Heidelberg/Ladenburg. Die Pfeife war sein Markenzeichen: Berndmark Heukemes wäre am Montag, 26. Februar, 100 Jahre alt geworden. 1924 in Aachen geboren, begann er schon während des Studiums in Heidelberg, die römische Geschichte Ladenburgs zu erforschen. Damals ahnte noch keiner, dass der selbstbewusste und redegewandte junge Mann die archäologische Forschung der Nachkriegszeit in der Region wie kaum ein anderer prägen würde. Beide genannten Städte würdigen die Lebensleistung des 2009 verstorbenen und in Ladenburg bestatteten Archäologen, Denkmalpflegers und Ehrenbürgers seiner Wahlheimatstadt.
Mit einer Feierstunde für geladene Gäste wird am Geburtstag von Heukemes eine kleine Ausstellung im Ladenburger Lobdengau-Museum eröffnet, die ab Mittwoch, 28. Februar, bis zum Jahresende zu sehen ist.
Allein der Ausstellungsort steht für ein eigenes Kapitel der facettenreichen Geschichte von Heukemes. Hatte er doch 1968 dafür gesorgt, dass in der einstigen bischöflichen Residenz das städtische Lobdengau-Museum gegründet wird. Darin wohnte die Familie Heukemes sogar, obwohl sich das heute so schmucke Renaissanceschloss aus dem 15. Jahrhundert anfangs in einem heruntergekommenen Zustand befand. Doch indem Arbeiten und Wohnen für Heukemes zeitlebens quasi eins waren, machte er das einstige Heimatmuseum „zu einer Einrichtung von überregionaler Strahlkraft“. Das sagt Andreas Hensen als heutiger Leiter des Hauses und damit Nachfolger von Heukemes seit 2012.
Ausgrabungen in Ladenburg geleitet
Auf „MM“-Anfrage schildert der ebenso promovierte Archäologe, welche Bedeutung sein bekannter Kollege für Ladenburg und die Region hat. „Die fachliche Begeisterung und seine erzählerische Gabe zogen mich in den Bann“, erinnert sich Hensen an das Jahr 1999. Er selbst war damals am Kurpfälzischen Museum Heidelberg tätig, wo Heukemes von 1962 bis 1993 die Archäologische Abteilung geleitet hatte.
Dort arbeitete Hensen das wohl größte Projekt von Heukemes wissenschaftlich auf: Bei dessen Ausgrabungen im Neuenheimer Feld war bis 1969 der damals größte und besterhaltene Friedhof des römischen Reiches untersucht worden. In beiden Städten war Heukemes von den 50er- bis in die 80er-Jahre „enorm wirksam“, so Hensen. Er betont: „Seine Leistungen und Verdienste für die Denkmalpflege in der Region reichen für zwei Lebenswerke.“
Fast schon Bewunderung ist herauszuhören, wenn Hensen beschreibt, mit welch „unglaublicher Energie“ Heukemes archäologische Rettungsgrabungen vor allem in der ab den 1960ern rasch wachsenden Ladenburger Südstadt vorangetrieben habe. Dabei kam zum Teil Hochbedeutendes aus allen Epochen ans Licht. Einen Schwerpunkt bildeten jedoch die Befunde des einstigen römischen Hauptortes Lopodunum: Sol-Mithras-Relief, Schauspieltheater, Jupitergigantensäule, Bronzeschatz und Burgus. Schier unzählige neue Erkenntnisse zum antiken Stadtbild bildeten die Grundlage eines „Planes des Römischen Ladenburg“, der bis heute Ausgräbern wertvolle Hinweise gibt.
Heukemes entwickelte innovative Methoden
Wie populär der Mann mit der Pfeife zu Lebzeiten war, belegt diese Anekdote: Auf einer eiligen Dienstfahrt mit dem Auto ereignet sich an der engen Bachquerung in der Heidelberger Straße ein Malheur. Bis heute heißt das Bauwerk im Volksmund „Heukemes-Brücke“. Der Name der 2010 offiziell nach ihm benannten Dr.-Berndmark-Heukemes-Anlage rund ums Museum ist weniger bekannt. Doch bei Friedhofsführungen ist der original römische Säulenstumpf, den der Heimatbund seinem Ehrenmitglied aufs Grab stellen ließ, ein Anlaufpunkt.
Weil sich der vielseitig interessierte Heukemes als Student zunächst der Architektur zugewandt hatte, setzte er sich zugleich für die Baudenkmal- und Ortsbildpflege ein. Außerdem entwickelte Heukemes innovative Methoden wie beispielsweise die Luftbildarchäologie: Mit Unterstützung der US-Army überflog er im Helikopter die Felder des Umlandes, um aus luftiger Höhe archäologische bedeutsame Strukturen besser ausfindig zu machen. „Mit Spaten und Hubschrauber – 20 Jahre archäologische Forschung im unteren Neckarland“ hieß einst seine Sonderausstellung im Kurpfälzischen Museum.
Seine frühere Wirkstätte in Heidelberg bewahrt Heukemes ebenso ein ehrendes Andenken: Der Bundesverdienstkreuzträger und vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler habe „wesentlich dazu beigetragen, die Archäologie in Heidelberg hervorragend zu positionieren“. Noch heuten gelten der Nachbau eines römischen Mithräums in Originalgröße sowie seine Modelle der römischen Neckarbrücke und des Michaelsklosters als „gelungene Beispiele anschaulicher Vermittlung“. Lange war Heukemes Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Heiligenberg.
Eine Art „Feuerwehr“
Auch in Heidelberg wirkt er früh als „archäologische Feuerwehr“. Dank seiner Vorarbeit ist die Museumsfachstelle Archäologie zur Unteren Denkmalschutzbehörde geworden. Sie prüft alle Bauanträge auf Stadtgebiet, bei denen mit archäologisch relevanten Bodeneingriffen zu rechnen ist. Der Aufgabe, erforderliche Ausgrabungen auch zu leiten, widme sich mittlerweile die dritte Generation von Fachleuten des Kurpfälzischen Museums „in bester Tradition von Heukemes“.
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