Ilvesheim. Dass der Bau des Kombibads in Ilvesheim deutlich teurer werden würde, ist bereits seit April von Fachleuten belegt. Nun ist klar: Auch der Betrieb kostet mehr als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis der sogenannten Folgekostenschätzung, sie löst die Berechnungen aus dem Jahr 2020 ab. In der Sitzung des Gemeinderates am Donnerstag haben die Planer die neuen Zahlen präsentiert.
Das Kombibad soll, so die bisherige Idee, aus einem Hallenbad-Teil (Abschnitt 1) und einem Freibad-Teil (Abschnitt 2) bestehen. Wenn das Kombibad als Ganzes kommt, müsste die Kommune nach Angaben der Fachplaner knapp 1,8 Millionen Euro jährlich zum Betrieb zuschießen. Im Jahr 2020 war man noch von etwas mehr als 850 000 Euro ausgegangen. Sollte die Gemeinde nur den Hallenbad-Teil bauen, gehen die Experten von etwas weniger als 1,4 Millionen Euro Zuschuss-Bedarf aus. In diesen Zahlen sind die Zinsen der Kredite und Abschreibungen eingerechnet.
Der starke Anstieg der Betriebskosten hat viele Gründe, wie eine Vertreterin des Planungsbüros in der Sitzung erklärte. Höhere Löhne, Kostensteigerungen bei Wasser, Abwasser und Betriebsmitteln sowie das neue Energiekonzept seien dafür verantwortlich. Vor gut einem Jahr hatte der Gemeinderat beschlossen, das Bad nicht mit Gas, sondern mit einer Wärmepumpe zu heizen. Als Entlastung für Spitzenzeiten kommen Pellets zum Einsatz. Das neue Modell sei zwar auf Dauer deutlich wirtschaftlicher, lobt die Expertin. Allerdings seien die Energiekosten in den vergangenen Jahren derart drastisch gestiegen, dass auch eine effektivere Heizung das nicht kompensieren könne.
Doch das ist laut Planern nicht die einzige Herausforderung. Die neuen Berechnungen gehen davon aus, dass direkt nach Fertigstellung von Abschnitt 1 der Bau des Freibad-Teils beginnt. Doch ob dieser überhaupt kommt, ist seit Donnerstagabend ungewisser denn je. Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) erklärte: „Wir bauen den ersten Bauabschnitt. Den zweiten können wir aber unter den aktuellen Voraussetzungen nicht realisieren.“
Auch ein Aufschub bringt Herausforderungen mit sich
Der Freibad-Teil müsste bereits jetzt in die mittelfristige Finanzplanung aufgenommen werden. Diese reicht drei Jahre in die Zukunft. Walther rechnet mit einem Veto der Aufsichtsbehörde, sollte Ilvesheim den zweiten Bauabschnitt in der mittelfristigen Finanzplanung erfassen. Der Bürgermeister sieht eine Realisierung – wenn überhaupt – frühestens in einem Jahrzehnt.
Doch auch ein Aufschub oder Verzicht auf den zweiten Bauabschnitt bringt Herausforderungen mit sich. Das Architekturbüro ging bisher davon aus, dass beide Teile des Kombibads realisiert werden. In den aktuellen Planungen ist zum Beispiel vorgesehen, technische Anlagen der Außenbecken und Umkleiden für den Sommer in das Hallenbad-Gebäude zu integrieren. Das sei wirtschaftlicher, sagen die Planer. Wenn der Freibad-Teil aber nun gar nicht komme, müsse man umdisponieren. Sonst hätte man später zu groß dimensionierte Anlagen im Hallenbad – und Sommerumkleiden, die man gar nicht braucht. Eine Umplanung sei aber möglich, erklärte die Fachfrau.
Auch bei den Baukosten war das Architekturbüro bisher davon ausgegangen, dass beide Abschnitte realisiert werden. Sie schlagen mit insgesamt 25 Millionen Euro zu Buche (Stand: April). Davon entfallen knapp 17 Millionen auf den ersten Bauabschnitt, der Rest auf den zweiten. Ungewiss ist, ob es bei diesen 17 Millionen bleibt, wenn man nur das Hallenbad baut. Schließlich wären dann noch einmal Umplanungen nötig, sollte man auf Teil 2 verzichten.
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Der Bau des Hallenbads könnte nach aktuellen Schätzungen im September 2025 beginnen und Ende 2027 oder Anfang 2028 abgeschlossen sein. Für 2028 hat die Verwaltung bereits die Ausgaben für den Betrieb eingeplant. Das Freibad wäre frühestens im Oktober 2029 fertig, wenn man es denn gleich im Anschluss errichten würde.
„Wir werfen die Flinte nicht ins Korn“, bekräftigte Walther im Gespräch mit dem „MM“. Das Hallenbad treibe man mit aller Kraft voran. Der Freibad-Teil sei aber unter diesen Umständen nicht realisierbar. Sinkende Steuereinnahmen und dadurch weniger Einnahmen für die Gemeinde, möglicherweise höhere Personalkosten als bisher kalkuliert und steigende Zinsen für Kredite ergäben ein sehr schwieriges Umfeld, befand der Rathauschef.
Freie Wähler zeigen sich trotz allem zuversichtlich
„Das sind hohe Zahlen“, fand auch Peter Riemensperger (Freie Wähler). Er zeigte sich aber optimistisch: „Wir haben in den vergangenen Jahren zum Beispiel die Aufwendungen für die Kinderbetreuung massiv erhöht – und das haben wir hinbekommen.“ Früher habe Ilvesheim auch zwei Bäder gehabt und diese finanzieren können. Zum Hintergrund: Bis 2017 gab es in Ilvesheim ein Frei- und ein Hallenbad an zwei verschiedenen Standorten. Vor sieben Jahren schloss das Freibad, das Hallenbad ist seit 2022 für die Öffentlichkeit nicht mehr nutzbar.
„Es war zu befürchten, dass das Kombibad nicht gerade billiger wird“, sagte Ralf Kohl (CDU). Er schlug vor, Einsparpotenziale zu suchen, zum Beispiel bei der Reinigung durch einen Dienstleister oder der Verpachtung für Gastronomie. Michael Haug (Grüne) zeigte sich besorgt. Egal ob nur ein Bauabschnitt oder beide, man stehe als Gemeinde nachher mit einem riesigen Minus da: „Wir sind sehr gut beraten, da einige Nächte drüber zu schlafen.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Ilvesheimer Kombibad ist ein verkorkstes Projekt