Ladenburg/Ilvesheim. Im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann entstehen zurzeit neben Wohnhäusern auch Mietgärten. Ab sofort können die Parzellen zum privaten Eigenanbau von Salat, Gemüse und Obst in der Langgewannstraße angemietet werden. Dieses Angebot macht Oliver Vögele auf rund 480 Quadratmetern, von denen gut 380 Quadratmeter nutzbar sein werden. In Ilvesheim aufgewachsen, hat sich der Landschaftsgärtner vor mehr als zehn Jahren an seinem heutigen Wohnort in Ladenburg selbstständig gemacht. Mit seiner Firma Gala-Bau Vögele hatte er auf jenem Baugrundstück zunächst zwei Jahre lang die Grünpflege übernommen.
„Die Kunden wollen dort auch in der nächsten Zeit noch nicht bauen, und so habe ich die Möglichkeit bekommen, hier vorübergehend Mikrogärten entstehen zu lassen“, erklärt Vögele zu Beginn dieser Woche bei der Arbeit auf dem von ihm für drei Jahre gepachteten und teilweise bereits mit einem Staketenzaun umgebenen Areal. Den lehmigen Boden hat er zusammen mit seinen Mitarbeitern Till Löwicke und Till Petzold durch die Zugabe von Kompost und sandigem Substrat bereits „leicht bearbeitbar“ gemacht. Ein Musterbeet will er dieser Tage noch bepflanzen. Es soll keine gemeinschaftliche bestellte Anlage werden. Vielmehr habe, so Vögele, jeder Mieter seine eigene Parzelle von rund 25 Quadratmetern, was für zwei Erwachsene oder auch eine kleine Familie reiche. Die Mietkosten lägen voraussichtlich bei etwa 350 Euro pro Jahr. Für eine größere Familie seien eher zwei Parzellen sinnvoll.
Im Ilvesheimer Norden existiert ein ähnliches Konzept
Wasser, Gartengeräte und alles, was nötig ist, stellt die Firma Vögele. „Die Leute, die hier mieten, müssen nichts mitbringen“, betont Vögele. Der befestigte Platz für ein Gerätehäuschen ist bereits fertig. Ein 4000-Liter-Wassertank ist vorgesehen. Vögele schwebt vor, dass die Beete vorbepflanzt werden und vielleicht ein kleiner Teil zur individuellen Gestaltung frei bleibt. Im Vorfeld will er jedoch mit den Interessierten sprechen – auch über ihre geschmacklichen Vorlieben. „Vorkenntnisse sind keine erforderlich, denn die Pflanzen wachsen von alleine, wenn man sie gießt, und ein wenig Knowhow stellen wir ja“, sagt Vögele. Mindestens einmal monatlich sollen Treffen vor Ort stattfinden. Für Fragen ist Vögele erreichbar (Kontakt über www.galabau-voegele.de oder per Mail an info@galabau-voegele.de).
In Wien erfunden
- Freizeitgartenbau liegt im Trend, bei naturnaher Pflege tragen privat oder gemeinschaftlich bewirtschaftete Flächen zur Artenvielfalt bei.
- Als Alternative zur Mitgliedschaft im Kleingartenverein gelten wohnortnahe Miet- oder Selbsterntegärten , als deren Vorreiter die Wiener Rudolf Hascha und Regine Bruno gelten.
- Lange bevor „Urban Gardening“ zum Begriff wurde, entstanden ab 1987 wohl unter Eindruck des Atomunglücks im Kernkraftwerk Tschernobyl (1986) erste Selbsternte-Anlagen in und um Wien. pj
Ein ähnliches Konzept verfolgen die Freizeitfarmer um den Feudenheimer Anbieter Richard Bleil bereits seit 2017. „Bei uns kannst Du einen vorbepflanzten Garten mieten und Dein eigenes Obst und Gemüse ernten“, heißt es auf der Internetseite (www.freizeit-farmer.de). Kürzlich ist am nördlichen Rand des Ilvesheimer Baugebietes „Im Mahrgrund“ in Kooperation mit der Gemeinde ein neuer Standort entstanden. Dauerhafte Zusammenarbeiten mit Kommunen hält Bleil für optimal, um konstant Flächen anbieten zu können. Während zu Coronazeiten alles ausgebucht gewesen sei, habe das Interesse danach etwas nachgelassen. „Letztes Jahr hatten wir erstmals einen Leerstand“, bedauert Bleil.
Dass in Heddesheim ein weiterer Standort in Aussicht steht, lässt ihn hoffen. Es wäre der Fünfte nach der „Keimzelle“ am Ortsrand von Neckarhausen, wo man außer dem Gemüsegarten an der Speyerer Straße auch ein Gewächshausbeet, Anteile an der Obsternte und sogar ein Huhn für frische Eier „mieten“ kann, was Bleil auch für Ilvesheim plant.
Außerdem sind die Freizeitfarmer in der Nähe des Bahnhofs beim Hofladen „Edinger Kartoffelscheune“ zu finden und am Neckarradweg im Wieblinger Feld nahe der dortigen Waldorfschule. Für den Saisonstart der Freizeitfarmer am Samstag, 27. April, jeweils um 15 Uhr in Ilvesheim und Neckarhausen, und am Sonntag, 28. April, um 11 Uhr in Edingen sind noch Gärten frei. Es gibt kleine Parzellen für ein bis drei Personen, die etwa 40 Quadratmeter groß sind und 325 Euro pro Saison kosten.
Für mehr Personen eignen sich doppelt so große Parzellen zu 630 Euro. Den Garten erhalten die Mieterinnen und Mieter auch hier fertig vorbereitet. Bleil versichert aus Erfahrung: „Auch als völlig unerfahrener Gärtner kann man reiche Ernte einfahren.“ Anders gelagert als die Mietgärten ist die Idee der „Gemüseliebe“ von Macarena Gargiulo und Nikolaos Avramidis in Edingen-Neckarhausen (www.gemueseliebe.com). Dort kann man seit 2021 Gemüsekisten bestellen. Von Anfang Mai bis Ende Oktober umfasst das Anbausortiment – wetter- und saisonabhängig – durchschnittlich sechs Kulturen.
Der Saisonpreis bei Gemüseliebe ist frei wählbar
Eine der Abholstationen, die zumeist in Mannheimer Stadtteilen liegen, befindet sich in Ilvesheim. Etwas teurere Saisonpreise von 442 Euro (normal) oder 494 Euro (solidarisch) finanzieren den kostengünstigeren Gemüseanteil von 390 Euro (ermäßigt) mit. Der Saisonpreis ist frei wählbar. „Wir haben für diese Saison noch gut 40 Anteile abzugeben und suchen Abonnenten, die frisches Gemüse beziehen möchten“, teilt Avramidis mit.
Gerade war wieder Tag der offenen Tür in der Edinger Bahnhofstraße. Am wichtigsten sei den Besuchern gewesen, dass das Gemüse unmittelbar aus der Nachbarschaft komme. „Wir glauben, dass die Nachfrage noch etwas höher wäre, wenn wir unsere Produktion näher an Mannheim hätten“, so Avramidis. Er hofft, auf der Hochstätt ebenfalls etwas aufziehen zu können.
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