Soziales (mit Fotostrecke)

Wo das Tafelmobil in der Region Station macht

Es ist ein Tafelladen auf Rädern: Ab jetzt können bedürftige Menschen zwischen Neckar und Bergstraße beim Tafelmobil einkaufen. Eine Sache hat bei der Standortwahl in den einzelnen Orten eine entscheidende Rolle gespielt

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Torsten Gertkemper-Besse
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Fahrer Ralf Bechtel ist in Zukunft mit dem Tafelmobil in der Region unterwegs. © Torsten Gertkemper-Besse

Neckar-Bergstraße. Anfang der Woche in Ilvesheim, Ende der Woche in Weinheim - und zwischendurch an einigen weiteren Orten zwischen Neckar und Bergstraße: Bei einem Pressetermin in der Inselgemeinde hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) das neue Tafelmobil offiziell in Betrieb genommen. „Heute bin ich sehr erleichtert“, sagt Manuel Wamser, Leiter der Mannheimer Tafeln, im Gespräch mit dieser Redaktion. Rund ein Jahr lang habe die Planung gedauert, dabei seien viele Sachen zu bedenken gewesen, erzählt der Projektleiter: „Das reicht von den Akteuren, die eingebunden werden müssen bis hin zu ganz praktischen Fragen wie dem Stromanschluss.“

Tafelmobil in Ilvesheim, Schriesheim, Ladenburg, Heddesheim und Weinheim

Das Prinzip einer Tafel ist, dass bedürftige Menschen Lebensmittel zu einem günstigeren Preis kaufen können als im regulären Handel. Die Produkte werden meist von Supermärkten gespendet. Dank des Tafelmobils müssen Menschen aber nun nicht mehr in die Tafelläden kommen, sondern der Laden kommt zu ihnen. Neben Ilvesheim werden auch Schriesheim, Ladenburg, Heddesheim und Weinheim angefahren - jeweils an verschiedenen Wochentagen. Bei ihrem ersten Besuch müssen sich Bedürftige einen Ausweis ausstellen lassen. Dieser ist dann aber nicht auf einen Ort begrenzt, sondern kann auch bei anderen Tafeln genutzt werden.

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Neues Tafelmobil in der Region

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Vor Ort gibt es Ehrenamtliche, die das Tafel-Team beim Verkauf und der Erfassung von Kunden unterstützen. Alleine in Ilvesheim beläuft sich die Zahl der Freiwilligen nach offiziellen Angaben auf etwa 15. Ein Gesicht, das die Kundinnen und Kunden in Zukunft häufiger sehen werden, ist das von Ralf Bechtel. Er ist der Fahrer des Tafelmobils. „Ich habe mich freiwillig gemeldet“, erzählt er.

Seit drei Jahren arbeitet er als Fahrer für die Tafel. Neu für ihn ist, dass er die Ware in Zukunft direkt zum Kunden bringt. „Ich freue mich darauf“, betont er. Jeden Morgen werden die Regale im Fahrzeug komplett beladen, vor Ort muss nur noch die Klappe geöffnet werden. „Ich muss etwas vorsichtiger fahren, damit keine Ware aus den Regalen fällt“, erklärt Bechtel. Das Fahrzeug wird jeden Morgen neu bestückt. Was an einem Tag nicht verkauft wird, kommt ins Kühlhaus und wird am nächsten Tag verwendet.

Standorte

  • An den Wochentagen steht das Tafelmobil in verschiedenen Orten zwischen Neckar und Bergstraße, immer von 10 bis 13 Uhr.
  • Montag: Ilvesheim, evangelische Kirchengemeinde, Neue Schulstraße 10.
  • Dienstag: Schriesheim, Festplatz.
  • Mittwoch: Ladenburg, Nähe Wasserturm (Festwiese/Ankerplatz).
  • Donnerstag: Heddesheim, Parkplatz der katholischen Kirche, Unterdorfstraße 24.
  • Freitag: Weinheim, Breslauer Straße 50 (diese Tafel richtet sich nur an Senioren). 

Der Blick in den Verkaufswagen zeigt eine große Vielfalt. Neben Milchprodukten und frischem Obst und Gemüse gibt es zum Beispiel auch Backwaren und Tee. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richten keine Tüten, sondern der Kunde wählt selbst aus, was er kaufen möchte. Ein Aspekt, den Tafel-Leiter Wamser immer wieder betont - zuletzt, als er das Projekt in den Gemeinderäten der Kommunen vorstellte (wir berichteten).

Bürgermeister zeigen sich dankbar für die Initiative des DRK

Dort stieß er auf überaus positives Echo, was sich beim Pressetermin auch an den Äußerungen der Bürgermeister zeigte. Rathauschefs aus mehreren Orten waren gekommen, um dem neuen Angebot ihre Aufwartung zu machen. „Es ist sehr schön, dass wir noch in diesem Jahr starten können“, sagte der Ilvesheimer Bürgermeister Thorsten Walther (SPD).

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Er dankte auch der evangelischen Kirchengemeinde, die den Stellplatz zur Verfügung stellt. „Dieser wird aber nur vorübergehend sein“, betont der Verwaltungschef. Wenn in gut einem Jahr das neue Familienzentrum in der Schlossstraße eröffnet, soll der Verkaufswagen dort stehen. Bauherr ist hier ebenfalls das Deutsche Rote Kreuz.

Mobile Tafel als Lösung gegen die Raumnot?

Auch der Ladenburger Bürgermeister Stefan Schmutz war zur Eröffnung gekommen. „Für uns als Kommune wäre es quasi nicht möglich, selbst eine Tafel zu gründen“, sagt Schmutz und benennt damit ein Problem, das auch seine Kollegen in den anderen Rathäusern haben. Daher sei das Tafelmobil ein „absoluter Glücksfall“. In Ladenburg wird das Fahrzeug auf der Festwiese stehen. In Heddesheim ist ein Standort an der katholischen Kirche vorgesehen. „Wir sind dankbar, dass das DRK dieses Angebot auf die Beine gestellt hat“, zeigt auch er sich erfreut. Und der Weinheimer Oberbürgermeister Manuel Just betont: „Dieses Fahrzeug ist praktisch, weil man dafür keine Immobilie benötigt.“

Das neue Fahrzeug wurde auch mit Spenden von Stiftungen finanziert. © Torsten Gertkemper-Besse

Das Tafelmobil wurde aus Spenden finanziert. Das Geld stammt von der Mannheimer Tafel, dem DRK sowie zu ganz großen Teilen von der Hopp- und der Alwine-Stiftung. Tafel-Leiter Wamser sagt: „Ohne die Stiftungen wäre das Ganze nicht möglich gewesen.“ Uta Mielisch war für die Hopp-Stiftung zum Pressetermin gekommen. „Weniger als ein Jahr ist es her, dass die Gespräche zwischen Hopp-Stiftung und den anderen Partnern begonnen haben. Jetzt können wir bereits das Ergebnis bewundern“, sagt sie. Martina Schildhauer (Alwine Stiftung) hat sich nach eigenen Angaben seit längerer Zeit für ein solches Mobil eingesetzt. Sie betont: „Das Projekt wird durch jene zum Leben erweckt, die das Fahrzeug befüllen, es fahren und die Waren verkaufen.“

Ab jetzt wird das Tafelmobil auch seinen Teil zum Ortsbild beitragen. „Wir wollen sichtbar sein und uns nicht im Hinterhof verstecken“, sagt Wamser. Deshalb habe man zentrale Orte ausgewählt, die auch eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr haben. Denn Wamser ist überzeugt: „Tafelläden sind Teil der Gesellschaft.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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