Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Ilvesheimer Kombibad ist ein verkorkstes Projekt

Es ist der nächste Akt in einem seit neun Jahren dauernden Trauerspiel: Das Ilvesheimer Kombibad bekommt vermutlich keinen Freibad-Bereich. Der Gemeinde fehlt das Geld, um den zweiten Bauabschnitt auf absehbare Zeit zu finanzieren. Die Nachricht ist keine Überraschung. Schon seit Längerem hatte man nur den ersten Abschnitt (Hallenbad) forciert und den zweiten (Freibad) hintenan gestellt – in der Hoffnung, dass sich dafür noch irgendeine Lösung finden würde.

Diese Hoffnung ist nun passé, wenn man Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) glaubt. Die Gemeinderatsfraktionen, die das Bad unterstützen, üben sich in Zuversicht und Optimismus. Aber auch sie können kein Geld herbeizaubern. Walther, seit gut einem Jahr im Amt, will für Klarheit sorgen. Er treibt das Hallenbad voran und erteilt dem Freibad eine Absage. „Lieber halb als gar nicht“ – ein nachvollziehbarer Versuch, ein politisch verkorkstes Projekt (teilweise) zu retten.

Das Bad ist in einen Negativ-Strudel geraten

Einmal mehr macht es traurig, was aus dem Vorhaben geworden ist. Das Kombibad wurde 2015 beschlossen und im selben Jahr durch einen Bürgerentscheid bestätigt. Doch frühestens im Herbst 2025 könnten die ersten Bagger rollen, zehn Jahre später. Durch die vielen Verzögerungen ist das Kombibad in einen Strudel aus Corona-Pandemie, Inflation, steigenden Zinsen und schwächelnder Konjunktur geraten. Die Bedingungen sind nun deutlich schwieriger als noch vor einigen Jahren. Ein Beispiel sind die Zinsen. Vor fünf Jahren wären Kredite fast zum Nulltarif zu haben gewesen. Um die Inflation zu bekämpfen, wurde 2022 das Zinsniveau angehoben. Für das Kombibad ist das doppelt bitter. Die Inflation sorgt für höhere Baupreise, die Zinsanhebung für deutlich teurere Kredite.

Doch es gibt einen Funken Hoffnung: Die Atmosphäre im Ilvesheimer Gemeinderat ist so konstruktiv wie lange nicht mehr. Trotz Hiobsbotschaften und gegensätzlicher Ansichten verzichteten die Mitglieder des Rats am Donnerstag auf gegenseitige Angriffe und Schuldzuweisungen. Das hat man schon ganz anders erlebt.