Ernährung

Wie Solidarische Landwirtschaft in Dossenheim funktioniert

Solidarische Landwirtschaft - kurz Solawi - ist für sie ein Lebensprojekt: Katharina Pfeil baut Gemüse in Dossenheim an. Mit viel Naturbewusstsein. Und die Mitglieder ihrer Solawi dürfen beim Ernten helfen

Von 
Daniela Hoffmann
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Im guten Umgang mit der Natur arbeiten, das möchte Katharina Pfeil. © Daniela Hoffmann

Dossenheim. „Glücklicherweise haben Gemüse und Salat einfach die Tendenz zu wachsen“, sagt Katharina Pfeil und lacht verschmitzt. Mit Zuversicht, Optimismus und einer guten Portion Selbstvertrauen ans Werk zu gehen, ist der 29-Jährigen eigen. Die junge Frau, die sich auf einem Acker bei Dossenheim die Erde von den Fingern klopft, stammt aus Nordrhein-Westfahlen. Zum Studium kam sie nach Heidelberg, belegte Ethnologie und Soziologie – und bereiste verschiedene Kontinente. „Dabei habe ich Landwirtschaft ganz unterschiedlich kennengelernt“, erzählt sie mir, als ich sie an diesem Frühlingsmorgen treffe.

Seit sechs Jahren bewirtschaftet Katharina Pfeil das Gelände am Rande von Dossenheim. © Daniela Hoffmann

Irgendwann konnte sich Katharina Pfeil nicht mehr vorstellen, einen Bürojob zu machen. Mit den Händen arbeiten im guten Umgang mit der Natur, das wollte sie. „Und heute bin ich Solawistin“, beschreibt sie ihre derzeitige Profession. Doch was genau ist das?, möchte ich von ihr wissen.
„Die Abkürzung Solawi steht für Solidarische Landwirtschaft“, erklärt die Wahl-Dossenheimerin.

Bei diesem Konzept garantiert eine Gruppe von Menschen die Abnahme der Erzeugnisse eines landwirtschaftlichen Betriebs und finanziert somit die Ernte vor. Die Gruppe teilt sich mit den Anbauenden auf diese Weise die Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte. Das soll die Solawi-Betreibenden relativ unabhängig von Marktzwängen machen und ihnen die Möglichkeit geben, Nachhaltigkeit und Umweltschutz beim Anbau leichter einzubeziehen.

Solidarische Landwirtschaft: Solawi-Mitglieder dürfen selbst ernten

Je nach Modell dürfen Solawi-Mitglieder auch selbst auf dem Feld die Ärmel hochkrempeln und mithelfen. „Bei mir müssen sie nur zum Ernten kommen. Das macht eh am meisten Spaß“, meint Katharina Pfeil. Auf den 6000 Quadratmetern, die sie an der Badischen Bergstraße seit sechs Jahren bewirtschaftet, grünt und sprießt es jetzt schon kräftig. Spinat, Salat, Radieschen, Schnittlauch und Liebstöckel warten darauf, vom Acker geholt zu werden.

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Dabei gehört zur Solidarität, dass alle Beteiligten darauf achten, dass immer auch genug für die anderen übrig bleibt. Allerdings müsse sie die Leute meist eher ermuntern, „ihre Tüten ordentlich voll zu machen“, schildert die Landwirtin. 31 Haushalte mit 48 Erwachsenen und 15 Kindern versorgt Katharina Pfeil momentan mit frischem Gemüse. Damit ist die Kapazitätsgrenze ihres Selbsterntegartens eigentlich erreicht. „Doch im Laufe des Jahres werden wieder zwei Familienplätze frei“, verrät sie.

So findet ihr eine Solidarische Landwirtschaft in eurer Mähe

Das Interesse an Solawi steigt, hat die 29-Jährige beobachtet. Mehr Gesundheits- und Umweltbewusstsein, nennt sie als zwei Gründe. „Manchen Eltern ist es zudem wichtig, dass ihre Kinder wissen, dass Gemüse nicht im Supermarkt wächst“, betont Katharina Pfeil. Eine Solawi biete da Einblicke in den Produktionsprozess – und zwar für Klein und Groß. Und bei der gemeinsamen Arbeit dürfen natürlich auch Fragen gestellt werden.

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Des Weiteren seien Solawis auch eine Alternative für viele, die derzeit vergeblich nach einem Schrebergarten Ausschau halten. Das Online-Netzwerk solidarische-landwirtschaft.org gibt in diesem Fall einen guten Überblick, wo sich die nächste Solawi befindet. Katharina Pfeil macht sich nun ans Umtopfen von Tomaten, Paprika und Chili. „Für mich ist das hier ein Lebensprojekt“, sagt sie zu mir. Dass die Saison an Fahrt aufnimmt und die Arbeit wieder zunimmt, freut die Gemüse-Gärtnerin. Sie geht das Ganze wie immer an: mit Zuversicht, Optimismus und einer guten Portion Selbstvertrauen.

Redaktion

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