Ladenburg/Ilvesheim. Die Vorfreude ist groß und bei allen Beteiligten ebenso spürbar wie ein gewisses Lampenfieber: Zum ersten Mal finden die „Special Olympics World Games“ in Deutschland statt. Und Ladenburg sowie Ilvesheim gehören seit Montag zu den deutschen „Host Towns“ – also Gastgeberorten – für insgesamt 7000 Teilnehmende mit geistiger und mehrfacher Behinderung aus 190 Nationen. Bevor eine 15-köpfige Delegation aus Dominica, einem Inselstaat in der Karibik, diesen Donnerstag nach Berlin weiterreist, lernt sie vier Tage lang die Neckarinsel und die Römerstadt ein wenig kennen.
Dazu dient ein „Sundowner“-Konzert bei sommerlichem Wetter mit der Karibikband „Palito Aché“ auf der Festwiese in Ladenburg. Die noch etwas von der Zeitverschiebung geplagten Dominicaner genießen vertraute Klänge voller Rhythmus und Gefühl. Tags darauf ist eine Party in der Schlossschule Ilvesheim geplant. Die Gastgeber beweisen also, dass sie ihr „Bestes geben, damit sie sich als unsere Gäste wohlfühlen“, wie Römerstadt-Bürgermeister Stefan Schmutz am Dienstagnachmittag auf Englisch erklärt. Die Abordnung hat sich im Domhofsaal eingefunden, um sich in den Goldenen Büchern beider Kommunen zu verewigen. „Eine große Ehre für uns“, sagt Schmutz.
Planung seit zwei Jahren
„So weitgereiste Teilnehmende an Special Olympics begrüßen zu dürfen, ist für uns von großer Bedeutung, weil Inklusion in Ilvesheim mit der Schlossschule schon seit mehr als 150 Jahren gelebt wird und wir seit Generationen damit leben, dass Menschen mit Behinderungen in unserer Gemeinde im Alltag sichtbar sind“, sagt Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz. Beide Gemeinden finanzieren die inländischen Transfers sowie die Unterbringung in einem Ladenburger Hotel mit kommunalen Mitteln. Der Rotary-Club Schriesheim-Lobdengau schießt 1000 Euro zu. Seit zwei Jahren plant eine interkommunale Arbeitsgruppe um Simone Mayer (Rathaus Ilvesheim) und Beate Glowinski (Ladenburg) diesen Aufenthalt.
Bei Fragen zur weiteren Gestaltung des Programms für die Gäste waren Schulleiterin Stephanie Liebers (Schlossschule Ilvesheim) und ihr Kollege Steffen Funk (Martinsschule Ladenburg) sowie die Johannes-Diakonie Mosbach mit erfahrenen Mitarbeitenden behilflich. So finden die Athletinnen und Athleten an beiden genannten Schulen auch bestens geeignete Trainingsanlagen vor. Sowohl Liebers als auch Funk sehen den Sport als verbindendes Element an, das sowohl persönlichen Austausch ermögliche als auch das Thema Inklusion nachhaltiger in die Gesellschaft integriere.
Bald wird’s ernst: Die in Ladenburg und Ilvesheim aufs Wärmste empfangenen Sportlerinnen und Sportler starten ab Samstag, 17. Juni, in den Disziplinen Boccia, der italienischen Variante des Boule-Spiels, und Leichtathletik in Berlin. Diese Sommerspiele sind alle vier Jahre das weltweit größte inklusive Sportevent, bei dem tausende Athletinnen und Athleten diesmal in 28 Disziplinen antreten, wobei zwei davon Demonstrationssportarten sind.
„Unsere Aufregung wächst, aber die wirklich hervorragende Gastfreundschaft hilft uns, weil wir uns in beiden Gemeinden akzeptiert fühlen“, sagt Delegationsleiter Ainsworth Irish. Der pensionierte Polizeioffizier hat 1995 als Volunteer angefangen und ist dann eine Zeit lang Boccia-Trainer des Teams gewesen, bevor er dessen Gesamtleitung übernommen hat.
„Wir sind sehr optimistisch, dass wir mehrere Medaillen gewinnen, denn wir haben einige Gold-, Silber- und Bronzemedaillen-Gewinner aus dem Jahr 2019 in Abu Dhabi dabei“, führt der athletisch wirkende 68-Jährige aus. Für ihren großen Traum haben die Frauen und Männer hart trainiert. Alle freuen sich auf ein buntes Fest des Sports – für mehr Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung. Mit einer originellen Geste bedankt sich Teamchef Irish für die Gastfreundschaft: Da es auf Dominica viele Flüsse gebe, aber in Ladenburg und Ilvesheim mit dem Neckar nur einen, habe er an einem Wasserfall seiner Heimat eine Flasche befüllt, die er am Abend in den Hausfluss der Region gießen werde.
Lob für Kooperation
„Ich bin begeistert davon, was die Kommunen in Baden-Württemberg für die Special Olympics auf die Beine gestellt haben, um solche Begegnungen zu ermöglichen“, sagt die aus Osterburken stammende Simone Fischer. Die Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen ist aus Stuttgart nach Ladenburg gekommen. Die Kooperation der Kommunen finde sie bemerkenswert. Und die Gäste von der weit entfernten Karibikinsel, die sich mit viel Ehrgeiz und Disziplin vorbereit hätten, seien ihr einfach sympathisch.
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