Neckar-Bergstraße

Neckar-Bergstraße: So wollen die Kommunen Energie sparen

Gas ist knapp und teuer, die Sorge vor einem Ausfall der Energie ist groß. Was tun die Kommunen zwischen Neckar und Bergstraße, um Energie zu sparen? Wir haben nachgefragt.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
Lesedauer: 
Wie ist es möglich, vom Gas als Energieträger wegzukommen? Auch diese Frage spielt in den Überlegungen der Städte und Gemeinden eine wichtige Rolle. © dpa

Energiesparen ist das Gebot der Stunde – mit Sorge schauen auch Städte und Gemeinden auf die unsichere Versorgungslage (vor allem mit Gas). Einige wurden bereits von den Energieversorgern kontaktiert – unter anderem mit der Frage, welche Bereiche im Ort zur besonders kritischen Infrastruktur gehören. Wir haben gefragt, wie die Kommunen zwischen Neckar und Bergstraße Energie sparen wollen. Was tun sie bereits, was haben sie noch vor? Hier sind die zusammengefassten Rückmeldungen. Die kompletten Statements mit Antworten auf alle Fragen gibt es hier online.

Edingen-Neckarhausen

Thea Crebert, Leiterin der Stabstelle des Bürgermeisters, verweist auf Anstrengungen, die die Gemeinde bereits seit Jahren unternehme. Derzeit würden die Blockheizkraftwerke (BHKW) modernisiert. „Der Abwasserverband (Kläranlage) wird aufgrund der aktuellen Situation das eigene BHKW vermehrt zur Wärme statt zur Stromproduktion nutzen, um Gas einsparen zu können“, schreibt Arras. Außerdem prüfe man, welche öffentlichen Dachflächen für Photovoltaik in Frage kommen. Straßenbeleuchtung oder Ampeln sollen vorerst nicht abgeschaltet werden, „da die Straßenlaternen bereits seit 2020 auf LED umgerüstet seien“. Außerdem spare man mit einer Dimmung des Lichts bereits viel Energie ein.

Heddesheim

Hauptamtsleiter Julien Christof erläutert in einer umfangreichen Rückmeldung auf die „MM“-Anfrage, wie die Gemeinde bereits seit mehr als 20 Jahren Energie einspart und was sie in den kommenden Monaten und Jahren vorhat. Was angesichts der aktuellen Situation darüber hinaus getan werden könne, bedürfe noch einer Abstimmung mehrerer Bereiche innerhalb der Verwaltung. Dies brauche noch etwas Zeit. Die Abschaltung von Straßenbeleuchtung sei aber aus mehreren Gründen (wie zum Beispiel der Sicherheit oder des geringen Effektes aufgrund sparsamer LED Lampen) kein Thema.

Der Notfallplan Gas

  • Der Notfallplan Gas hat drei Stufen, die Frühwarn-, die Alarm- und die Notfallstufe. Aktuell gilt die Alarmstufe.
  • Die Marktakteure kümmern sich weiterhin selbst um eine Entspannung der Lage.
  • Allerdings kann die Regierung unterstützen, indem sie z.B. Unternehmen hilft, bei starken Preisanstiegen zahlungsfähig zu bleiben.
  • Erst in der Notfallstufe kann die Regierung „umfangreiche Verordnungen zum Einsatz, zur Verteilung, zum Transport und zur Einsparung von Energie“ erlassen.

Ein wichtiges Stichwort bei den bisherigen Heddesheimer Bemühungen zum Energiesparen ist die Nahwärme. Gasbrennwertkessel sparten einiges an Energie, wovon unter anderem das Hallenbad, die Hans-Thoma-Grundschule, das Rathaus, die Feuerwehr sowie das Bürgerhaus samt „Pflug“ profitierten, so Christof. Ende des Jahres geht zudem das Nahwärmenetz in Betrieb, welches das Sportzentrum mit Wärme versorgt (angetrieben durch Bioenergie). Am Badesee und im Bauhof sei schon seit Längerem kein Gas mehr als Energieträger nötig.

Hirschberg

Zur kritischen Infrastruktur der Gemeinde gehören die Wasserversorgung, die Abwasserbeseitigung, das Hilfeleistungszentrum und das Rathaus, wie Hauptamtsleiterin Anna Richter ausführt. „Die Gemeinde Hirschberg prüft derzeit alle Möglichkeiten zur Reduzierung des Gas- und Stromverbrauchs“, schreibt sie. Ein Ergebnis liege aktuell noch nicht vor. Deshalb seien auch noch keine Entscheidungen wegen Einsparungen getroffen worden.

Ilvesheim

In Ilvesheim gibt es in diesem Jahr eine Sondersituation. Da die Mehrzweckhalle saniert wird und das Hallenbad für die Öffentlichkeit dauerhaft geschlossen ist (wir berichteten), wird Ilvesheim in diesem Winter bereits einiges an Energie einsparen. Allerdings sind dies keine nachhaltigen Effekte. Deshalb braucht es mehr Anstrengungen. Dazu zählen: Nutzung von LED-Straßenbeleuchtung (bereits seit mehreren Jahren), der Einbau von Straßenlaternen, die ausgehen, wenn niemand vorbeiläuft, sowie die Temperaturabsenkung in der Neckarhalle, in der Schule und im Rathaus. Möglicherweise könnte man auch über die Nutzung der Duschen in der Neckarhalle diskutieren, sagt Bauamtsleiter Pascal Tholé, betont aber: „Hier braucht es immer die Rückkopplung mit Gemeinderat und Vereinen.“ Das Gremium hatte in seiner jüngsten Sitzung bereits über das Thema Energieversorgung gesprochen. Laut Bürgermeister Andreas Metz prüft die Verwaltung aktuell, ob man die Heizung der Neckarhalle von Gas auf eine Wärmepumpe umstellen könnte. Für das noch zu bauende Kombibad soll auch eine andere Heiztechnik als Gas genutzt werden (wir berichteten).

Ladenburg

Die Verwaltung der Römerstadt hat kürzlich in einer Pressemitteilung über Maßnahmen zur Energieeinsparung informiert. Das Duschen mit Warmwasser im städtischen Freibad, im Römerstadion und in den Sporthallen ist ab Montag, 11. Juli, bis September eingestellt. Ebenfalls abgeschaltet wird ab dem 11. Juli die Nachtbeleuchtung von Sehenswürdigkeiten wie der Stadtmauer, dem Martinsturm, Hexenturm und dem Wasserturm. Die Kirchengemeinden schließen sich dieser Aktion an und verzichten auf die Beleuchtung der evangelischen Stadtkirche und St. Gallus.

„Die Verwaltung wird im Juli dem Gemeinderat zusätzlich ein Maßnahmenpaket vorschlagen, wie durch kurzfristige Investitionen Energie eingespart und Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann“, teilt Sprecherin Nicole Hoffmann mit. Der Gemeinderat befasst sich am 20. Juli mit dem Thema.

Die Abschaltung der Straßenbeleuchtung ist eine mögliche Maßnahme, die gegenwärtig aber noch nicht vorgesehen ist. Über diese und weitere Möglichkeiten habe der Gemeinderat bereits in nichtöffentlicher Sitzung diskutiert, teilt die Verwaltung mit.

Schriesheim

Die Stadtverwaltung benennt in ihrer Antwort an den „MM“ Bereiche der besonders kritischen Infrastruktur, betont aber auch, für „weitere Sektoren und Branchen beratend zur Seite stehen zu wollen. Die Stadt beschäftige sich seit mehreren Jahren mit dem Energiesparen. Aufgrund der aktuellen Situation habe man eine Arbeitsgruppe gegründet, die ein Stufenkonzept erstelle. Hier würden verschiedene Optionen erwogen und diskutiert. Es sei der Verwaltung sehr wichtig, den „möglichen, maximalen Beitrag“ zum Energiesparen zu leisten.

Info: Komplette Statements unter bit.ly/3yRbRbk

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen