Soziales

Obdachloser zwischen Ilvesheim und Feudenheim - wie kann man am besten helfen?

In Ilvesheim und Feudenheim sorgt ein Wohnungsloser für Diskussionen. Doch was kann man tun, wenn man helfen will? Eine Expertin gibt Tipps - und nennt eine goldene Regel

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Torsten Gertkemper-Besse
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Unter dieser Autobahnbrücke zwischen Ilvesheim und Feudenheim hielt sich der Wohnungslose auf. © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Er hält sich weiter unter der Autobahnbrücke zwischen Ilvesheim und Feudenheim auf – und ist immer noch ein großes Gesprächsthema in der Inselgemeinde. Die Rede ist vom wohnungslosen Mann, über den diese Redaktion bereits vor einigen Wochen berichtet hatte. „Wir erhalten immer wieder Anrufe von Bürgern, die sich Sorgen um ihn machen“, erklärt der Ilvesheimer Bürgermeister Thorsten Walther (SPD). Im Gemeinderat gab es dazu ebenfalls mehrere Anfragen.

Wichtige Verhaltensregeln für Umgang mit Obachlosen

Als der Obdachlose vor einigen Tagen auch noch verletzt wurde, entspann sich erneut eine Diskussion – besonders in den sozialen Netzwerken im Internet. Eine häufig gestellte Frage dabei: Wie kann man dem Wohnungslosen helfen? Anlass genug, um bei Fachleuten nachzufragen. Welche Verhaltensregeln gibt es für den Umgang mit wohnungslosen Menschen? Was kann man tun und was sollte man besser lassen?

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Torsten Gertkemper-Besse
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Um diese Fragen zu beantworten, hat der „MM“ mit Mona Keitel gesprochen. Sie arbeitet in der Tagesstätte für Wohnungslose des Caritasverbands Mannheim.  Für sie gibt es eine zentrale Verhaltensregel im Umgang mit Obdachlosen, wenn man helfen möchte: „Zunächst immer direkt nachfragen.“ Wenn man unmittelbar mitbekomme, wie dem Betroffenen Gewalt widerfährt, solle man natürlich Hilfe holen, erklärt sie. Wenn es die Umstände zuließen, sei es aber immer besser, zuerst direkt mit der Person zu sprechen, bevor man eine Notrufnummer wähle.  

"Auch Wohnungslose sind selbstbetimmte Menschen"

 „Diese Menschen sind nicht hilflos, auch wenn es für manche so aussieht“, erklärt Keitel.  Die Entscheidung, sich an einem Ort aufzuhalten, sei eine selbstbestimmte. Genauso verhalte es sich mit der Frage, ob der Betroffene Hilfe annehmen will: „Nicht jeder möchte das und das muss man akzeptieren.“ Dennoch wirbt Keitel ausdrücklich dafür, Hilfe anzubieten: „Es ist besser, einmal zu viel nachzufragen als einmal zu wenig.“ Eine Zurückweisung solle man nicht mit fehlender Dankbarkeit verwechseln: „Wir wollen ja auch nicht immer alles haben, was man uns anbietet.“

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Wenn man zu einem Wohnungslosen hingehe, sei es wichtig, sich auf Augenhöhe zu begeben. „Sollte die Person am Boden sitzen, am besten in die Knie gehen“, rät Keitel. Sollte die Person verletzt sein, könne man sie fragen, ob man gemeinsam einen Krankenwagen oder die Polizei rufen soll. Ansonsten könne das eigene Verhalten als übergriffig empfunden werden, zumal die Polizei für Wohnungslose selten mit positiven Empfindungen verbunden sei.

Wie reagiert der Mann in Ilvesheim auf Hilfsangebote?

Und wenn man dem betroffenen Menschen eine warme Suppe oder etwas zu trinken bringen möchte? „Das kann man machen“, sagt Keitel. Aber auch hier gelte: Immer zuerst nachfragen, ob der Mensch das auch wirklich will. „Man kann die Suppe oder das Getränk ja schon einmal mitnehmen – und wenn der Betroffene es nicht möchte, wieder mit nach Hause nehmen“, schlägt Keitel vor.

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Im konkreten Fall in Ilvesheim hat der Mann bisher die Hilfsangebote abgelehnt. Auch eine ärztliche Behandlung wollte er nicht annehmen. Die Gemeinde Ilvesheim betont, dass man den wohnungslosen Mann über die verschiedenen Hilfsmöglichkeiten informiert habe. Auch Keitel erklärt, dass die meisten Obdachlosen wüssten, wo sie Unterstützung bekommen könnten. So gibt es eine Notübernachtungsstelle in der Bonadiesstraße – oder eben die Tagesstätte für Wohnungslose in den Mannheimer Quadraten. Auf der Seite des Caritasverbands Mannheim kann man auch einen Flyer (hier klicken) herunterladen, der sämtliche Hilfsangebote auflistet.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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