Wirtschaft

So könnte es mit dem geplanten Gewerbegebiet in Ilvesheim-West weitergehen

In Ilvesheim gibt es eine Fläche, auf der seit Jahren Gewerbe entstehen soll. Nun hat der Investor neue Pläne vorgestellt. Sie weichen in einem wichtigen Punkt vom bisherigen Vorhaben ab.

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Torsten Gertkemper-Besse
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Blick von der Mozartstraße in Ilvesheim aus: Auf der Fläche hinter dem Lidl-Markt (weißes Gebäude) soll das Gewerbegebiet entstehen. © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Das geplante Gewerbegebiet im Ilvesheimer Westen ist seit mehreren Jahren ein wichtiges Thema im Ort. Doch so viel darüber schon gesprochen wurde, so wenig ist bislang gebaut worden. Jetzt könnte wieder Bewegung in die Sache kommen. Das Ingenieurbüro Götz aus Mannheim hat neue Pläne für das Areal zwischen Lidl-Markt und verlängerter Mozartstraße vorgestellt. Sie sehen Platz für ortsansässige Unternehmen und Start-ups vor. Götz plant nicht mehr mit einer großen Halle, sondern unter anderem mit zwei kleineren Einheiten, die flexibel ausgestaltet werden können. Die Präsentation ist im Internet abrufbar. Möglicherweise könnte auch ein gastronomisches Angebot auf der Fläche entstehen.

Projektplaner Sebastian Götz stellte seine Präsentation im Gemeinderat unter das Motto „Gewerbehöfe pur“. Das fand bei den Bürgervertretern großen Anklang, bemängeln sie doch seit Jahren, dass lokale Unternehmen zu wenig Möglichkeiten haben, im Ort neue Räume zu finden. „Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein attraktives Projekt vorstellen“, sagte Sebastian Götz an die Mitglieder des Gemeinderats gewandt.

Die Aussichten für das Gewerbegebiet in Ilvesheim sind nicht mehr ganz so düster, wie es der Himmel im Hintergrund vermuten lässt. © Torsten Gertkemper-Besse

Bis zum Gewerbegebiet in Ilvesheim sind noch einige Schritte zu gehen

Wie geht es nun weiter? Das Unternehmen Götz, das die Fläche entwickelt, muss einen Bauantrag für das geänderte Vorhaben stellen. Dafür hat der Gemeinderat einstimmig die Frist bis 30. April 2026 verlängert. Darüber hinaus sind Pläne anzupassen und weitere Gutachten von Experten einzuholen. „Wir lassen zum Beispiel eine CO₂-Bilanzierung machen. Das übernimmt ein Fachbüro“, erklärte Götz. Das Verfahren ist kompliziert, mehrere Akteure haben Mitspracherecht. Am Ende muss ein Satzungsbeschluss durch den Gemeinderat stehen. Grundlage für das Projekt ist ein vorhabenbezogener Bebauungsplan.

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Das Gewerbegebiet hat eine lange Vorgeschichte. Den letzten Rückschlag für gab es im vergangenen November. Nach Recherchen des „Mannheimer Morgen“ kam heraus, dass der geplante Hauptmieter abgesprungen war. Der Online-Supermarkt Picnic hätte eigentlich eine Lagerhalle auf dem Areal errichten sollen, gab aber gegenüber dem „MM“ an, sich bereits Ende 2023 von dem Vorhaben distanziert zu haben. Bürgermeister und Verwaltung wurden von der Entwicklung überrascht, der Unmut im Gemeinderat groß. Denn die Fraktionsvertreter gaben an, vom Unternehmen Götz nicht über den Picnic-Rückzug informiert worden zu sein.

Gemeinde Ilvesheim hatte bereits viel Arbeit mit dem immer noch nicht gebauten Gewerbegebiet

Ein weiterer Grund für den großen Unmut dürfte gewesen sein, dass die Gemeinde vorher schon viel Arbeit mit dem Gewerbegebiet hatte. Es gab mehrere Offenlagen und Beteiligungen der Öffentlichkeit. Darüber hinaus holte der Vorhabenträger zahlreiche Gutachten von Fachbüros ein. Diese betrafen unter anderem die Bereiche Schallschutz, Artenschutz, Verkehrsbelastung, Auswirkung auf andere Lebensmittelhändler sowie Ausgleichsmaßnahmen für die später durch das Gewerbegebiet versiegelten Flächen.

Das Bild stammt aus dem Oktober des vergangenen Jahres. Damals schien zwar die Sonne, doch die frische Nachricht vom Picnic-Rückzug drückte die Stimmung. © Torsten Gertkemper-Besse

Die Vorgeschichte des Gewerbegebiets reicht indes noch weiter zurück als 2023. Bereits vor gut zwölf Jahren gab es einen Bebauungsplan für das Areal. Dieser wurde angefochten, das Verfahren kam zum Erliegen. Mit dem Plan, der unter anderem die Nutzung durch Picnic vorsah, sollte eigentlich Rechtssicherheit geschaffen werden. Doch auch das gelang nicht. So fehlte zum Beispiel bis zuletzt eine Veröffentlichung im Gemeindeblatt. Diese ist aber eine Grundvoraussetzung für die Gültigkeit des Plans. Die Veröffentlichung des Plans muss im weiteren Verfahren noch nachgeholt werden.

Ilvesheimer Gemeinderäte glücklich, dass „es mit dem Gewerbegebiet jetzt weiter geht“

In der jüngsten Gemeinderatssitzung äußerten sich die Räte zufrieden darüber, dass es jetzt weiter gehen könnte. „Wir freuen uns über die neue Entwicklung. Auch deshalb, weil der Picnic-Rückzug ein Nackenschlag war“, sagte Günter Tschitschke (Freie Wähler). „Das neue Konzept ist schlüssig“, sagte Ralf Kohl (CDU), sparte aber nicht an Kritik: „Das Vertrauen hat gelitten, wir bitten jetzt um eine transpartente Durchführung. Wir kamen uns in der Vergangenheit schon veräppelt vor.“ Sein Kollege Rolf Sauer (SPD) sah das gelassener. „Sie tragen die Verantwortung“, sagte er an Sebastian Götz gerichtet: „Planen Sie gut und sicher. Wir wollen, dass das kommt.“ Das Scheitern sei eine Chance, so der Sozialdemokrat. Picnic sei als Ankermieter damals nicht die erste Wahl gewesen. Sarah Nick-Toma (Grüne) wünschte sich vom Projektentwickler, dass man gerade hinsichtlich Photovoltaik-Anlagen mehr tue „als das gesetzlich nötigste“.

Gewerbegebiet vs. Radschnellweg? Diese Bedenken gibt es in Ilvesheim nicht mehr

Nicht nur die Grünen hatten in der Vergangenheit immer wieder Beddenken wegen der Verkehrssituation angemeldet. Hintergrund ist, dass der Radschnellweg Heidelberg-Mannheim ursprünglich genau an dem Gewerbegebiet vorbeiführen sollte. Hier befürchteten viele Menschen Nutzungskonflikte zwischen Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern. Diese Sorge brauchen die Gemeinderäte aber nicht mehr zu haben. Denn das zuständige Regierungspräsidium hat die Route des Radschnellwegs so geändert, dass sie nicht mehr direkt am Gewerbegebiet vorbeiführt. Die Freien Wähler hatten diesen Stein ins Rollen gebracht, mit einem Antrag im Jahr 2022.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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