Jugend

Gute Bilanz zu Tampon-Spendern an Ladenburger Gymnasium

Schülerinnen haben sich mit Erfolg für Automaten mit Periodenprodukten für Mädchen am CBG stark gemacht. Lob für das Projekt in Kooperation mit der Stadt kommt auch aus Schriesheim

Von 
Peter Jaschke
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Oberstufensprecherin Friedlinde Höhnle (l.) und Schülersprecherin Johanna Wüst vom CBG haben sich erfolgreich für das Hygieneprojekt stark gemacht. © Peter Jaschke

Ladenburg. Dass Menstruation kein Tabuthema mehr sein sollte, machen Schülerinnen in Ladenburg deutlich: Sie haben sich am Carl-Benz-Gymnasium (CBG) dafür eingesetzt, dass es nun in fünf Toiletten Binden und Tampons gibt. „Es sollte selbstverständlich sein, dass so etwas zur Verfügung steht“, sagt die 16-jährige Schülersprecherin Johanna Wüst. Oberstufensprecherin Friedlinde Höhnle (17) verdeutlicht ihre Meinung mit einem anschaulichen Vergleich: „Es betrifft mehr als Hälfte der Schülerschaft, und es muss ja auch niemand sein eigenes Klopapier mit in die Schule bringen.“

Produkte als Wahlversprechen

„Diese Initiative war wirklich überfällig“, sagt Schulleiterin Hannelore Buchheister beim Pressegespräch und zieht eine erste Bilanz des gemeinsamen Pilotprojektes mit der Stadt Ladenburg, das ebenso an der Erich-Kästner-Schule und im Jugendzentrum „Kiste“ läuft: „Das Angebot wird am CBG sehr gut angenommen, und wir haben nur gute Erfahrungen gemacht - auch weil es keinen Vandalismus gibt.“ Wie es zu dem neuen Angebot gekommen war, berichtet Sprecherin Wüst: Bei einer überregionalen Veranstaltung der Schülermitverantwortung (SMV) sei ihr und dem heutigen Ko-Sprecher Mathis Gerber aufgefallen, dass anderswo schon viele Schulen Hygieneprodukte hätten. Dies am CBG einzuführen, sei daraufhin ihr Wahlversprechen gewesen.

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Zusammen mit Schulsozialarbeiterin Helen Wichert wurden Details ausgearbeitet. Anhand von Fragebögen, die auf Mädchentoiletten auslagen, ließen sich die am gebräuchlichsten Produkte und Marken ermitteln. Für die Anschaffung gab´s einen Förderbetrag in Höhe von 500 Euro von der Stadt, die freilich auch alle Automaten bezahlte. Das regelmäßige Befüllen übernehmen Stufensprecherinnen. „Ihr habt damit eine Tür aufgestoßen, die nicht wieder zugehen wird“, lobt Bürgermeister Stefan Schmutz das erfolgreiche Engagement. Davor habe er „tiefsten Respekt“. Alle Beteiligten hätten sich ein „Riesenkompliment“ verdient. Schmutz kündigte an, dass die Stadt es als zukünftige Aufgabe ansehen werde, das Angebot aufrechtzuerhalten. Da lächeln Wüst und Höhnle zufrieden. Direktorin Buchheister freut sich auch: „Das trägt zum Wohlfühlen an der Schule bei.“

Und das hält Buchheisters Kollege Hans-Peter Kohl vom Kurpfalz-Gymnasium Schriesheim für nachahmenswert. Auf Anfrage dieser Redaktion antwortet er: „Dass der Schulträger in Ladenburg hier die Zeichen der Zeit erkennt und Geschlechtergerechtigkeit in den WCs der Schulen herstellt, ist zu begrüßen: Das könnte ich mir durchaus auch für unsere Schule vorstellen -wenn es denn finanzierbar ist. Jedenfalls finde ich die Idee der Ladenburger SMV sehr gut, und unsere SMV wird das sicher ebenfalls interessiert aufnehmen.“

Realschule zieht auch mit

Ein vorgelagertes Angebot gibt es s an der Merian-Realschule Ladenburg: „Wir haben vor zwei Jahren eingeführt, dass Schülerinnen bei Bedarf eine Anlaufstelle bei der SMV für solche Hygieneprodukte haben“, teilt Schulleiter Stefan Baust mit. An seiner Schule besteht die Aktionsgruppe „Schülis“, die sich dafür stark macht, geschlechtliche und sexuelle Vielfalt offener zu thematisieren. Die AG hat mit Schulsoziarbeiterin Sharmila Pushpakanthan an einem Projekt der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (LAGO) in Baden-Württemberg mitgewirkt.

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„Teilaspekte davon waren Mädchenhygiene und das Tabuthema Menstruation“, erklärt die städtische Integrationsbeauftragte Parul Schreier. Als sie dann von der CBG-Aktion hörte, schlug sie eine Zusammenarbeit vor. Bedeuten doch die monatlichen Kosten für Periodenprodukte eine finanzielle Belastung für so manche Familie. Inzwischen seien auch die Erich-Kästner-Schule und das Jugendzentrum „Kiste“ ausgestattet. Das Angebot soll ausgeweitet werden. „Auch an Grundschulen gibt es Bedarf“, weiß Schulsozialarbeiter Patrick Falkenberg aus Gesprächen. Zwar sind Mädchen heute laut einem Fachportal im Internet durchschnittlich zwölf bei ihrer ersten Monatsblutung. Es komme aber auch vor, dass ein Mädchen erst neun Jahre alt sei.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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