Ladenburg. Von Peter Jaschke
Mitten in die Hauptversammlung der CDU in Ladenburg platzen am späten Mittwochabend auf allen Handys die Nachrichten vom Ampel-Aus in Berlin. Als der in der Römerstadt aufgewachsene und im örtlichen Stadtverband aktive Bastian Schneider aus dem CDU-Bundesvorstand die Schlagzeile einer Sondermeldung vorträgt, schallt Beifall aus dem Domhofsaal. Noch vor der Videoschalte zu den Parteigrößen in die Hauptstadt kündigt Schneider an, dass die CDU nicht in eine Regierung eintreten werde, die „jedes Vertrauen beim Volk verspielt hat“, und sagt: „Es geht so nicht weiter. Dieser Kanzler muss weg. Wir brauchen eine neue Bundesregierung!“ Erneut Applaus.
Auch im Bürgermeisterwahlkampf vor Ort zeigen sich Christdemokraten mit Biss bereit für einen Wechsel an der Rathausspitze: Noch bevor rund 40 Mitglieder dem 27-jährigen Kandidaten Sophian Habel aus ihren eigenen Reihen, der am Dienstag seinen Hut in den Ring geworfen hatte (wir haben berichtet), einstimmig Unterstützung zusagen, macht der Stadtrat und später einstimmig wiedergewählte Tillmann Jahn als Chef des Stadtverbands klar: Der bisherige Amtsinhaber Stefan Schmutz (SPD) „hat aus unserer Sicht wenig eigene Impulse gesetzt“. Es gebe „noch Bedarf, was man ändern kann und muss.“ Vieles, was der Gemeinderat längst beschlossen habe, „ist liegengeblieben“.
„Ladenburger mit Herz, Hand und Verstand, der nahbar ist“
Als Beispiele dafür nennt Jahn unter anderem ein Wirtschaftsförderprogramm und die ebenso noch fehlende Schulmensa. „Das ist ein Thema, das uns auf den Nägeln brennt und für kritische Nachfragen aus der Bevölkerung sorgt“, sagt Jahn. Man müsse den Schulkindern endlich „etwas anbieten.“ So wünsche sich die insgesamt 71 Mitglieder zählende CDU einen „Ladenburger mit Herz, Hand und Verstand, der nahbar ist und die Kommunikation mit den Menschen sucht“. Habel sei so jemand: Einer, der den Gemeinderat und die Bevölkerung „mitnimmt und einbindet“. Gerne skizziert der Kandidat vor dem klaren Mitgliedervotum sein Konzept.
„Bürgernähe entspricht meinem Naturell“, sagt der Bundespolizist und ehrenamtliche Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat. Er wolle „Bürgermeister für Ladenburg und aus Ladenburg sein“, damit seine Heimatstadt ein „liebens- und lebenswerter Ort bleibt“. Habel stellt klar, dass er im Dezember noch ein konkretes Wahlprogramm vorstellen werde. Doch sollen darin auch Impulse und Anregungen aus der Bevölkerung einfließen, die er ab jetzt bei öffentlichen Auftritten unter dem Motto „Habel hört hin“ noch sammeln will. Fest steht bereits, dass er „wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern“ will. „Besonders wichtig“ ist Habel, dass das frühere ABB-Gelände „industrie- und gewerbefreundlich durch eine öffentlich-private Partnerschaft entwickelt“ wird. Er möchte einen „Abend des Ehrenamts und der Vereine“ für alle ins Leben rufen, die das „Rückgrat unserer Gesellschaft bilden“. Unter Applaus beendet er seine Rede mit den Worten: „Ich will ein Bürgermeister sein, der zuhört.“ Mit rhythmischem Klatschen feiern die Mitglieder nach der Abstimmung ihren nominierten Kandidaten.
Bilanz vor Ort fällt höchst überzeugend aus
Noch weitere, große Aufgaben sieht Vorsitzender Jahn vor der örtlichen CDU Ladenburg liegen: „Wir müssen wieder einen Direktkandidaten nach Berlin schicken.“ 97 Prozent der CDU-Delegierten im Wahlkreis seien dafür gewesen, dass es anstelle von Franziska Brantner (Grüne) der Bundestagsabgeordnete Alexander Föhr als Nachfolger von Karl A. Lamers sein soll. Mit den benachbarten CDU-Verbänden sei man sich einig: „Wir kämpfen dafür, dass Alex 2025 mit einem sehr guten Ergebnis nach Berlin geht und unsere Interessen vertritt.“ Dafür hört Jahn zustimmendem Beifall. Im Jahr darauf habe die CDU die Landtagswahl vor sich. „Da machen wir uns bereits intensiv Gedanken über einen Kandidaten, und vielleicht finden wir ja einen aus der näheren Umgebung, vielleicht auch aus Ladenburg, mal schauen“, führt Jahn etwas geheimnisvoll aus.
Jahns Bilanz vor Ort fällt nach seiner zweieinhalbjährigen ersten Amtszeit als Vorsitzender aus Sicht der Mitglieder höchst überzeugend aus: Hat die CDU doch nicht nur zwei Ratssitze, sondern auch sieben neue Mitglieder hinzugewonnen. „Wir sind längst wieder mehr sichtbar in der Stadtgesellschaft“, so Jahn. Einen „Wermutstropfen“ sieht er darin, dass es nicht gelungen sei, eine CDU-Frau an den Ratstisch zu setzen. „Das tut mir persönlich unglaublich Leid.“ Als Mitglied Hartmut Müller kritisiert, dass CDU-Räte in Sitzungen häufig fehlten und so das politische Gewicht der stärksten Fraktion nicht voll zum Tragen komme, gibt ihm Jahn Recht. Fraktionsvorsitzender Habel sagt: „Es gibt oft gute Gründe für ein Fehlen, aber diese Hausaufgabe nehmen wir mit und geloben Besserung.“
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