauso heiß wie derzeit in unserem Partnergebiet Westafrika, und weil wir bald dorthin wollen, üben wir das jetzt schon mal“, berichtet die Vorsitzende. Sie sitzt mit weiteren Frauen in authentischer Tracht unterm afrikanischen Märchenpavillon und gibt so einen atmosphärischen Blickfang ab.
Ebenso fallen Jane und Jörg Ringer auf: Die Ladenburger „Flusswanderer“ und ihr gleichnamiger Verein bieten Faltbootpaddeln an. Bei ihren Kursen erfahren Teilnehmende viel über den Neckar als kulturhistorisch bedeutsame Landschaft. Wer weiß schon, dass es unter Wasser Bauwerke gibt wie die alte Treidelstraße für einst von Pferden an Land gezogene Flussschiffe? Wer sie vor ihrem Klepperzelt, einem einmaligen Camping-Accessoire aus der Flusswanderbewegung der 1920er Jahre sitzen sieht, glaubt sofort, dass ihnen der Neckar „Entschleunigung“ bedeutet. Was Jane Ringer jedoch vor allem beobachtete, ist das: „Die meisten Leute sind sehr gehetzt auf dem Weg ins Freibad.“
Es waren aber auch viele entspannt unterwegs - etwa zum Gelände der NaturFreunde am Ufer: „Das Kindergebot war sehr gut besucht, und wir hatten einen ordentlichen Schwung an Gästen zum Mittagessen“, freut sich Vorstandsmitglied Liana De Martin Del Zotto über die Resonanz.
Kuchen für den Abi-Ball
Auch Franca (17) aus Seckenheim ist zuversichtlich, ihr Ziel zu erreichen: „Wir wollen alle selbstgebackenen Kuchen verkaufen, um mit dem Erlös unseren Abi-Ball 2023 am Carl-Benz-Gymnasium mitzufinanzieren.“ Für sie ist es „normal, dass der Neckar da ist“. Die Flusswiesen seien „schöne Treffpunkte“, fügen Mitschüler Niklas (Leutershausen) und Ben (Wilhelmsfeld) hinzu.
Aus Ilvesheim berichtet Bürgermeister Andreas Metz, dass das Wetter den Besuch am Aktionstag stark eingeschränkt habe. Angler und Gemeindebibliothek hätten deshalb ihre Stände frühzeitig abgebaut, während bei der DLRG hingegen „relativ viel los und die Stimmung gut“ gewesen sei.
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