Soziales

In Ladenburg fehlen Kita-Plätze - Eltern wollen mehr Information

In Ladenburg wendet sich eine Mutter wegen fehlender Kita-Plätze erneut an Verwaltung und Gemeinderat. Die Eltern fühlen sich nicht ausreichend informiert und mitgenommen. Stadt räumt Missverständnis aus

Von 
Peter Jaschke
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Das Provisorium im Brenngässel an der Ecke Fritz-Würzburger-Weg erweitert sein Platzangebot im ersten Quartal 2024. © Peter Jaschke

Ladenburg. „Wir fühlen uns hängen gelassen!“ Das schreibt die junge Mutter Annika Breitwieser dieser Tage an Verwaltung und Gemeinderat in Ladenburg. Der Inhalt dieser E-Mail liegt der Redaktion vor. Es geht um die Kinderbetreuung in der Stadt. Aufgrund fehlender Plätze hatte Breitwieser im April bei einer Onlinepetition rund 600 Unterschriften aus Ladenburg und darüber hinaus gesammelt, um die Entscheidungsträger aufzurütteln (diese Redaktion berichtete). Daraufhin hatte die Stadt im Mai zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Rund 50 Mütter und Väter ließen sich im Domhofsaal über den bisherigen und den geplanten Ausbau der Kapazitäten aufklären.

Entspannung im nächsten Jahr

„Wir haben damals deutlich gemacht, welche intensiven Anstrengungen die Stadt Ladenburg seit 2019 unternimmt, um neue Betreuungsplätze zu schaffen und den Ansprüchen einer dynamisch wachsenden Stadt gerecht zu werden“, teilt Stadtsprecherin Nicole Hoffmann auf Anfrage dieser Redaktion mit. Aktuell stünden in der Regel keine freien Plätze zur Verfügung. „Die Warteliste verändert sich durch Zuzüge und Flüchtlingsbewegungen stetig, ohne dass sich an der Platzsituation etwas geändert hat“, berichtet die Referentin des derzeit in Urlaub befindlichen Bürgermeisters Stefan Schmutz. Erst bei Inbetriebnahme neuer Einrichtungen im kommenden Jahr könne sich die Betreuungssituation entspannen, so Hoffmann.

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Wie berichtet, baut der Trägerverein „Postillion“ gerade die Kitas „Gänsäcker“ (Nordstadt-Kurzgewann, Eröffnung im ersten Quartal 2024) und „Weststadt“ (Eröffnung im dritten Quartal 2024). Die Eröffnung eines zweiten Naturkindergartens ist ebenso angekündigt wie eine Erweiterung des Angebots im Provisorium Brenngässel.

„Wir gehen von einer Wartezeit für einen Kindergartenplatz von maximal vier Monaten aus, sobald die neuen Einrichtungen in Betrieb sind“, räumt Hoffmann ein Missverständnis aus. In ihrem Schreiben bezieht sich Annika Breitwieser nämlich auf die in der Mai-Sitzung des Gemeinderats getroffene Aussage, dass sich die Wartezeit nach Erreichen des dritten Lebensjahres auf maximal vier Monate reduziere. Die Zeitspanne bis zur ersten Neueröffnung im Februar oder März dauere jedoch länger. „Wir verstehen, dass dies für die Stadt nur ein kurzer Zeitraum ist, in dem es diese unschöne Situation gibt, für die Eltern ist es allerdings mehr als problematisch und daher bitten wir um rasches Handeln - auch für die kommenden Jahrgänge“, heißt es in der Mail. Derzeit versuchten alle, mit Tagesmüttern, Großeltern, weiteren Familienangehörigen und Gleitzeitmodellen bei der Arbeit „so gut wie möglich alles zu planen“.

Weiterhin beklagt sich Breitwieser darüber, dass Eltern, deren Kinder schon drei Jahre alt sind oder bald werden, nicht darüber informiert werden, wie es weitergeht. Dazu erklärt die Stadt auf ihrer Internetseite: Sobald die Möglichkeit der Vormerkung für einen Platz bestehe, werde man auch informieren. Derzeit könnten „Vormerkungen für die neuen Einrichtungen noch nicht im Anmeldeportal vorgenommen werden.“ Dies werde erst kurz vor Inbetriebnahme der Fall sein. Weiter heißt es dort: „Wir bitten Sie von Nachfragen im Kinder- und Jugendbüro abzusehen.“ Die Stadtsprecherin teilt auf unsere Anfrage jedoch mit, dass sich Eltern sich „jederzeit an das Kinder- und Jugendbüro wenden“ können. Sie bekräftigt: „Die Verwaltung geht aktiv auf die Eltern zu, wenn wir einen verbindlichen Platz anbieten können.“ Mit den neuen Einrichtungen steige im kommenden Jahr die „Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren um 209 Prozent und bei den über Dreijährigen um 52 Prozent im Vergleich zu 2019“.

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Den von Breitwieser formulierten Lösungsvorschlägen zur Überbrückung stehen nach Auskunft der Stadtsprecherin Rechtsvorschriften im Kinderbetreuungsbereich entgegen. Für Breitwieser ist es „nicht ausreichend, Eröffnungen von neuen Einrichtungen zu kommunizieren“. Ihrer Meinung nach müssten die Betroffenen „auch mitgenommen werden und das Gefühl bekommen, dass ihr Anliegen ernst genommen wird“. Man verstehe ja, dass Plätze nicht herbeigezaubert werden könnten. Doch gelte es auch zu bedenken, dass Arbeitgeber planen müssen und Elternzeiten einzureichen oder zu verlängern seien. „Es geht hier auch um finanzielle Planbarkeiten bei den Familien“, so die betroffene Mutter. Darüber hinaus geht sie weiterhin davon aus, dass es noch „für die kommenden zwei bis drei Jahrgänge ähnlich verlaufen“ werde wie bislang und es frühestens erst in drei Jahren eine Entlastung geben werde.

Antworten auch auf Internetseite

Das sieht die Stadt anders und verweist auf ihre Internetseite zur Betreuungssituation (https://bit.ly/3r0GCJH), die „Antworten auf die häufigsten Elternfragen“ geben soll. Dort ist unter anderem auch die Präsentation zur Infoveranstaltung im Mai einzusehen. Demnach rechnet die Stadt ab dem Kindergartenjahr 2025/26 mit der Erweiterung des St. Johannes-Kindergartens der katholischen Kirchengemeinde in der Weststadt und ab 2026/27 mit der evangelischen Kita beim Mehrgenerationenprojekt „Oekogeno-Vielfalt“. Die von der Baukrise betroffene Planungsgenossenschaft will bis Ende 2023 das Grundstück im Nordstadt-Kurzgewann kaufen und 2024 an die Genehmigungsplanung gehen.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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