Sport

Wie der Ilvesheimer Karateka Nico Privitera seinen Titeltraum verwirklichte

Nach mehreren Anläufen hat der 32-Jährige aus Ilvesheim seinen langersehnten Titel bei Deutschen Meisterschaften geholt. Warum er immer weitermacht und was seine nächsten Ziele sind.

Von 
Peter Jaschke
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Ilvesheims Nico Privitera (v.l.) hat im Kata-Team mit Sarah Baumgärtner und Sarah Agte (Kime-Budosport Erlenbach) DM-Gold geholt. © DKV/Brigitte Kraußer

Ilvesheim. Nico Privitera, der engagierte Karateka aus Ilvesheim, hat nach Jahren intensiven Trainings endlich seinen Traum verwirklicht. Mit dem Mixed-Team gewann er bei den Deutschen Meisterschaften in der Masterklasse die ersehnte Goldmedaille und sicherte sich zudem Silber im Einzelwettkampf.

Doch der 32-Jährige blickt bereits auf die nächste Herausforderung: die inoffizielle Senioren-Weltmeisterschaft 2029 in Australien. Gerne würde er bereits in zwei Jahren im Karate-Mutterland Japan daran teilnehmen. Doch 2027 ist er erst 34 – und damit ein Jahr zu jung für World Masters-Games. Im Gespräch schildert der verheiratete Lehrer für Deutsch und Englisch, wie er es schafft, sich kontinuierlich zu motivieren, und gibt Tipps für Menschen, die Sport treiben möchten, aber oft frühzeitig aufgeben.

Karate ist für ihn mehr als nur ein Sport – es ist eine Lebenseinstellung

Privitera ist ein Paradebeispiel für Ausdauer und Disziplin. Für ihn ist Karate mehr als nur ein Sport – es ist eine Lebenseinstellung. „Immer weitermachen und nie aufgeben, das ist im Karate fest verwurzelt und spiegelt die japanische Philosophie der Kampfkunst wider“, erklärt der Karate-Abteilungsleiter und Trainer der SpVgg Ilvesheim. Diese Haltung hilft ihm, sowohl in schwierigen als auch in schönen Zeiten dranzubleiben und den Sport in den Alltag zu integrieren.

Im japanischen Garten Bielefeld absolviert Nico Privitera ein Vorbereitungstraining in der Karatedisziplin Kata. © Privat

Der größte Lerneffekt ist für ihn der Wettkampf, besonders auf hohem Niveau, da man dabei der Perfektion nahekommt, was sehr japanisch sei. Seine Disziplin ist die Kata. Das ist eine Einzel- oder Teamübung, bei der Körperbeherrschung und perfekte Ausführung der Bewegungsabläufe zählen, im Gegensatz zum Kumite, wo direkte Treffer gewertet werden. „Das Faszinierende an Kata ist, dass man ganz bei sich selbst ist“, sagt Privitera, der nicht weniger als siebenmal pro Woche trainiert. Ein Ruhetag ist ihm wichtig, um die nötige Regeneration zu gewährleisten. So absolviert er an einem der Tage zwei Trainingseinheiten, vor und nach der Arbeit. Diese Anstrengungen haben sich nun ausgezahlt.

Ziele sind für ihn essenziell, um motiviert zu bleiben

Nach zweimal Bronze in den beiden Vorjahren verpasste Privitera im Kata-Einzel diesmal um Haaresbreite die Goldmedaille – es fehlten nur 0,1 Wertungspunkte. „Es war ein sehr knappes Rennen, und die Wertung kann man sich ähnlich vorstellen wie bei einer Kür im Kunstturnen“, beschreibt er.

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Doch im Team mit Sarah Agte und Sarah Baumgärtner gelang es, alle Figuren perfekt synchron auszuführen, was schließlich Gold einbrachte. „Es ist ein stolzes Gefühl, nach all den Jahren des Versuchs endlich Gold erreicht zu haben“, reflektiert Privitera seine Gefühle. Mit Bronze heimzukommen sei zwar auf jeden Fall auch ein guter Erfolg, „aber natürlich nicht das, was man als Leistungssportler möchte“.

Die Freude über die hart erarbeitete Medaille wird jedoch von der Frage begleitet, welches Ziel als Nächstes in Angriff genommen werden soll. Denn Ziele sind für ihn essenziell, um motiviert zu bleiben und den Trainingsrhythmus zu halten.

Im Einzel-Katawettbewerb bleibt es denkbar knapp bei Silber für Nico Privitera von der SpVgg. © DKV/Brigitte Kraußer

Ein wichtiger Bestandteil seines Erfolgs ist sein Trainer Fabio Bühler. „Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft“, sagt Privitera über seinen sieben Jahre jüngeren Coach, der einst sein Musterschüler war. Bühler, selbst ehemaliger Deutscher Meister und EM-Teilnehmer, bringt wertvolle Wettkampferfahrung mit. Die beiden haben im Laufe der Zeit ihre Rollen getauscht und sind zu engen Freunden geworden. „Unsere Dynamik passt einfach“, sagt Privitera. Diese Beziehung lässt sich auch durch seinen Beruf als Lehrer erklären, der ein symbiotisches Lernen und Wachsen fördert.

Seit über 20 Jahren ist Privitera aktiv im Karate. Er begann im Alter von zwölf Jahren und übernahm mit 15 bereits erste Verantwortung als Trainer, als die Haupttrainerin krankheitsbedingt ausfiel. Bis heute begeistern er und Bühler den Nachwuchs, was sich in langen Wartelisten widerspiegelt. „Es freut mich sehr, dass es so viel Interesse gibt“, meint er. Allerdings beobachtet Privitera, dass die Konzentrationsfähigkeit und Frustrationstoleranz der Kinder über die Jahre abgenommen haben, was neue Herausforderungen mit sich bringt. „Im Training können die Kinder in dieser schnelllebigen Zeit zur Ruhe kommen und lernen, konzentriert bei sich zu sein“, erklärt er. Ziel ist es, dass die Kinder selbstbewusst und gestärkt aus der Halle gehen und diese Werte ins Leben tragen.

Mit kleinen Schritten zum großen Erfolg

Privitera betont die Wichtigkeit kleiner Schritte, um gesetzte Ziele zu erreichen. „Mit kleinen Schritten anfangen, anstatt alles auf einmal verändern zu wollen, ist nachhaltiger“, rät er. Oft scheitern Menschen daran, dass sie in alte Gewohnheiten zurückfallen, vor allem in Stresssituationen. „Es geht darum, Routinen zu schaffen, die nach und nach in den Alltag integriert werden“, erklärt er. So können kleine Veränderungen langfristig etabliert werden.

Nico Priviteras Erfolgsgeschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Kraft von Ausdauer, Disziplin und der richtigen Einstellung. Sein Weg zeigt, dass der Schlüssel zum Erfolg in kleinen, konsequenten Schritten liegt, die letztendlich große Siege ermöglichen.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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