Bewegung

Wie die Ilvesheimer Schlossschule ein Begegnungsort für blinde Schüler aus Süddeutschland ist

Beim Landesschulsportfest wird die Schlossschule in Ilvesheim Gastgeber für blinde und sehbehinderte Schüler. Das Treffen ist nicht nur sportlich ein Erfolg.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
Lesedauer: 
Beim Goalball spielt hier die Edith-Stein-Schule aus Unterschleißheim gegen die Schlossschule Ilvesheim. © Christoph Blüthner

Ilvesheim. Gäste aus ganz Süddeutschland, feierliche Anlässe und viel zu organisieren: In der Ilvesheimer Schlossschule war vor dem Beginn der baden-württembergischen Sommerferien noch einiges los. Den Auftakt in die ereignisreichen Wochen machte das Schulfest, das in diesem Jahr vielleicht noch etwas besonderer war als sonst. Die Bildungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Kinder besteht nämlich bereits seit 199 Jahren.

Mehr zum Thema

Inklusion

Schlossschule Ilvesheim: Der Funke springt über – auch ohne Feuer

Veröffentlicht
Von
Peter Jaschke
Mehr erfahren
Inklusion

Blaulichttag an der Schlossschule Ilvesheim: „Ein weiteres Highlight des Jahres“

Veröffentlicht
Von
Peter Jaschke
Mehr erfahren
Verkehr

Nach Kollision mit Brücke in Ilvesheim – wie können diese Unfälle verhindert werden?

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren

„Wir haben aber schon in diesem Jahr groß gefeiert, denn 2026 wird es auf dem Schulgelände voraussichtlich eine große Baustelle geben“, erklärte Schulleiterin Stephanie Liebers. Das Heizkraftwerk der Schule soll auf erneuerbare Energien umgestellt werden. „Ob und wann 2026 gefeiert werden könnte, ist deshalb nicht sicher. Daher kam die Idee, das Fest vorzuverlegen“, erläuterte Liebers.

Schlossschule in Ilvesheim ist bereits seit langer Zeit in öffentlicher Hand

Sie dankte in ihrer Ansprache während des Schulfests allen Beteiligten, die das gute Miteinander Tag für Tag möglich machen. Das schloss Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Eltern und weiteres Personal der Schlossschule ein. Es gehe darum, den Kindern die Möglichkeiten „einer möglichst umfassenden gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe“ aufzuzeigen – und daran hätten alle ihren Anteil.

Hier spielt die Betty-Hirsch-Schule Stuttgart gegen die Edith-Stein-Schule Unterschleißheim. © Christoph Blüthner

1826 wurde die Schule auf private Initiative gegründet, wenige Jahre später vom badischen Staat übernommen. „Das Land Baden-Württemberg ist somit seit fast 200 Jahren Träger der nach Berlin ältesten Blindenschule Deutschlands“, sagte Liebers nicht ohne Stolz. Den Standort in Ilvesheim hat die Schule seit 1868. Seitdem hat sich vieles verändert und entwickelt. Dafür zwei Zahlen zum Vergleich. Bei der Gründung 1826 hatte die Schule 72 „Zöglinge“, wie Liebers sie bezeichnet, heute gut 190 Schüler und 100 Lehrer. Neben blinden und sehbehinderten Kindern gehen auch Kinder mit Mehrfach-Beeinträchtigungen auf die Schlossschule. Die Schulleiterin betonte daher während des Fests auch die Zusammenarbeit mit vielen Akteuren außerhalb der Schlossmauern, darunter Hochschulen und Selbsthilfe-Vereine.

Bewegung und Sport spielen in Ilvesheim seit jeher eine wichtige Rolle

Auch das traditionelle Fußballspiel zwischen Schülern und Lehrern durfte beim Fest nicht fehlen. Es zeigt, welch große Rolle Sport und Bewegung in der Schlossschule spielen, denn nur wenige Tage nach der Schulfeier richteten die Ilvesheim das Landessschulsportfest auf ihrem Gelände aus. Diese Veranstaltung richtet sich an die Schülerinnen und Schüler von derzeit zehn Bildungseinrichtungen mit dem Förderschwerpunkt Sehen in Bayern und Baden-Württemberg. „Es sind zwei wertvolle Tage abseits der Schule, an denen sich die Jugendlichen sportlich messen, sich als Talent in der einen oder anderen Sportart empfehlen oder auch Kontakte knüpfen können“, erläutert die Leiterin der Ilvesheimer Schlossschule. Sie hatte die Veranstaltung gemeinsam mit Jessica Bahr und Daniel Platte, ebenfalls Lehrer an der Schule, vorbereitet.

Hier spielt das St. Franziskus Förderzentrum Sehen aus Heiligenbronn gegen Edith-Stein-Schule Unterschleißheim. © Christoph Blüthner

Die Wettbewerbe fanden an verschiedenen Orten der Region statt, Ilvesheim diente als Wettkampfstätte für Fußball, Schwimmen und Goalball. Bei letzterem geht es darum, einen mit einer Klingel versehenen Ball in das Tor des Gegners zu werfen. Das Spielfeld ist von der Größe vergleichbar mit einem Volleyballfeld. Die Tore sind flach, aber sehr breit – nämlich genauso breit wie die kurze Seite des Spielfelds. Goalball spielt in der Schlossschule eine wichtige Rolle, immer wieder finden in Ilvesheimer Turniere statt, darüber hinaus sind Teams der Schlossschule immer wieder im ganzen Land unterwegs. „Die Schule ist damit auch nach außen ausgezeichnet vertreten“, lobte jüngst auch Gunter Bratzel, bis vor wenigen Tagen noch Lehrer an der Schlossschule. Jetzt ist er in Pension.

Das Schwimmbecken dient auch der DLRG in Ilvesheim

Das Schwimmbecken in der Ilvesheimer Bildungseinrichtung diente nicht nur während der jüngsten Wettbewerbe als Wettkampfstätte. Neben dem Schulunterricht nutzen auch Vereine interimsweise das Becken, so zum Beispiel die DLRG. Aktuell gibt es in Ilvesheim keinen öffentlichen Badebetrieb. Das neue Schwimmbad am Festplatz wird frühestens 2028 in Betrieb gehen können.

Hier spielt das St. Franziskus Förderzentrum Sehen aus Heiligenbronn gegen Edith-Stein-Schule Unterschleißheim. © Christoph Blüthner

Bei der dritten Sportart, Fußball, fanden die Spiele auf dem Rasenplatz im hinteren Bereich des Schulgeländes statt. Wie Schulleiterin Liebers erklärt, konnten die Teilnehmer aus einer der drei Sportarten (Goalball, Schwimmen, Fußball) auswählen. Sie freute sich darüber, dass auch einige ihrer Schüler Pokale gewinnen konnten – und brachte es folgendermaßen auf den Punkt: „Die Laune war gut, die Ergebnisse konnten sich sehen lassen.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke