Ladenburg

Nach tödlichem Brand in Ladenburg: Tiefe Trauer und Betroffenheit

Nachdem in Ladenburg eine 47-Jährige und ihr 22-jähriger Sohn bei einem Feuer starben, ist die Betroffenheit in der Stadt groß. Tiefes Mitgefühl gilt einer jungen Hinterbliebenen der beiden Opfer

Von 
Peter Jaschke
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Der abgesperrte Brandort in Ladenburg. © Marcus Schwetasch

Ladenburg. Nach dem tragischen Unglück in Ladenburg ist das Entsetzen groß – aber ebenso wachsen Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Am Tag nach dem tödlichen Wohnhausbrand erinnern Lichter neben dem Eingang an die beiden Verstorbenen. Für eine 47-jährige Frau und ihren 22-jährigen Sohn war am Mittwoch jede Hilfe zu spät gekommen (diese Redaktion berichtete). Ihre Tochter und jüngere Schwester hat das Unglück überlebt. Die Grundschülerin war am Mittwoch nur kurz im Krankenhaus. Um sie kümmert sich die Patentante in ihrem Elternhaus in einem anderen Stadtteil. Das berichten Nachbarn, mit denen der „MM“ gesprochen hat.

Demnach hält sich das Mädchen am Mittwoch bereits in der Wohnung ihrer Patentante auf, die unter normalen Umständen im betroffenen Haus lebt, bevor die Freiwillige Feuerwehr eintrifft. Der erste Brandschützer vor Ort ist Rüdiger Samstag. Er wohnt nur zwei Häuser weiter und ist gerade im Homeoffice tätig, als der Alarm hereinkommt. Obwohl er – gänzlich ohne Einsatzmontur – sofort reagiert, ist nichts mehr zu machen, denn die Wohnungstür im Dachgeschoss steht schon in Flammen. Die Klärung der Todesumstände ist Gegenstand der aktuellen Ermittlungen durch die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg des Polizeipräsidiums Mannheim.

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Psychologische Betreuung

„Ohne Atemschutz war nicht mehr in die Wohnung zu gelangen“, sagt Ladenburgs Feuerwehrchef Pascal Löffelhardt. Sein Stiefvater Samstag habe bei seinem Rettungsversuch nach nur wenigen Atemzügen im völlig verqualmten Treppenhaus Atemprobleme bekommen. Der 51-Jährige war mit dem Verdacht auf Rauchgasvergiftung zur weiteren medizinischen Versorgung und Abklärung in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht, aber noch am selben Tag entlassen worden. Zwei Feuerwehrmänner wurden bei den Löschmaßnahmen verletzt, bedurften aber keiner medizinischen Versorgung.

„Alle Kameradinnen und Kameraden, die an der Bergung teilgenommen haben, sind aus dem Einsatz genommen und psychologisch nachversorgt worden“, betont Löffelhardt. Habe man doch in den 1990er Jahren den letzten Brandtoten in Ladenburg gehabt, verdeutlicht Löffelhardt die Ausnahmesituation. Wie die stellvertretende Fachbereichsleiterin Carolin Loida aus dem Rathaus mitteilt, hatten und haben ebenso alle Hausbewohner und ein Besucher aus Stuttgart die Möglichkeit einer psychologischen Betreuung durch die Notfallseelsorge. Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich sieben Personen im Gebäude.

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„Es ist alles so unvorstellbar und heftig“, sagt eine Nachbarin. Unter Tränen fügt sie hinzu, dass sie die Frau und ihren Sohn jahrelang gekannt habe. So geht es wohl vielen in der Straße „Am Bahndamm“. Einige kümmern sich um die durch Feuer, Ruß und Löschwasser plötzlich vorübergehend wohnungslosen Nachbarn. „Manche waren noch im Schlafanzug“, sagt Sophian Habel. In der Wohnung seiner Vermieterin Renate Gast und einer Nachbarin seien die Leute rührend betreut worden. So habe Gasts Sohn den aus Stuttgart kommenden Vater einer Bewohnerin zum Arzt gefahren, um die Medikamente zu ersetzen, die der Mann in der Wohnung zurücklassen musste. „Wir haben als Gemeinschaft zusammengehalten“, findet der CDU-Stadtrat und Bundespolizist Habel. Als er am Mittwoch die Sirenen hört und aus seinem Fenster schaut, „da stand der Dachstuhl direkt nebenan schon im Vollbrand“, erinnert sich Habel.

„Wir sind alle geschockt von dieser furchtbaren Tragödie“, hält Habel bewegt fest. Er lobt die Stadtverwaltung und vor allem Loida, die Frau aus dem Ordnungsamt, für ihren Einsatz: „Sie hat aus der Kleiderkammer etwas zum Anziehen besorgt und Lebensmittelgutscheine ausgegeben“, berichtet Habel.

Tiefe Betroffenheit

Mitgefühl und Hilfsbereitschaft verbreiten sich auch in sozialen Netzwerken. Dort wird die Idee diskutiert, eine Hilfsaktion zu starten. „Darüber haben wir uns auch schon Gedanken gemacht und werden das am Montag, wenn Bürgermeister Stefan Schmutz aus dem Urlaub an der Nordsee zurückgekehrt ist, besprechen“, teilt Rathausmitarbeiterin Loida auf Anfrage dieser Redaktion mit. „Wir achten darauf, dass alle Betroffenen versorgt sind, haben aber bis jetzt keine Anfragen erhalten, dass noch etwas benötigt würde“, sagt sie. Alle seien bei Verwandten oder Bekannten untergekommen. Bürgermeister-Stellvertreter Günter Bläß, der den Löscheinsatz mehrere Stunden lang vor Ort verfolgt hatte, fühlt sich am Tag nach dem Unglück „tief betroffen“. Sein Eindruck: „Die Unterkreiswehren haben hervorragend koordiniert zusammengearbeitet.“

Nachdem der Löscheinsatz am Mittwoch um 20 Uhr geendet hatte, sicherte das Technische Hilfswerk (THW) noch das Dach. Inzwischen hat die Polizei das Gebäude nach Auskunft einer Sprecherin beschlagnahmt, um zu ermitteln, wie es zum Brandgeschehen gekommen ist. Dazu werden auch Zeugen befragt. Wann eine Begehung möglich sei, ist für die Polizei „zeitlich nicht abzuschätzen“. Folglich können die Anwohner auch noch nicht zurück in ihre Wohnungen. Die Höhe des Sachschadens beträgt nach jetzigem Ermittlungsstand laut Schätzung der Polizei rund 300 000 Euro.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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